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Nachts abstillen: Wann und wie es am besten gelingt

Abstillen nachts: Wann und wie macht man das am besten?
Abstillen nachts: Wann und wie macht man das am besten? Credit: Getty Images

Stillkinder schlafen nachts besonders schnell (wieder) ein, wenn man ihnen die Brust gibt. Das nächtliche Aufwachen kann für Mama aber sehr anstrengend werden. Wann ist also der richtige Zeitpunkt, Babys nachts abzustillen? Wie lange brauchen sie überhaupt Milch in der Nacht und stillen sie sich vielleicht sogar selber ab?

Inhaltsverzeichnis

Nachts abstillen: Wann und wie es am besten gelingt

Schlafmangel gehört zum Leben als Eltern mit Baby leider dazu. In der Regel kann das zwar ganz schön anstrengend sein, hält uns aber nicht davon ab, ganz allgemein zu ‚funktionieren‘. Die einen schaffen trotz schlafloser Nächte mehr, andere weniger. Solange man sich nicht schon beim Aufstehen völlig erschöpft und antriebslos fühlt, hält sich der Schlafmangel vermutlich in Grenzen.

Eltern, vor allem Mamas, die aber über viele Monate keine Nacht mehr als zwei, drei Stunden am Stück schlafen können. Die nachts auch längere Perioden wach gehalten werden oder nicht mehr einschlafen können, nachdem sie ihr Baby gestillt haben, kommen irgendwann an ihre Belastungsgrenzen. Nachts das Stillen wegzulassen und so mehr Schlaf zu bekommen, scheint da ein willkommener Ausweg.

Aber ab wann brauchen Babys nachts keine Milch mehr? Lernen sie nach dem Abstillen schneller durchzuschlafen? Und wie stillt man nachts überhaupt am besten ab? All diese Fragen wollen wir beantworten.

Kann man Babys zu lange stillen?

„Zu lange nachts stillen verwöhnt das Baby!“, diesen Satz müssen sich viele Mütter anhören, wenn sie ihr Baby auch nach dem sechsten Monat nachts regelmäßig stillen. Richtig ist diese Aussage aber nicht. Denn Babys werden nicht nachts wach, weil sie verwöhnt sind, sondern weil sie Mama, die Nähe (auch zum Papa) und auch Muttermilch brauchen. Es ist also ein Trugschluss zu glauben, dass man sein Baby zu lange stillen kann. Egal ob tagsüber oder nachts.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys und Kleinkinder mindestens ein Jahr, besser sogar die ersten beiden Lebensjahre nach Bedarf zu stillen. Dazu gehört also auch, es nachts so lange zu stillen, wie es Mutter und Kind möchten.

Fakt ist, dass sich das kindliche Gehirn in den ersten beiden Lebensjahren so schnell und viel entwickelt, wie nie wieder im ganzen Leben. Die Nährstoffe aus der Muttermilch, aber auch das Saugen an der Brust unterstützen die Entwicklung und das Wachstum des Gehirns.

Solange sich Mama und Kind beim Stillen in der Nacht also wohlfühlen, gibt es kein zu viel oder zu langes Stillen.

Lesetipp: Wie lange ist Stillen gesund und kann man seinem Kind schaden?

Wie lange braucht ein Baby Milch in der Nacht?

Richtet man sich nach Ratgebern, Freunden oder Bekannten, dann haben deren Kinder alle mit sechs Monaten durchgeschlafen. Wer selbst ein Kind in diesem Alter hat(te), der ahnt, dass die Mehrheit dieser Aussagen vermutlich nicht stimmt. Die wenigsten Kinder schlafen in diesem Alter sechs oder mehr Stunden am Stück. Kinder werden sogar weit über ihren ersten Geburtstag hinaus noch mehrmals in der Nacht wach.

Rein körperlich brauchen Babys erst mit ca. 10 Monaten keine Stillmahlzeit in der Nacht mehr. Das liegt auch daran, dass viele bereits einen Abendbrei erhalten, der einfach über längere Zeit satt macht und sie nicht durch Hunger aufwachen lässt.

Emotional sind die meisten Kinder aber mit 10 Monaten noch nicht in der Lage, ohne das Stillen wieder einschlafen zu können. Denn die Nahrungsaufnahme ist beim nächtlichen Stillen eher zweitrangig. Viel wichtiger ist den Kindern die emotionale Verbindung zur Mutter, die sie beim Stillen automatisch spüren. Denn das Saugen an der Brust vermittelt ihnen Nähe, Geborgenheit und Sicherheit.

