Veröffentlicht inAktuelles, Buzz

Sexismus & Period-Shaming: „Höhle der Löwen“-Produkt in der Kritik

© TVNOW / Bernd-Michael Maurer

210414 Sexismus Period Shaming Höhle der Löwen Produkt in der Kritik

Unnötiges Gendern, fehlende Nachhaltigkeit und eine Bestärkung des Perioden-Tabus: Das Menstruationsprodukt „Pinky Gloves“ erntet nach seiner Vorstellung bei „Die Höhle der Löwen“ heftige Kritik im Netz.

Ein Produkt, das in dieser Woche bei der Investment-Show „Die Höhle der Löwen“ vorgestellt wurde, sorgt aktuell für heftige Kritik im Netz. Die Rede ist von den sogenannten Periodenhandschuhen „Pinky Gloves“.

Laut den Gründern Eugen Raimkulow und André Ritterswürden soll mit den pinken Einweghandschuhen die Entsorgung von Menstruationsartikeln erleichtert werden. Tampons und Binden sollen damit also entnommen, verpackt und anschließend weggeworfen werden.

Die beiden männlichen (!) Gründer begründen ihre Erfindung damit, dass das Verwenden der Handschuhe hygienischer sei und unangenehme Gerüche vermeide. „Nach einiger Zeit riecht das unangenehm und man sieht es einfach, weil das Papier nässt durch“, erklärt einer der Männer in der VOX-Show.

Credit: TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Ein „Frauenproblem“, was gar keins ist

Die Pinky-Gründer konnten sich am Ende über ein Investment von Ralf Dümmel freuen, nachdem die weiblichen Investorinnen das Produkt ablehnten. Und auch im Netz fehlt bei der vermeintlichen Zielgruppe jede Spur von Freude über die Handschuhe.

Zuschauer werfen den Gründern Sexismus und Perioden-Shaming vor und bezeichnen die Pinky Gloves zudem als absolute Umweltsünde. „Zwei Dudes ekeln sich vor blutigen Tampons im Müll und ‚entwickeln‘ ernsthaft ne Plastiktüte zur Entsorgung. Ich hab Blutdruck“, schimpft eine Twitter-Nutzerin.

„Es gibt dafür keine Lösung bisher, weil es einfach kein Problem ist“, heißt es außerdem in Sozialen Netzwerken. Und auch Twitter-Userin „ChantalsView“ zeigt sich fassungslos: „Ist das euer Ernst? Das Produkt ist also wirklich entstanden, weil ihr euch vor Menstruationsblut ekelt?“

Im Video: Knallharte Knebel-Verträge für die Gründer?

Sexismus & Period-Shaming: „Höhle der Löwen“-Produkt in der Kritik

Starkes Video-Statement von „ooia“-Gründerinnen

Ähnliche Kritik äußern auch Kristine und Kati, die Gründerinnen der Periodenunterwäsche „ooia„. Sie stellten ihr Produkt vor knapp zwei Jahren bei „Die Höhle der Löwen“ vor und erhielten damals kein Investment.

Mehr Infos: ooia aus „Höhle der Löwen“ im Test

Dass es nun ausgerechnet zwei Männer mit einem Periodenprodukt zum Investment brachten, macht wieder einmal die anhaltende Ungleichheit in der Gesellschaft deutlich. Trotzdem betonen Kristine und Kati, dass sie es durchaus lobenswert finden, dass sich nicht menstruierende Männer mit dem Thema Monatsblutung auseinandersetzen.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

In einem starken Video-Statement, das schnell viral ging, kritisieren die beiden Frauen unter anderem die fehlende Nachhaltigkeit von Pinky, sowie das unnötige Gendern des pinken Periodenprodukts. So werden die Handschuhe speziell für Frauen beworben und seien absolut überteuert.

Vor allem stört die beiden Gründerinnen aber der implizierte „Ekel“ vor der Menstruation. Im Video erklären sie: „Was uns noch stört ist, dass uns natürlich total suggeriert wird, dass die Periode unrein ist, dass sie unhygienisch ist, dass man die nicht sehen darf. […] Es wird wieder als Tabuthema gefestigt, wo wir doch eigentlich dafür kämpfen, dass endlich dieses Tabu gegenüber der Periode aufhört.“

Auch interessant: Alles über den weiblichen Zyklus

Die Pinky-Gründer beziehen Stellung

Nach der vielen Kritik im Netz haben nun auch die Pinky-Gründer selbst ein Statement veröffentlicht. Auf dem „Pinky Gloves“-Instagram-Account luden Ritterswürfen und Raimkulow ein Video hoch, in dem sie zu den Vorwürfen Stellung beziehen.

„Auf keinen Fall wollten wir zum Ausdruck bringen, dass die Menstruation etwas Ekelhaftes sei und die Entsorgung der Hygieneartikel im heimischen Mülleimer geschuldigt werden müsse“, erklären sie. Sie selbst würden sich bereits seit längerer Zeit dafür aktiv einsetzen, das Thema zu enttabuisieren.