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Enger Raum, große Angst: Was steckt hinter Klaustrophobie?

Frau vor einer Wand, die erschöpft ihren Kopf in den Nacken legt
Wir erklären euch, was hinter Klaustrophobie steckt Credit: Adobe Stock

Menschen, die unter Klaustrophobie leiden, haben Angst vor verschlossenen Räumen. Doch wie ist dieses Phänomen zu erklären?

„Ich bin klaustrophobisch“ – Diesen Satz hat vermutlich jeder von uns schon einmal gehört. Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Und woran erkennt man, dass man unter Klaustrophobie leidet? Wir klären euch über das Phänomen auf und verraten euch, was ihr dagegen tun könnt.

Das Wort Klaustrophobie setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Der erste Teil stammt von dem lateinischen Wort „claustrum“ ab und bedeutet „Gewahrsam“ bzw. „Schloss“ ab. „Phobie“ ist die griechische Bezeichnung für Angst. Unter dem Begriff Klaustrophobie ist folglich die Angst zu verstehen, die Betroffene bei einem Aufenthalt in einem geschlossenen Raum verspüren.

In der deutschen Umgangssprache wird häufig auch der Begriff Platzangst verwendet. Dabei ist Platzangst (auch Agoraphobie) in Wirklichkeit das genaue Gegenteil von Klaustrophobie: Denn unter Klaustrophobie versteht man die Angst vor geschlossenen Räumen (z.B. Fahrstuhl, Flugzeug, …). Während man unter Agoraphobie bzw. Platzangst die Angst vor offenen, weiten Plätzen versteht.

Alle Phobien haben etwas gemeinsam: Die Betroffenen leiden angesichts unterschiedlicher Situationen, die objektiv als ungefährlich eingestuft werden müssen, an unangemessen starken Ängsten, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind.

Die Liste der Phobien ist lang:

  • Arachnophobie: Angst vor Spinnen
  • Arztphobie: Angst vor Ärzten
  • Aquaphobie (Hydrophobie): Angst vor Wasser
  • Aviophobie (Flugangst): Angst vor dem Fliegen
  • Dysmorphophobie: Gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers
  • Sozialphobie: Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen
  • Tokophobie: Angst vor der Schwangerschaft

Im Falle der Klaustrophobie fühlen sich die Betroffenen in geschlossenen Räumen aufgrund der Enge dermaßen gefährdet, dass sie körperlich reagieren und der Situation, die sie als lebensgefährlich interpretieren, in jedem Fall entfliehen wollen.

In Extremsituationen wie bei einer Untersuchung mit einem MRT können sich klaustrophobische Ängste auch bei Personen entwickeln, die ansonsten nicht unter ähnlichen Problemen leiden. Zumeist bleiben die Angstattacken dann aber auf solche Situationen beschränkt und sind nicht zwingend vergleichbar mit den alltäglichen Leiden klaustrophobischer Patienten.

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Klaustrophobie: Ursachen für die Angst vor geschlossenen Räumen

Die Ursachen, die eine Klaustrophobie entstehen lassen, können vielfältig sein. Zumeist entwickeln solche Menschen eine Form der Klaustrophobie, die gestresst und in ihrem alltäglichen Leben überfordert sind. Es gibt somit immer einen psychischen Anlass für die Erkrankung. Mitunter kann man die Angst vor Enge auch symbolisch verstehen: Die Betroffenen leiden zum Teil unter gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen, die sie im wahrsten Sinne des Wortes beengen.

Eine weitere häufige Ursache für die Entwicklung Klaustrophobie sind traumatische Erlebnisse, bei denen die Betroffenen – teilweise vor Jahrzehnten – Situationen ausgesetzt waren, die mit einer gewissen Enge verbunden waren. Das können Dumme-Jungen-Streiche, bei denen der Betroffene zum Beispiel von Mitschülern in einen engen Raum eingesperrt wurde, genauso sein wie etwa eine Vergewaltigung.

Aber auch unsere genetischen Anlagen entscheidend mit, ob das Risiko an einer Angststörung wie der Klaustrophobie zu erkranken erhöht ist oder nicht.

Merkmale einer Klaustrophobie-Erkrankung

Menschen, die unter Klaustrophobie leiden, müssen sich mit einer starken Angst vor dem Kontrollverlust auseinandersetzen. Sie haben Angst vor speziellen Situationen, in denen sie sich bedroht fühlen, und von denen sie wissen, dass körperliche Begleiterscheinungen auftreten werden – es entsteht ein Teufelskreis, bei dem schließlich auch die Angst vor der Angst eine wichtige Rolle spielt und die Betroffenen in die Isolation treibt.

Bei einer akuten Panikattacke reagiert der Körper auf diese Angst dann in seiner eigenen Weise: Den Betroffenen wird schwindelig, ihr Herz rast, sie bekommen Schweißausbrüche und haben das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Klaustrophobische Ängste können dabei so heftige Begleiterscheinungen mit sich bringen, dass der Betroffene wiederum Todesängste aussteht.

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Raus aus der Angst: Hilfe bei Klaustrophobie

Es ist schlichtweg nicht möglich, geschlossene Räume im Alltag dauerhaft zu meiden: Die Betroffenen müssen in aller Regel genauso wie Nicht-Betroffene zur Arbeit gehen, Straßenbahn fahren, Ämtergänge erledigen oder an wichtigen Veranstaltungen teilnehmen. All dieses ist für jemanden, der unter Klaustrophobie leidet, nicht dauerhaft machbar. Die Betroffenen neigen dazu, sich zu isolieren, um den gefürchteten Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.

Diese Isolation kann nur mit einer Therapie durchbrochen werden. Innerhalb einer solchen Therapie versuchen die Betroffenen mit der Unterstützung eines Psychologen die Ursachen für die Klaustrophobie zu identifizieren und somit zu durchschauen. Es werden zudem Strategien wie etwa Atemtechniken vermittelt, die zur Bewältigung akuter Klaustrophobie-Anfälle dienen können.

Ganz wichtig innerhalb einer Therapie ist jedoch, dass sich der Patient seiner Klaustrophobie stellt. Aus diesem Grund wird ein Therapeut zusammen mit dem Patienten auch Situationen herbeiführen, die zu den Ängsten führen. Dabei wird dem Patienten vermittelt, dass ihm nichts geschehen kann, sodass er langsam lernt, ehemalige Stresssituationen nicht mehr als solche wahrzunehmen.

Auch eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva kommt bei Menschen, die häufig unter klaustrophobischen Angstattacken leiden, infrage. Eine Therapie ist aber immer notwendig, damit die Ursachen der Angst erkannt werden können und ein Weg aus der Angst gefunden werden kann.