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Anti-Rassimus: Nein, Black Lives Matter ist nicht „vorbei“

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Warum „Black Lives Matter“ kein Trendthema ist und wie wir wirklich dauerhaft zu Anti-Rassismus-Aktivist*innen werden.

Aktuell höre ich von Menschen immer wieder Aussagen wie „Dieses Rassismus-Thema ist wieder durch“ oder „Black Lives Matter? Das ist ja jetzt vorbei“.

Und obwohl ich weiß, dass sie damit meistens nichts Böses meinen, stellen sich mir bei solchen Worten sofort die Nackenhaare auf. Es ist frustrierend, wenn die Anti-Rassismus-Bewegung und Black Lives Matter als vorübergehende Trends behandelt werden wie Crop-Tops oder „Candy Crush“.

Doch gleichzeitig weiß ich leider genau, was die Menschen damit meinen. Denn klar, nach dem Tod von George Floyd gab es eine Woche, in der man dem Thema Anti-Rassismus überall begegnete. Auf Instagram und Twitter waren unsere Timelines voll von Posts mit starken Meinungen, hilfreichen Ressourcen und Aufrufen zur Unterstützung bei Demos, Spendenaktionen und Co.

Mehr dazu: Black Lives Matter: Wie du die Bewegung unterstützen kannst

Black Lives Matter und die Influencer-Welt

Es war eine magische Zeit, in der jede*r Influencer*in kurz die „Hello Body“-Produkte bei Seite legte, eine ernste Miene auflegte und Aktivist*in wurde. „Rassismus ist nicht ok“ lautete die Botschaft ehemaliger Reality-TV-Stars und aktueller Influencer*innen, als sei das eine absolut radikal neue Ideologie. Aber leider war diese Phase – wie das in der Social-Media-Welt eben so ist – nur von kurzer Dauer.

Versteht mich nicht falsch: Es ist super, dass die Unterdrückung und Diskriminierung von People of Color zumindest eine Zeit lang in aller Munde war. Schließlich ist es ein wichtiges Thema, was eigentlich ständig im Mittelpunkt unserer Gedanken und Gespräche stehen sollte.

Doch leider ist diese kurzweilige Lovestory der Influencer-Welt mit Black Lives Matter auch der Grund, warum viele Menschen eben den Gedanken hegen, die Anti-Rassismus-Bewegung sei nun „vorbei“. Und warum diese Menschen dabei nicht merken, wie ignorant dieses Denken ist. Und wie diskreditierend solche Äußerungen für People of Color sind, die jeden Tag mit Rassismus leben, dagegen ankämpfen und eben nicht einfach wegschauen können oder wollen.

Nur, weil deine Lieblings-Instagram-Stars wieder dazu übergegangen sind, ihren Avocado-Toast und ihre Beauty-Routine mit der Welt zu teilen, anstatt starke Botschaften über strukturellen Rassismus und Racial Profiling zu verbreiten, heißt das nicht, dass die Arbeit getan ist.

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Rassismus ist allgegenwärtig – und Anti-Rassismus?

Dass Rassismus durch ein paar schwarze Quadrate auf Instagram nicht aus der Welt geschafft wird, brauche ich euch sicher nicht zu erklären. Es geht mir viel mehr darum, euch darüber aufzuklären, warum es falsch und ignorant ist zu sagen, Black Lives Matter sei „vorbei“.

Diskriminierung und Rassismus prägen unsere Welt seit Jahrhunderten. White Supremacy – die Ideologie, Weiße Menschen seien People of Color überlegen – ist tief verwurzelt in unseren Gesellschafsstrukturen, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.

Und genauso lange wie es Rassismus in unserer Gesellschaft gibt, so lange gibt es auch schon Menschen, die sich dagegen wehren. Die Anti-Rassismus-Bewegung ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts und deshalb auch nichts, was eben nach einer Woche voller Aktivismus-Posts wieder verschwindet.

Es werden immer noch tagtäglich Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Herkunft diskriminiert, ausgegrenzt, schikaniert. Das Racial Profiling und die Gewalt der Polizei spielt sich jeden Tag aufs Neue ab. Ja, auch in Deutschland!