Nachts abstillen sollte idealerweise nach dem ersten Geburtstag umgesetzt werden. Aber auch nach 10 Monaten ist das Kind körperlich in der Lage, ohne Muttermilch auszukommen.

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Wie kann ich nachts abstillen?

Kinder und Babys sind ganz verschieden in ihrem Wesen, aber auch in ihren Bedürfnissen. Achtet darauf, wie es eurem Kind geht, wenn ihr es nachts abstillen wollt. Versteift euch nicht darauf, dass es genau jetzt funktionieren muss, sondern gebt eurem Kind und euch Zeit, euch an die neue Situation zu gewöhnen. Kommt euer Baby oder ihr mit der Entwöhnung noch nicht zurecht, dann brecht es ab und startet in ein, zwei Wochen noch einmal.

Abstillen nachts nach Gordon
Die wohl bekannteste Methode, um nachts abzustillen, stammt vom amerikanischen Kinderarzt Dr. Jay Gordon. In seinem 10-Nächte-Plan wird das nächtliche Stillen schrittweise reduziert und das Kind so behutsam von der Brust entwöhnt. Wichtig ist dabei, dass zwar das Stillen nachts für eine bestimmte Zeitspanne reduziert und schließlich eingestellt wird, nicht aber der körperliche Kontakt zwischen Kind und Mutter bzw. den Eltern. Ziel des Programms ist, dass ein Baby anschließend sieben Stunden (oder mehr) am Stück schlafen kann. Gordon empfiehlt sein Programm zum Abstillen nachts für Kinder ab einem Jahr.

Abstillen nachts durch ortsbezogenes Stillen
Nach Gordon sollen Eltern ihr Kind für eine gewisse Zeitspanne nachts nicht stillen. Da so kleine Kinder aber absolut kein Konzept von Zeit haben und nicht verstehen können, warum sie beispielsweise um 22.45 Uhr noch gestillt werden, um 23.01 Uhr aber nicht mehr, ist es besser, das Stillen bzw. Nichtstillen mit einem Ort zu verbinden.

Will man sein Kind nachts entwöhnen, sollte man darauf achten, es nicht mehr im Schlafzimmer oder Elternbett zu stillen. So lernt es über eine gewisse Zeit, dass das dunkle Schlafzimmer kein Ort für Stillmahlzeiten ist.

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Abstillen nachts durch andere Einschlafhilfe
Stillkinder schlafen liebend gern an der Brust ein. Was man sich bisher nachts zunutze gemacht hat, nämlich dass das Kind schnell angelegt wurde und dann weiterschlief, muss man nun einstellen. Stattdessen soll das Baby lernen, ‚alleine‘ (also ohne Brust, nicht alleine im Zimmer) einzuschlafen. Das heißt, es wird satt, müde aber wach ins Bett gelegt und streichelnd, singend oder summend in den Schlaf begleitet. Auch das Wiegen im Arm und leichtes Schaukeln in den Schlaf sind erlaubt. Genauso wie der Einsatz eines Nuckels zur Beruhigung.

Übrigens: Babys fällt das wieder Einschlafen ohne Stillen oft leichter, wenn Papa sich darum kümmert. Zum einen riecht der nicht so verlockend nach Milch, zum anderen verbindet das Baby Papa nicht mit dem Stillen.

Tee und andere Hilfmittel zum Abstillen nachts
Ist euer Baby 10 Monate und älter, könnt ihr ihm statt der Brust beim nächtlichen Aufwachen eine Flasche Wasser oder ungesüßten Tee (z. B. Fenchel, Kamille) anbieten. So stellt ihr sicher, dass eventueller Durst gestillt wird. Sehr wahrscheinlich wird euer Kind Wasser oder Tee aber gar nicht trinken, sondern vermutlich weinen und/ oder schreien.

Seid in einem solchen Moment einfach nur da, streichelt es, haltet es und beruhigt es. Gerade am Anfang ist die Umstellung vom Stillen in der Nacht auf keine Milch schwer für Babys. Gebt ihnen die Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Tipp: Es ist völlig okay, dass ihr den Versuch des Abstillens nachts abbrecht, wenn euer Kind ausdauernd weint und ihr es nicht aushaltet. Seht es nicht als Versagen an, sondern vielmehr als intuitives Handeln. Unter Umständen ist euer Kind wirklich noch nicht soweit, nachts ohne Muttermilch auszukommen. Gebt ihm ein bisschen mehr Zeit und versucht es in zwei Wochen von neuem.

