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Lebensmittelallergien: Haben Kinder andere Symptome?

Lebensmittelallergien: Haben Kinder andere Symptome?
Lebensmittelallergien: Haben Kinder andere Symptome? Credit: Getty Images

Jeder Mensch kann eine Lebensmittelallergie haben. Tatsächlich sollen auch8 bis 10 % aller Kinder betroffen sein. Wie erkennt man die Symptome einer Allergie? Kann man sie vermeiden oder sogar heilen? Wir haben Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen.

Inhaltsverzeichnis

Lebensmittelallergien: Haben Kinder andere Symptome?

1. Was versteht man unter einer Lebensmittelallergie?

Eine Lebensmittelallergie ist ein „Irrtum“ des Immunsystems. Im Verdauungstrakt gelangen die Nährstoffe (insbesondere Proteine) über die Schleimhaut in den Blutkreislauf. Dabei kann es vorkommen, dass der Körper sich irrt und diese Proteine für Eindringlinge hält, was eine unverhältnismäßige Reaktion auslöst: die Allergie.

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2. Kann man Lebensmittelallergien vorbeugen?

Nicht wirklich. Es gibt dennoch zwei, sehr gegensätzliche Theorien, wie Eltern ihre Kinder bestmöglich vor einer Allergie schützen könnten: Die eine besagt, dass man Babys so früh wie möglich mit Allergenen in Kontakt bringen soll, weil der Körper nur dann lernt, damit umzugehen. Die andere meint, dass das so spät wie möglich geschehen soll, damit der Körper und das Immunsystem bereits gefestigter sind.

Deine Ernährung während der Schwangerschaft und der Stillzeit hat übrigens keinen Einfluss auf die zukünftigen Allergien des Babys. Sind die Anlagen für eine Allergie da, wird sie sich vermutlich früher oder später zeigen. Sind Lebensmittelallergien bei Kindern also unvermeidbar? Ein bisschen. Aber man geht davon aus, dass eine sechsmonatige Stillzeit ihr Auftreten verringern kann.

3. Wer kann allergisch werden?

Da es kein Wundermittel gibt, um Allergien zu vermeiden, kann jeder mit diesem Problem konfrontiert werden. Da wir aber trotz allem unterschiedlich sind, treten Lebensmittelallergien häufiger bei Personen auf, in deren Familie Fälle von Asthma, Heuschnupfen, Ekzemen oder andere Allergien vorkommen.

4. Welche Symptome hat ein Kind mit Lebensmittelallergie?

Einen Ausschlag um den Mund herum oder am ganzen Körper, Juckreiz, Übelkeit, Durchfall, eine triefende Nase, Halsschmerzen, tränende Augen, Ödeme (vor allem im Gesicht) – die Symptome sind unterschiedlich und treten einige Minuten bis einige Tage nach dem Verzehr eines Lebensmittels auf. Aus diesem Grund empfiehlt man übrigens bei der Erweiterung des Speiseplans eines Babys, neue Lebensmittel in Abständen einzuführen, um ihre Auswirkung festzustellen.

Wenn ein Kind gleich nach dem Verzehr eines Lebensmittels eine Reaktion hat, ist es einfacher, eine Allergie zu vermuten, besonders bei dem (sehr seltenen) Fall von Atemschwierigkeiten oder Ohnmacht. In diesem Fall sollte man so schnell wie möglich zur Notaufnahme: Es kann sich nämlich um eine Anaphylaxie handeln, die schwerste Form einer Allergie.

Es gibt aber auch verspätete Reaktionen. Hier wird es dann kompliziert, denn oft können die Symptome auch mit anderen Diagnosen als mit einer Lebensmittelallergie erklärt werden. Es ist also nicht gerade leicht, eine Allergie festzustellen.

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5. Welche Lebensmittel lösen am häufigsten Allergien aus?

Rein theoretisch können alle Lebensmittel Allergien auslösen, aber in der Realität belegen die Spitzenplätze bei Allergien, die Kinder betreffen, vor allem diese Lebensmittel:

  • Milch
  • Eier
  • Nüsse
  • Fisch
  • exotische Früchte
  • Hülsenfrüchte
  • Weizenmehl

Man muss auch gewisse Zusatzstoffe und Konservierungsmittel berücksichtigen, wie zum Beispiel Patentblau (E131), Erythrosin-Rosa (E127), Cochenille-Rot A (E124), Tartrazin-Gelb (E102) und alle Konservierungsmittel von E222 bis E227.

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6. Ich glaube, dass mein Kind auf ein Lebensmittel allergisch ist – was tun?

Der erste Schritt: zum Kinderarzt bzw. der Kinderärztin gehen. Wenn diese*r auch der Meinung ist, dass es sich um eine Allergie handelt, wird er oder sie dich und dein Kind zu einem Allergologen oder einer Allergologin überweisen, wo Haut- und Bluttests durchgeführt werden, um das Allergen zu identifizieren. Anschließend wird man die vermuteten Lebensmittel vom Speiseplan streichen und sie dann – unter ärztlicher Aufsicht – wieder einführen, um zu kontrollieren, ob die Symptome wieder auftreten. Danach weißt du mit Sicherheit, ob dein Kind gegen die eine oder andere Substanz allergisch ist.

