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Blutbild erklärt: Das bedeuten die einzelnen Blutwerte wirklich

Blutwerte erklärt: Das bedeuten die Werte im Blutbild wirklich
Blutwerte erklärt: Das bedeuten die Werte im Blutbild wirklich Credit: Getty Images

Wer beim Arzt die eigenen Blutwerte testen lässt, versteht oft nur Bahnhof. Wir erklären euch, was die einzelnen Blutwerte bedeuten und was euer Blutbild wirklich verrät.

Inhaltsverzeichnis

„Ihr Gamma-T ist ein wenig hoch und der CRP-Wert ebenfalls“ – und das jetzt bitte mal auf Deutsch! Beim Arztbesuch versteht man oft nicht viel. Besonders dann, wenn es nicht um die Diagnose einer konkreten Krankheit wie Grippe geht, sondern um die Besprechung der Blutwerte.

Mit ein bisschen Glück erklärt dir der Arzt, was es mit „Gamma-T“ auf sich hat und was es bedeutet, wenn der Wert zu hoch ist. Vielleicht wirft er aber auch nur mit Fachbegriffen und Abkürzungen um sich und du verstehst nichts. Frage in solchen Fällen nach und lass dir deine Blutwerte ganz genau erklären. Am besten bittest du den Arzt um eine Kopie, so dass du deine Blutwerte zu Hause in Ruhe nachlesen kannst.

Blutwerte
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Kleines Blutbild, großes Blutbild

Kleines Blutbild, großes Blutbild oder Leberwerte: Es gibt jede Menge Blutwerte, die vom Arzt bestimmt werden. Gängige Begrifflichkeiten sind kleines und großes Blutbild. Das kleine Blutbild wird bei Verdacht auf Infektionen, Blutbildungsstörungen und vor OPs durchgeführt. Zusammen mit dem Differentialblutbild, bei dem die weißen Blutkörperchen genauer unter die Lupe genommen werden, ergibt sich das große Blutbild. Oft sind es jedoch andere Blutwerte, die der Arzt kontrolliert, um verschiedene Krankheiten auszuschließen bzw. eine Diagnose zu stellen.

So werden verschiedene Blutwerte bestimmt, um eine Entzündungen im Körper festzustellen. Was erhöhte Entzündungswerte bedeuten, erfahrt ihr beim Gesundheitsportal Onmeda.de. Leberenzyme geben Aufschluss auf Lebererkrankungen und Harnstoff oder Kreatinin auf Probleme in der Niere.

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Kleines Blutbild: Blutzellen

Das kleine Blutbild besteht aus drei Bereichen: den Blutzellen, dem Hämoglobin- und dem Hämokrit-Wert. Zu den Blutzellen zählen die roten und weißen Blutkörperchen sowie die Blutplättchen.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
Die Anzahl der roten Blutkörperchen gibt Auskunft über die Sauerstoffversorgung des Körpers, denn mit diesen wird der Sauerstoff zu den Organen transportiert. Sind viele rote Blutkörperchen da, kann das ein Zeichen für Lungen- und Herzkrankheiten sein. Ein niedriger Wert kann ein Anzeichen für eine Anämie und einen Eisen- oder Vitamin B 12-Mangel sein.

Normalwerte für Frauen: 4,0 – 5,4 Mio./µl
Normalwerte für Männer: 4,3 – 5,6 Mio./µl

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Ist die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht, ist das oft ein Zeichen für eine Entzündung oder Infektion, die im Körper vorliegt.

Normalwerte für Frauen & Männer: 3.800 – 10.500/µl

Blutplättchen (Thrombozyten)
Die Thrombozyten sind wichtig für die Blutgerinnung. Ist der Wert sehr hoch, kann eine schwere Infektion oder Krebserkrankung vorliegen. Sehr niedrige Werte können durch Vitamin B 12-Mangel oder Medikamente bedingt sein.

Normalwerte für Frauen & Männer: 140.000 – 345.000/µl

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Kleines Blutbild: Hämoglobin

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff. Abgekürzt wird er oft mit Hb. Bestimmt wird das gesamte im Blut vorkommende Hämoglobin (= HbE) oder nur das an die roten Blutkörperchen gebundene (= MCH).

