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Nymphomanie bei Frauen: Wenn die Sexsucht zur Last wird

Sexsucht oder Nymphomanie: Was ist richtig?
Sexsucht oder Nymphomanie: Was ist richtig? Credit: iStock

Die meisten Menschen haben beim Thema Sexsucht bei Frauen gerne mal das Klischee der sextollen, wilden Nymphomanin im Kopf, die einen Mann nach dem anderen vernascht. Und denken sich womöglich: „Hey, ist doch mega!“ Dabei ist Nymphomanie eine ernstzunehmende Krankheit.

Inhaltsverzeichnis

Nymphomanie bei Frauen: Wenn die Sexsucht zur Last wird

Den Begriff Nymphomanin oder sexsüchtige Frau hört man in der Regel in geringschätzigen Äußerungen über Frauen, die Spaß an Sex und häufig wechselnde Partner haben. Was natürlich Quatsch ist. Frauen, die ihre Sexualität offen ausleben, sind nicht sexsüchtig oder nymphomanisch.

Hier zeigt sich noch das verstaubte Bild von Sexualität. Nämlich dass Männer sexuelle Erfahrungen sammeln müssen, also sich „die Hörner abstoßen sollen“, Frauen hingegen, die zu viele Sexpartner haben, sollten sich lieber zügeln, um nicht als Schlampen angesehen zu werden. Und passt man nicht in dieses Schema, ist man schnell mannstoll, sexsüchtig und nymphomanisch. Aber das hat herzlich wenig mit dem Krankheitsbild Sexsucht zu tun.

Begriffsklärung: Nymphomanie oder Sexsucht?

Der Begriff Nymphomanie steckt zwar noch in den Köpfen, ist aber veraltet (genauso wie Satyriasis für Männer) und zudem negativ konnotiert. Richtiger ist der Begriff Sexsucht oder Hypersexualität. Bei diesem Krankheitsbild gerät die eigene Sexualität außer Kontrolle. Mit entspanntem Sex und erotischer Span­nung zwischen den Geschlechtern hat das nur noch wenig zu tun.

Man geht davon aus, dass ein bis sechs Prozent in Deutschland unter Sexsucht leiden, darunter mehr Männer als Frauen. Die Dunkelziffer dürfte aber hoch sein.

Video: Was tun, wenn der Partner sexsüchtig ist?

Nymphomanie bei Frauen: Wenn die Sexsucht zur Last wird

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Wie äußert sich Sexsucht bei Frauen?

Sexsüchtige Frauen haben, wie alle anderen auch, das Bedürfnis nach Nähe, Liebe und Anerkennung. Absurderweise haben sie jedoch – trotz der extremen körperlichen Nähe – Probleme, wirklich emotionale Nähe zuzulassen. Zudem ist der Sex irgendwann nicht mehr befriedigend. Sexuelle Höhepunkte und die emotionale Nähe zu einem Partner bleiben aus.

Die Jagd nach mehr beginnt also – und macht letztlich noch unglücklicher. Frauen mit krankhafter Sexsucht werden immer unfreier und bekommen zuneh­mend Probleme, ihren Alltag zu schaffen. Das Sexualverhalten gerät außer Kontrolle, alle anderen Dinge des Alltags treten in den Hintergrund. Alles dreht sich nur noch um die sexuelle Befriedigung.

Neben täglicher Selbstbefriedigung und mehrstündigem Pornokonsum ist es auch die Suche nach immer neuen Sexpartnern*innen, die den Alltag zunehmend belastet. Wer in einer Beziehung ist, stellt natürlich auch die eigene Partnerschaft auf die Probe. Zum einen muss der Partner oder die Partnerin dem extremen Wunsch nach Sex nachkommen können bzw. wollen. Und reicht sein Können und wollen eben nicht mehr, müssen neue Sexualpartner her. Da ist Beziehungsstress vorprogrammiert.

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Wie kann Frauen mit Sexsucht geholfen werden?

Auch wenn Sexsucht gerne mal nicht ernst genommen wird, so muss man sich klar machen: Die betroffenen Frauen leiden unter ihrem Problem genauso wie ein Spielsüchtiger oder Alkoholabhängiger. Anders als bei Drogen kommt es bei der Sexsucht zwar nicht zu körperlichen Entzugserscheinungen. Aber Sexsucht ist ein Zwang. Oftmals haben Sexsüchtige Probleme mit der Impulskontrolle oder der Sex wird für sie zu einer Art Ersatzhandlung bei Problemen.

Die erste Hürde ist meist, dass sich Sexsüchtige eingestehen, dass ihr Verhalten krankhaft ist. Der zweite Schritt ist, sich professionelle Hilfe zu suchen. Da die Gründe für die Sucht meist sehr individuell sind, gibt es keine Therapie, die für alle Betroffenen gleichermaßen passt.

Meist geht es jedoch um eine Verhaltenstherapie, in der die Betroffenen an ihrer Impulskontrolle arbeiten, lernen, echte Nähe zu ihrem Partner zuzulassen und lernen, ihre Probleme anders zu lösen, als sich mithilfe sexueller Stimulation zu betäuben. Das Ziel kann natürlich nicht sein, jemandem die Lust am Sex abzugewöhnen. Aber Sexsüchtige müssen wieder lernen, sich mehr zu kontrollieren, wenn es um Sex geht.

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Wo endet große sexuelle Lust und wo beginnt Sexsucht?

Natürlich ist es schwer zu sagen, was noch „normal“ ist in der Sexualität und was abnormal. Wann ist jemand sexsüchtig und wann hat jemand lediglich ein extrem umtriebiges Sexualleben? Deshalb schaut man bei der Diagnose von Sexsucht eher danach, ob die Betroffenen in ihrem extrem aktiven Sexualleben Befriedigung empfinden oder eben nicht.

Denn wer sich mit häufig wechselnden Sexualpartnern und ständigen sexuellen Aktivitäten wohl und mit sich im Einklang fühlt, leidet sicher nicht an Sexsucht im medizinischen Sinn. Sex nimmt vielleicht einfach nur einen größeren Stellenwert ein als bei anderen.

Frauen mit einem ausgeprägten und auch erfüllten Sexleben sind deshalb auch längst nicht sexsüchtig. Für sie ist Sexualität lediglich sehr wichtig. Auch bei frisch Verliebten ist ja häufig so, dass sie kaum die Finger voneinander lassen können. Und auch das hat nichts mit Sexsucht zu tun.

Wichtiger Indikator ist also eher, ob die Sucht nach Sex das komplette Leben bestimmt, der Sex nicht als befriedigend empfunden wird und man getrieben ist von dem Drang nach immer neuen Sexpartnern und Erlebnissen. Der wichtige Unterschied hier: Der Sex ist mehr Last als Lust.

Weitere Infos zu Sexsucht (Hypersexualität) findet ihr auch auf unserem Gesundheitsportal onmeda.de.

Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Solltet ihr massive Probleme und Sorgen haben, scheut euch nicht, euch professionelle Hilfe zu holen.