Und noch ein Tipp: Vergiss Allergie-Tests, die man im Handel oder im Internet kaufen kann und die versprechen, dass du die Diagnose auch zu Hause und alleine stellen kannst. Es ist immer besser, einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen.

7. Was ändert sich für mich im Alltag, wenn mein Kind eine Lebensmittelallergie hat?

Alles hängt davon ab, wie stark dein Kind allergisch ist: Es kommt durchaus vor, dass ein Kind, das gegen Eier allergisch ist, einen Kuchen essen kann, der Eier enthält. Da die Eier verarbeitet sind und nicht hoch konzentriert vorkommen. Zudem ist die Menge, die das Kind von diesem Kuchen ist, oft gering.

Andere Kinder, die beispielsweise gegen Erdnüsse allergisch sind, reagieren sofort auf den kleinsten Bestandteil der Nuss. Es reicht ein klitzekleines Stückchen im Mund und schon bildet sich ein schweres Ödem.

Wichtig ist, dass ihr nach der Diagnose unbedingt auf den Rat eures Arztes oder eurer Ärztin hört und nicht anfangt, auf eigene Faust zu experimentieren.

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Gerade wenn ihr auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten müsst, wird dir das Einkaufen kompliziert vorkommen. Aber du wirst schnell lernen, wie man die Etiketten liest und welche Lebensmittel gemieden werden müssen. Wie zum Beispiel Molke, das ein Milchprodukt ist, oder die berüchtigten ‚Spuren von Schalenfrüchten‘, was bedeutet, dass das Produkt Erdnuss enthält.

Um diese Lebensmittel oder auch nur Spuren von ihnen zu (er)kennen, bitte am besten deine*n Ärzt*in um eine Liste der zu vermeidenden Produkte. Gut zu wissen ist auch, dass es sogar im Supermarkt zahlreiche Produktlinien für Allergiker gibt, die durchaus erschwinglich sind.

In manchen Situationen wirst du allerdings gezwungen sein, deine Lebensgewohnheiten zu ändern. Restaurantbesuche und Einladungen bei Freunden, Geburtstagsfeiern oder Ferien: Bei einer schweren Allergie wirst du rund um die Uhr aufpassen und vor allem deinem Kind gut erklären müssen, warum diese Ernährungsvorschriften unerlässlich sind und wie es seine Diät befolgen muss.

8. Mein Kind hat eine Lebensmittelallergie: Kann es in der Schule essen?

Ja, dein Kind kann in die Schule gehen und auch in die Nachmittagsbetreuung, unter der Voraussetzung, dass sowohl dein Kind, als auch die Schule bestens über die Allergie Bescheid wissen. Dein Kind sollte genau wissen, was es essen darf und was nicht. Auch die Schule muss darüber informiert werden und wissen, was in einem Fall einer Allergiereaktion getan werden muss.

Zudem sollten auch Mitschüler und deren Eltern von der Allergie wissen. Gerade bei einer Nussallergie können Betroffene sehr schnell und auf die kleinsten Spuren reagieren. Dann wäre es sehr wichtig, dass auch Mitschüler keine nusshaltigen Lebensmittel mitbringen.

Je nachdem, worauf dein Kind allergisch reagiert und wie schwer eine Reaktion ausfallen würde, kann es schwer werden, in der Schule zu essen. Die Verunreinigungen mit einem allergenen Lebensmittel sind für große Kantinen nur schwer zu kontrollieren. Informiere dich am besten direkt bei der Schule darüber, wie das Essen zubereitet wird, bzw. wer der Zulieferer für das Essen ist.

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9. Dauert eine Lebensmittelallergie das ganze Leben?

Das kommt ganz darauf an! Viele Lebensmittelallergien, die bei Kindern auftreten, verschwinden später: bei Milch- und Eierallergien ist das zu 90 Prozent der Fall. Wenn dein Kind keine Erdnussprodukte verträgt gibt es allerdings nur eine 15-prozentige Wahrscheinlichkeit auf „Heilung“. Manche Allergien können sich auch weiterentwickeln und nehmen andere Formen an (z. B. Heuschnupfen, Asthma und weitere).

Wenn dein Kind allergisch ist, lass es unbedingt von einem Allergologen oder einer Allergologin betreuen. So kann die Entwicklung der Symptome regelmäßig evaluiert werden.

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10. Ist eine Lebensmittelunverträglichkeit das Gleiche wie eine Allergie?

Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, denn eine Lebensmittelunverträglichkeit betrifft nicht das Immunsystem. Der Körper hält das Lebensmittel nicht für einen Eindringling, er kann es nur nicht richtig verdauen oder verwerten. Deshalb äußert sich eine Unverträglichkeit eher in Blähungen, Brechreiz, Durchfall oder Kopfschmerzen. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Milchunverträglichkeit, auch Laktoseintoleranz genannt.

Konsultiere eine*n Ärzt*in, wenn du glaubst, dass dein Kind unter einer Lebensmittelunverträglichkeit leidet. Er oder sie wird das unverträgliche Lebensmittel ausfindig machen, denn genau wie bei einer Allergie, muss eine spezifische Diät eingehalten werden.

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt oder einer Ärztin. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt bzw. eure Ärztin kontaktieren. Über die bundesweite Nummer 116117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst erreichbar.