Ein erhöhter Hämoglobin-Wert kann bei Gehirnhautentzündung, Tumoren oder einem Schlaganfall auftreten. Ein sehr niedriger Wert ist oft ein Anzeichen für eine Eisenmangelanämie. Bei chronischen Darmentzündungen wie Morbus Crohn kann der Hb-Wert ebenfalls niedrig sein.

Normalwerte für Frauen: 12 – 16 g/dl
Normalwerte für Männer: 13 – 17 g/dl

Kleines Blutbild: Hämatokrit

Der Hämatokrit-Wert hängt stark von Alter, Geschlecht und der Menge der roten Blutkörperchen ab, die der Arzt bei der Auswertung berücksichtigen sollte. Generell macht der Hämatokrit-Wert eine Aussage über die Fließeigenschaften des Bluts. Ist er sehr hoch, ist das Blut eher dick und die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden, höher.

Normalwerte für Frauen: 38 – 44 %
Normalwerte für Männer: 42 – 50 %

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Differentialblutbild

Das Differentialblutbild ist eine Erweiterung des kleinen Blutbilds. Hier werden die verschiedenen weißen Blutkörperchen differenziert und einzeln ausgewertet.

Granulozyten
Die Granulozyten werden in Neutrophile, Eosinophile und Basophile unterteilt. Ist der Granulozyten-Wert erhöht, können Stress, Medikamente, aber auch Schwangerschaft, eine akute Infektion, Leukämie oder eine Allergie die Ursache sein. Ein sehr niedriger Wert kann ein Hinweis auf einen Vitamin B 12-Mangel, das Cushing-Syndrom oder Stress sein.

Normalwerte für Frauen & Männer:
stabkernige Neutrophile: 3 – 5 %
segmentkernige Neutrophile: 54 – 62 %
Eosinophile: 1 – 4 %
Basophile: 0 – 1 %

Monozyten
Monozyten spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Sie greifen Erreger an und beseitigen sie. Ist der Monozyten-Wert erhöht, spricht das für eine akute Infektion wie beispielsweise Pfeiffersches Drüsenfieber, Tuberkulose, Malaria oder chronische Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Schockdiagnose Morbus Crohn: Tipps, um mit der Krankheit zurechtzukommen.

Normalwerte für Frauen & Männer: 3 – 8 %

Lymphozyten
Es gibt zwei Arten von Lymphozyten: Die B-Lymphozyten sind für die Antikörper-Bildung verantwortlich, die T-Lymphozyten bilden Botenstoffe, die Informationen zwischen den Zellen des Immunsystems hin- und hertransportieren. Ist der Wert erhöht, kann die Ursache eine Infektion sein. Ein niedriger Wert kann durch Aids, Morbus Hodgkin oder das Cushing-Syndrom hervorgerufen werden.

Normalwerte für Frauen & Männer: 25 – 45 %

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Entzündungswerte

Auch Entzündungen können über das Blut nachgewiesen werden. Dafür gibt es drei wichtige Werte: die Blutsenkungsgeschwindigkeit, die Zahl der weißen Blutkörperchen und das C-reaktive Protein (CRP).

Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG):
Bei der Blutsenkungsgeschwindigkeit wird gemessen, wie lange die Blutkörperchen brauchen, um nach unten zu sinken. Ist der Wert hoch, deutet das auf eine Entzündung hin.

Normalwerte für Frauen: 6 – 10 mm nach 1 Stunde
Normalwerte für Männer: 3 – 10 mm nach 1 Stunde

Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten):
Bei der Immunanwehr spielen die weißen Blutkörperchen eine große Rolle. Ist der Wert im Blut erhöht, spricht das für eine Infektion – zum Beispiel durch Bakterien.

Normalwerte für Frauen & Männer: 3.800 – 10.500/µl

C-reaktives Protein (CRP):
Der CRP-Wert ist ein guter Messer für eine Entzündungsaktivität im Körper, da er schneller ausschlägt als die Blutsenkungsgeschwindigkeit. Schon sechs bis zehn Stunden nach Erkrankung ist dieser Wert erhöht.

Normalwerte für Frauen & Männer: unter 5 mg/l

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Blutfett-Werte

Geht es um Blutfett-Werte, denken die meisten direkt an Cholesterin. Dabei gibt es noch eine ganze Reihe anderer Werte, die bei der Blutfettanalyse ausgewertet werden. Mit dieser Analyse wird das Risiko für Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose bestimmt.