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Situationen in denen du nachts nicht abstillen solltest

Babys entwickeln sich und wachsen in rasendem Tempo. Gerade in der Phase eines Wachstumsschubs, wenn die ersten Zähne durchbrechen oder wenn sie ein bisschen kränkeln, sollte man möglichst nicht mit dem Abstillen nachts beginnen. Oder es sogar unterbrechen, wenn man gerade damit angefangen hat.

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Denn diese Phasen verlangen so viel mehr von den Kleinen ab. Sie brauchen dann oft ein bisschen mehr Muttermilch, ein paar mehr Streicheleinheiten und generell mehr Aufmerksamkeit. Aber auch diese Phasen gehen vorbei. Du kennst dein Kind und weißt am besten, wann es so weit ist, einen neuen Versuch zu starten.

Abstillen nachts sollte man zudem erst, wenn das Kind körperlich bereit ist. Das ist meist der Fall, wenn sie 10 Monate alt sind. Idealerweise haben sie sogar schon ihren ersten Geburtstag gefeiert. Der Druck, den Mütter auch schon vorher erfahren, wenn es um das nächtliche Stillen bzw. Abstillen geht, ist oft groß. Versucht, euch frei von den Meinungen anderer zu machen und hört wirklich nur auf das, was euch und vor allem eurem Baby guttut.

Abstillen, egal ob nachts oder irgendwann auch generell, gelingt am besten, wenn Mamas und Papas überzeugt davon sind, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist.

Nachts abstillen führt nicht zu mehr Schlaf

Der Gedanke, den viele Still-Mamas mit dem Abstillen in der Nacht verbinden ist, dass wenn das Kind erst mal von der Brust entwöhnt ist, wird es in den Nächten nicht mehr so oft wach und schläft besser und länger. Das ist aber leider ein Trugschluss.

Denn Kinder wachen nachts nicht (nur) wegen ihres Hungers auf. Zum einen führt der Wechsel zwischen den einzelnen Schlafphasen immer wieder zu einem Aufwachen. Auch Wachstumsschübe und Entwicklungsphasen können das Baby nachts vermehrt aufwachen lassen – und davon gibt es in den ersten Lebensmonaten und -jahren jede Menge.

Vor allem aber die emotionale Abhängigkeit des Kindes von seinen Eltern lässt es nachts immer wieder aufwachen. Säuglinge, Babys und Kleinkinder brauchen körperliche Nähe. Die gibt ihnen Sicherheit. Und nur wenn Kinder sich sicher und geborgen fühlen, schlafen sie (ruhig). Das nächtliche Aufwachen und Weinen ist ihr Ruf nach Nähe.

Das heißt, auch wenn man sein Baby nachts von der Brust entwöhnt hat, wird es wach werden und nach Mama und Papa verlangen. Hat es über längere Zeit gelernt, dass seine Eltern bei ihm sind, wird es irgendwann nachts nicht mehr weinen und Mama und Papa wecken. Bis dahin dauert es aber auch ein bisschen. Nur nachts Abstillen ist also kein Garant für mehr Nachtschlaf.

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Wann stillt sich ein Kind selbst ab?

Idealerweise bestimmen gar nicht die Eltern bzw. Mama den Zeitpunkt, um (nachts) abzustillen, sondern das Kind. Denn je älter die Kleinen werden, desto länger werden auch ihre Nachtschlafphasen. Im Laufe des ersten und zweiten Lebensjahres verpassen sie also nachts mal eine, dann mal zwei und irgendwann jede Stillmahlzeit. So stillen sie sich also von ganz alleine ab,

Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Manche Babys verschlafen bereits mit 10 Monaten ihre nächtlichen Snacks, andere werden auch mit 15 Monaten noch zwei-, dreimal in der Nacht wach und wollen die Brust.

Entscheidend für das Stillen oder Abstillen nachts ist, wie es euch damit ergeht. Lasst euch von niemandem sagen, was richtig oder falsch ist. Man kann ein Baby nicht verwöhnen oder verziehen, nur weil man es nachts füttert oder länger stillt als der Durchschnitt.

Wichtiger Hinweis zum Schluss: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.