Die Menschen, die für den Tod von George Floyd verantwortlich sind, sollen nun zur Rechenschaft gezogen werden. Doch es gibt noch immer unzählige People of Color auf der ganzen Welt, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben wie Floyd, bei dem die Täter noch immer Polizeiuniform tragen.

Mache Anti-Rassismus zu deinem Alltag

Wenn wir wirklich und dauerhaft etwas verändern wollen, müssen wir mehr tun. Hier ein paar Schritte, wie du Anti-Rassismus ab sofort und anhaltend in dein Leben integrieren kannst:

1. Bleib informiert – über die richtigen Quellen

Wenn du das Gefühl hast, „es passiert nichts mehr“ oder die Bewegung sei eingeschlafen, dann nutzt du vielleicht nur die falschen Quellen. Statt auf deine üblichen Instagram-Accounts und Nachrichtenseiten zu vertrauen, setze auf unabhängige Ressourcen, die ein aktiver Teil der Bewegung sind. Dort bekommst du nicht nur Updates in Echtzeit, sondern hilfreiche Informationen dazu, wie du weiterhin helfen kannst.

Ein paar gute Instagram-Accounts sind beispielsweise:

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

2. Nutze deine Plattform

Nur weil andere nicht mehr über das Thema Anti-Rassismus posten, heißt das nicht, dass du das auch nicht mehr darfst. Im Gegenteil! Deine Social-Media-Plattform ist noch immer der beste Weg, um anderen deine Botschaft mitzuteilen und die richtigen Informationen zu verbreiten. Selbst wenn du nur 50, 100 oder 200 Follower hast – mach Gebrauch von der Plattform, die du hast!

3. Lass Rassismus nicht unkommentiert

Die meisten von uns gehen Konflikten am liebsten aus dem Weg. Aber spring über deinen Schatten und nimm es nicht einfach stillschweigend hin, wenn du rassistische Äußerungen mitbekommst. Selbst, wenn es deine Freunde oder Familie sind und du sicher bist, dass sie keine bösen Absichten haben.

Du kannst die Menschen und ihre Vorurteile nicht verändern, indem du nur böse guckst und dir deinen Teil denkst. Erkläre deinem Gegenüber stattdessen ruhig und sachlich, warum sein oder ihr Verhalten falsch und diskriminierend war. Im besten Fall ist der- oder diejenige am Ende dankbar für deine Kritik und sieht es als Möglichkeit zur Selbstverbesserung.

Mehr dazu: Alltagsrassismus: Wie du ihn erkennst und vermeidest

4. Bilde dich ständig weiter

Es gibt für uns noch so viel zu lernen über institutionellen Rassismus und die Geschichte Schwarzer Unterdrückung. Investiere daher deine Zeit, um dich weiterzubilden. Du liest gerne? Dann geh doch aktiv auf die Suche nach Büchern, die über das Thema Anti-Rassismus aufklären und aus der Perspektive von People of Color geschrieben sind.

Hier zum Beispiel 7 Bücher zum Thema Rassismus, die du lesen solltest.

Ähnlich sieht es mit Serien und Filmen aus. Mach Gebrauch von deinem Netflix- oder Amazon-Prime-Abo und schaue dir Serien, Dokumentationen und Filme an, die die Themen Rassismus und Diskriminierung behandeln.

Hier findest du 10 Filme und Serien über Rassismus, die ihr jetzt ansehen solltet.

5. Bleib standhaft!

Es kann sein, dass vor allem Weiße Menschen in deinem Leben, deinen Einsatz zu die Anti-Rassismus-Bewegung nicht nachvollziehen können. Dass sie dich vielleicht nicht ernst nehmen. Lass dir nicht von anderen sagen, dass du zu viel tust oder dass das, was du tust, falsch ist. Es ist viel zu viel Zeit vergangen, in der wir weggeschaut haben. Also erhebe deine Stimme. Sei ein Vorbild. Sei ein Anti-Rassist.