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Vater-Tochter-Beziehung: Das macht sie so besonders

Vater-Tochter-Beziehung: Das macht sie so besonders
Vater-Tochter-Beziehung: Das macht sie so besonders Credit: Getty Images

Die Vater-Tochter-Beziehung ist genauso prägend für das Leben einer Frau wie die Beziehung zur Mutter. Wie sich enge oder negative Bindungen zum Vater auf uns auswirken, erfahrt ihr bei uns.

Inhaltsverzeichnis

Vater-Tochter-Beziehung: Das macht sie so besonders

Und das gilt für fast alle Lebensbereiche, unsere Charakterzüge, Verhaltensweisen und Entscheidungen, die wir im Laufe unseres Lebens treffen werden.

Die Vater-Tochter-Beziehung und der Einfluss auf die Partnerschaft

Unser Vater ist der erste Mann in unserem Leben. Er prägt unser Bild von einem Mann maßgeblich. Und sowohl sein Verhalten zu uns als Tochter als auch in seiner Beziehung zu unserer Mutter hat enorme Auswirkungen auf spätere Verhaltensweisen und Suchmuster. Zum Beispiel, wenn es um unsere eigene Partnerschaft geht. War das Verhältnis zwischen Mutter und Vater liebevoll oder voller Streit und Tränen, so wird uns das fortan bei unseren Beziehungen im Leben mit beeinflussen.

Oft heißt es, dass eine Frau in ihren Partner ihren eigenen Vater sucht. Das stimmt nicht ganz. Sicher ist aber, dass die Beziehungen, die sie mit Männern eingehen wird, stark von der Art der Beziehung abhängen, die sie mit ihrem Vater verbindet bzw. verbunden hat.

Wir suchen uns also Lebenspartner, die unserem Vater ähneln. Und zwar auch, wenn er uns nicht so behandelt hat, wie das zu wünschen gewesen wäre. Das liegt vor allem daran, weil wir Vertrautes bevorzugen und Experimente eher ungern eingehen. Vor allem in Gefühlsdingen. So müssen sich alle kommenden Männer in unserem Leben zum einen mit Superdaddy messen lassen. Sie müssen aber auch oft das wiedergutmachen, was der Vater in unseren jungen Jahren vergeigt hat.

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Wenn die Vater-Tochter-Beziehung zu eng ist

Eine Tochter, die von ihrem Vater stets wohlwollend dazu ermutigt wurde, sich selbst zu akzeptieren und unabhängig zu sein, wird sich wahrscheinlich auch in ihren Liebesbeziehungen frei entfalten können.

Manchmal ist es auch des Guten zu viel. Wenn die Tochter wie die Prinzessin auf der Erbse behandelt wurde, ihre Launen stets berücksichtigt und ihr nie ein Wunsch verweigert wurden und wenn ihr Vater sie davon überzeugt hat, dass kein Mann ihr je das Wasser reichen können wird, riskiert sie in Sachen Liebe eine Enttäuschung nach der anderen. Weil sie stets auf der Suche nach dem charmanten Prinzen sein wird, der sie ebenso vergöttern und auf Händen tragen wird wie ihr geliebter Papa.

Partnerschaft und die negative Vater-Tochter-Beziehung

Umgekehrt wird es auch einer Frau, die nie genug väterliche Anerkennung erhalten hat oder ohne jegliche Vaterfigur aufwachsen musste, schwerfallen, ein glückliches Liebesleben zu führen. Auf der Suche nach Anerkennung wird sie dazu tendieren, Eroberungen und sentimentale Niederlagen aneinander zu reihen.

Ganz zu schweigen von der Angst, sich zu binden und verlassen zu werden. Einer von der University of Haifa School of Social Work im Jahr 2007 geführten Studie zufolge, waren 41 Prozent der Personen, die vaterlos waren oder deren Vater in der Kindheit wenig präsent war, nicht in einer ernsten Beziehung. Hauptgrund war die Angst, noch einmal verlassen zu werden.

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Die Vater-Tochter-Beziehung und unser Selbstbewusstsein

Auch jenseits von Partnerschaft und Liebe macht uns unser Vater zu starken, selbstbewussten Frauen oder eben nicht. Sein Einfluss ist in diesem Punkt noch größer als der der Mutter. Das liegt vielleicht daran, dass wir uns der Liebe der Mutter sicherer sind, weil sie sich zumindest anfangs mehr um uns kümmert.

