Bloggerin Jessika Rose (30) aus Berlin war gerade mit dem zweiten Kind schwanger, das an einem Herzfehler leidet. Auf ihrem Blog Herzensangelegenheiten veröffentlichte sie diesen berührenden Brief an ihre erstgeborene Tochter (3) , in dem sie über ihre Ängste, aber auch ihre unbändige Liebe schreibt:
Worte einer Mutter an das große Kind …
Meine liebste kleine Mausi!
Bald ist es nun soweit: Du wirst große Schwester! Du bist schon so aufgeregt, fragst uns mittlerweile fast jeden Abend, wann deine kleine Schwester nun endlich rauskommt. Dabei legst du deine kleinen, großen Patschehände auf meinen Bauch, streichelst ihn und staunst fasziniert, wenn die Kleine sich unter deinen Händen bewegt. Wenn du deinen Kopf an meinen Bauch legst und deiner Schwester zuflüsterst, wer du bist und dass du dich auf sie freust, platzt mein Herz fast vor Liebe…

Aber ich werde dann auch ganz wehmütig. Du bist schon so groß, obwohl du noch so klein bist. Gerade eben warst DU es doch noch, die in meinem Bauch strampelte… Wie lange haben wir auf dich warten müssen… 3 Jahre, in denen wir mehr Rückschläge hinnehmen mussten, als wir damals im Vorfeld dachten. 5 1/2 Versuche künstlicher Befruchtungen, so viel Hoffnung und so viel Enttäuschung, immer wieder, von Versuch zu Versuch. Und dann war ich mit dir schwanger. Und die immer erhoffte Freude blieb erstmal aus. Zu groß war die Angst, dass wieder etwas schief geht, wir wieder einmal auf Null zurückgeworfen werden und ganz von vorn anfangen müssen. Das war und ist schwer nachvollziehbar für diejenigen, die auf ganz konventionelle Art und Weise schwanger werden. Wir standen aber unter einer enorm großen Anspannung und so wich die Angst nur langsam. Aber du belohntest uns (und vor allem mich) mit einer unkomplizierten Schwangerschaft und einer fast noch unkomplizierteren Geburt.
Du warst schon immer DU, hattest vom ersten Tag an deinen eigenen kleinen Charakter, hast uns gezeigt, wo es langgeht und uns beigebracht, dass sich die Welt um dich dreht und alles andere unwichtig geworden ist. Ich frage mich oft, ob es dein Charakter ist oder ob wir dir dein Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben haben. Du weißt und wusstest schon immer, was du willst – und leider noch viel mehr, was du nicht willst. Was mich oft Nerven kostet, macht dich Schritt für Schritt zu einem selbstständigeren kleinen Menschenkind.

Ich staune so oft, wie groß und vernünftig du schon bist mit deinen gerade mal 3,5 Jahren. Und wieviel Weisheit in einem so kleinen Menschlein stecken kann. In letzter Zeit kam es mir manchmal so vor, als hätten wir die Rollen getauscht. Da warst du es, die mich tröstete oder beruhigte oder mir die Dinge auf deine Art und mit Händen und Füßen erklärtest. Ich frage mich oft, wie es werden wird, wenn du uns nicht mehr allein für dich hast. Wie du das packen wirst. Ich glaube, unter normalen Umständen ist es für das erstgeborene Kind schon schwer, seine Position zu verteidigen, wenn ein neues Baby in die Familie kommt. Aber unsere Situation wird anders sein. Wie? Das wüsste ich auch zu gern… Es würde mir vielleicht einen Teil meiner Sorge nehmen. Als wir damals die Diagnose mit dem Herzfehler bekamen, zerriss es mir das Herz, weil mir schlagartig klar war, dass du mehr zurückstecken wirst, als andere „große Geschwister“. Es tat und tut mir so unendlich leid, weil ich mir nichts mehr wünsche als Normalität. Aber es wird verdammt schwer werden – nicht nur für uns, sondern auch für dich, mein kleiner Engel. Und wenn es einfach nur der Verzicht auf deine Mami ist, mit dem du zu kämpfen haben wirst. Ich habe selbst noch keinen blassen Schimmer, wie ich den Spagat zwischen Krankenhaus, Intensivstation und meinem mich zuhause vermissenden Kind hinbekommen soll. Ich verdränge diese Szenarien und hoffe ganz naiv, dass es dann einfach funktionieren wird. Du ahnst von all den Ängsten und Sorgen nichts. In dir steckt gerade nur die Vorfreude auf deine kleine Schwester… Und das ist für den Moment auch gut und richtig so. Ich wünsche mir so sehr, dass diese Freude in dir bleiben wird, wenn die Kleine da ist.
Ich bin so dankbar, dass du da bist und hab dich unendlich doll lieb, meine kleine Mausi!
Eine tolle Mutter, die das Netz zurecht zu Tränen rührt! Im Januar kam ihre zweite Tochter zur Welt. Wie sie uns mitteilte, steuert die Familie gerade auf die erste große OP zu. Wir drücken fest die Daumen! Hier geht es zur Facebook-Seite ‚Herz und Liebe‚ und zum Twitter-Profil von Jessika.
Fotos © Fotograf Gerald Schmidt – glamoureffekt