Triglyzeride
Triglyzeride werden auch Neutralfette genannt und machen den Großteil des mit der Nahrung aufgenommenen Fetts aus. Sie dienen als Speicherfett. Zu hohe Triglyzerid-Werte können ihre Ursache in Übergewicht, Diabetes, Alkoholkonsum, Schwangerschaft oder Lebererkrankungen haben. Zu niedrige Werte sind eher selten.

Normalwerte für Frauen & Männer: < 150 mg/dl; < 1,7 mmol/l

Cholesterin
Der Cholesterinwert steht oft im Mittelpunkt bei der Analyse von Blutfett-Werten. Gemessen werden zwei Werte: der LDL (Low Density Lipoprotein) mit niedriger Dichte und der HDL (High Density Lipoprotein) mit hoher Dichte. Das HDL ist der sogenannte gute Wert, der möglichst hoch, wohingegen das LDL möglichst niedrig sein sollte.

Normalwerte für Frauen und Männer:
Cholesterin: < 200 mg/dl; < 5,2 mmol/l
LDL-Cholesterin: < 160 mg/dl; < 4,1 mmol/l
HDL-Cholesterin: > 40 mg/l; > 1,0 mmol/l

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Leberwerte

Die verschiedenen Leberwerte gehören zu den am häufigsten ausgewerteten Labordaten. Der Grund: Erhöhte Leberwerte sind die Folge einiger Erkrankungen, zum Beispiel Hepatitis, Fettleber, Leberzirrhose oder Gallensteine. Auch Alkoholmissbrauch führt zu erhöhten Leberwerten. Kontrolliert werden in der Regel diese vier Enzyme: GOT, GPT, Gamma-GT und die alkalische Phosphatase (AP).

GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) in U/l
Normalwerte für Frauen: kleiner 35
Normalwerte für Männer: kleiner 50

GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) in U/l
Normalwerte für Frauen: kleiner 35
Normalwerte für Männer: kleiner 50

Gamma-GT (Gamma-Glutamyl-Transferase) in U/l
Normalwerte für Frauen: kleiner 40
Normalwerte für Männer: kleiner 60

alkalische Phosphatase (AP) in U/l
Normalwerte für Frauen: 35 – 105
Normalwerte für Männer: 40 – 130

Nierenwerte

Die Niere gehört zu den wichtigsten Organen im Körper, denn sie hält den Wasser-, Mineralstoff- und Säure-Basen-Haushalt aufrecht. Entsprechend oft werden Blutwerte bestimmt, die uns verraten, ob hier alles in Ordnung ist. Kontrolliert werden meist Harnstoff, Kreatinin und Kreatinin-Clearance. Neben den Blutwerten werden zusätzlich Harnanalysen bei Verdacht auf Erkrankungen gemacht.

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Harnstoff
Normalwert für Frauen: 17 – 43 mg/dl
Normalwert für Männer: 18 – 55 mg/dl

Kreatinin
Normalwert für Frauen: 0,66 – 1,09 mg/dl
Normalwert für Männer: 0,84 – 1,44 mg/dl

Kreatinin-Clearance
Normalwert für Frauen (25-50 Jahre): 70 – 110 ml/min
Normalwert für Männer (25-50 Jahre): 95 – 140 ml/min

Schilddrüsenwerte

Die Schilddrüse ist an vielen wichtigen Vorgängen im Körper beteiligt und regelt unter anderem den Hormonhaushalt. Bei Verdacht auf Unregelmäßigkeiten werden verschiedene Werte im Blut geprüft, besonders der sogenannte TSH-Wert. Liegt er im Normalbereich, arbeitet die Schilddrüse normal und es liegt keine Erkrankung vor. Ist der TSH-Wert zu hoch, kann eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegen, bei einem erniedrigten Wert dagegen eine Schilddrüsenüberfunktion.

Thyreoida-stimulierendes Hormon (TSH)
Normalwert für Frauen & Männer: 0,27 – 2,5 mU/l

Trijodthyronin (T3 )
Normalwert für Frauen & Männer: 2 – 4,4 pg/ml

L-Thyroxin (T 4)
Normalwert für Frauen & Männer: 8 – 18 pg/ml

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Weiterführende Informationen zum Thema Blutbild und einen Online-Blutbild-Check findet ihr auch auf der Gesunheitsinformationsseite Internisten im Netz.