Um die Liebe des Vaters müssen wir mehr buhlen und kämpfen. Er ist oft nicht anwesend. Ist unser Buhlen mit Erfolg gesegnet, dann ist das für uns ein großer Gewinn, der uns ein gutes Gefühl gibt. Seine Anerkennung für das, was wir leisten, wer wir sind usw. ist uns deshalb enorm wichtig.

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Das Selbstbild bei der gestörten Vater-Tochter-Beziehung

Ein liebender Vater, der seine Tochter respektiert, kann Wunder wirken, um das Ego seiner Tochter zu boosten. Er gibt ihr das nötige Selbstvertrauen, um flügge und selbstständig zu werden. Leider kann im Gegenzug ein gleichgültiger oder, schlimmer noch, verbal oder körperlich gewalttätiger Vater das genaue ​Gegenteil bewirken und der Identitätskonstruktion seiner Tochter großen, manchmal irreparablen Schaden zufügen.

Die an Missachtung und Misshandlungen gewöhnte Tochter kennt nur die Opferrolle und wird sich ihr Leben lang unterschätzen. Nicht selten verbirgt sich hinter einer Frau, die von ihrem Partner misshandelt wird, ein kleines Mädchen, das in seiner Kindheit dieselbe Misshandlung erfahren musste.

Vater und Tochter auf Distanz: Die Pubertät

Das Teenageralter ist bekanntlich nicht einfach – weder für den Jugendlichen noch für seine Eltern. In der Pubertät nimmt die Tochter nicht mehr die Eltern zum Vorbild: Das sind jetzt die besten Freundinnen oder besonders populäre Teenager, die viel cooler als die alten Eltern sind.

Was die Väter angeht, so haben sie meist Schwierigkeiten zu verstehen, was mit ihrer kleinen Tochter geschehen ist, die sich auf einmal in ihrem Zimmer einschließt und jede Zärtlichkeit und Nähe genervt abwehrt. Schlimmer noch: Sie scheint den Kontakt zur Mutter vorzuziehen und führt mit ihr exklusive „Frauengespräche“, von denen er kategorisch ausgeschlossen wird.

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Einer Ipsos-Studie zufolge ist die erste Menstruation eines der wichtigsten Anzeichen auf dem Verständnisweg des Vaters zur Einsicht, dass seine Tochter erwachsen wird. Der durch all diese neuen Entwicklungen verunsicherte Vater zögert nun: Soll er versuchen, sich diesem Kind, das ihm ein wenig fremd geworden ist, anzunähern oder soll er sie ihren eigenen Weg gehen lassen – und riskieren, sie aus den Augen zu verlieren.

Wandel vom kleinen Mädchen zur Frau

Manche Väter halten sich jetzt zu sehr zurück und haben Angst ihrer Tochter zu sagen, dass sie z. B. hübsch ist. Es fällt ihnen schwer, die körperlichen Veränderungen, mit denen die Pubertät verbunden ist, anzuerkennen und sie schaffen aus Schamgefühl eine gewisse Distanz.

Dabei ist es gerade in dieser Phase so wichtig für die Jugendliche, dass sie ihre neue Weiblichkeit positiv sehen und annehmen kann. Dieses Gefühl sollte ihr ihre Umwelt vermitteln. Auch der Vater kann seine Tochter durch seine Anerkennung für die Außenwelt und ihr Leben als Frau wappnen.

Für die pubertierende Tochter ist diese Phase natürlich auch alles andere als einfach. Ihr Körper verändert sich: Sie ist kein Kind mehr – aber auch noch keine erwachsene Frau. Auf der Suche nach Anerkennung – vor allem seitens der Jungen – ist es für sie extrem wichtig, dass sie ihren Papa, der ja auch zur Fraktion der Männer gehört, hinter sich weiß.

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Der große Tag X: Der erste Freund

Irgendwann kommt der schwere Tag für jeden Papa: Wenn die Tochter den ersten Freund mit nach Hause bringt, dann fällt das den meisten Vätern mehr als schwer. Er muss akzeptieren, dass es nun einen anderen Mann im Leben seiner Tochter gibt. Seine alleinige Stellung ist damit Vergangenheit. Nicht allen Vätern fällt es jetzt leicht, loszulassen, damit die Tochter ihren eigenen Weg gehen kann. Und damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt – auch, was die Vater-Tochter-Beziehung angeht.

Der väterliche Einfluss auf unser Berufsleben

Unglaublich, aber wahr: Der geliebte Vater hat sogar Einfluss auf das Berufsleben seiner Tochter. Erpicht darauf, gute Noten und Resultate nach Hause zu bringen, werden manche Frauen immer nur ein Ziel vor Augen haben: die Klassenbeste und später die Erfolgreichste im Unternehmen zu sein… oft, um die neue Vaterfigur – den Chef – nicht zu enttäuschen. Und dann gibt es diejenigen, die überzeugt sind „zu nichts gut“ und nichts wert zu sein, weil man ihnen genau das ihre ganze Kindheit durch immer wieder zu verstehen gegeben hat.

Der größte Druck ruht jedoch auf den Töchtern, die unter dem „Wie der Vater so die Tochter“-Syndrom leiden und denselben Beruf wie ihr ach so bewundernswerter Daddy gewählt haben: Sie müssen sich doppelt abstrampeln, um zu beweisen, dass sie im Vergleich zu den Kompetenzen ihres Vaters nicht als Loser dastehen.

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Wenn der Vater Opa wird

Irgendwann ist die „kleine Tochter“ eine erwachsene Frau, die selbst eine Familie gründet. Und mit diesem Lebenswandel ändern sich zwangsläufig auch ihre Sorgen: Sie stellt sich Fragen zur Erziehung ihrer eigenen Kinder und erinnert sich an die Erziehung, die sie selbst genossen hat.

Während sie sich also ihre eigene Zukunft aufbaut, macht sie sich gleichzeitig auf eine geistige Reise in die Vergangenheit. Dabei betrachtet sie nun, wo sie selbst Mutter ist, die Schwierigkeit des Elternseins mit mehr Einsicht und Objektivität. Resultat: Sie fühlt sich ihrem Vater wieder näher und nimmt seinen Rat an.

Es kann auch vorkommen, dass sie unbewusst die beiden Vatermodelle, die sie kennt, miteinander vergleicht: ihren Vater und ihren Partner. Der frisch gebackene Großvater genießt seinerseits die nun wieder engere Beziehung und die Erwachsenengespräche mit seiner Tochter.

Oft nutzen die im Lauf der Zeit entfremdeten Väter diese Gelegenheit zu einer Art Comeback und versuchen sich ihren Kindern wieder anzunähern, indem sie sich ausgiebig um ihre Enkel kümmern. Diese Tendenz tritt umso verstärkter auf, wenn der Vater in der Kindheit seiner eigenen Tochter nicht sehr präsent war und sich deswegen schuldig fühlt: Er hat den Eindruck, so die einst verlorene Zeit wiedergutzumachen.

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Rollentausch im Alter

Jeder Mensch wird erwachsen und älter. Man wird sich der Tatsache bewusst, dass die Zeit vergeht, und das schneller als man denkt: Der Vater ist weniger aktiv und schneller müde als früher. Die Angst, ihn irgendwann zu verlieren, steigt.

Die meisten reagieren auf diese Verlustangst, indem sie versuchen, sich dem Vater wieder mehr anzunähern, um die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Beziehungen, die sich in den letzten Jahren etwas gelockert haben und distanzierter geworden sind, werden wieder gefestigt. Die Tochter widmet dem Vater wieder mehr Zeit.

Es vollzieht sich eine Art Rollentausch: Das kleine Mädchen, das eine erwachsene Frau geworden ist, kümmert sich um den Vater, sorgt sich um seine Gesundheit und erkundigt sich regelmäßig nach seinem Leben, seinen Sorgen, etc.
Andere verspüren das Bedürfnis, einen Schlussstrich unter eine konfliktreiche Beziehung zu ziehen und versuchen wieder Kontakt mit dem entfremdeten Vater aufzunehmen.

Wie dem auch sei: Diese sicher nicht ganz einfache Phase ist zugleich auch eine Periode voller Nähe und Zärtlichkeit. Es ist an der Zeit, Frieden mit sich, mit ihm und mit der Welt zu schließen!

Unser Experte für diesen Artikel ist der französische Psychiater und Psychoanalytiker Didier Lauru, der sich verstärkt mit der Vater-Tochter-Beziehung von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter auseinandergesetzt hat.