Vermutlich bin ich nicht allein mit der Meinung, dass Kinder sich ihr Spielzeug alleine aussuchen sollten - in gewissem Rahmen. Beim Wunschzettel malen in der letzten Woche dann aber der Schock: Meine Tochter ist total fixiert auf "typischen" Mädchenkram - wenn wir ihn mal in diese Ecke stellen wollen: Puppen, rosa Kleider, Einhörner und Traumschlösser. Sofort schoss mir die Frage in den Kopf: Was habe ich nur falsch gemacht?
Und dann traf es mich wie ein Schlag. Nicht ich alleine, sondern auch die Werbeindustrie macht aus meiner Tochter ein "typisches" Mädchen. Denn da spielen Mädchen mit kuscheligen Plüsch-Hunden, färben ihrer Barbie die Haare pink und bauen mit lila Legosteinen Traumschlösser, vor denen sie rosa Pferde eine Prinzessinnen-Kutsche ziehen lassen. Die Jungs bauen ihrerseits in der Werbung Todessterne, Raumschiffe und mechanische Kräne. Außerdem experimentieren sie mit entsprechenden Baukästen oder spielen Computerspiele. Immer noch. Im Jahr 2016.
Was ich sehnlichst in der Werbung vermisse - und wir sprechen hier von Print und TV - ist die Vielfältigkeit. Kinder saugen auf, was sie sehen und hören. Dabei wäre es so einfach, ihnen zu zeigen, dass es egal ist, ob ein Spielzeug für Jungs oder Mädchen ist, so lange sie es interessant finden.
Eine Werbung oder vielmehr ein Beipackzettel des Spielzeugherstellers 'Lego' aus den 70er Jahren macht ziemlich deutlich, wie ich das meine. Ja richtig, dieser Hinweis an die Eltern stammt bereits von 1974, ist also über 40 Jahre alt - und trotzdem so wahr:
An die Eltern
Das Bedürfnis, etwas zu erschaffen, ist in allen Kindern gleich. Jungs und Mädchen. Es ist die Fantasie die zählt. Nicht die Fähigkeiten. Du baust einfach, was dir gerade einfällt, so wie du es willst. Ein Bett oder einen Truck. Ein Puppenhaus oder ein Raumschiff. Viele Jungs mögen Puppenhäuser. Die sind menschlicher als Raumschiffe. Viele Mädchen mögen Raumschiffe. Die sind aufregender als Puppenhäuser. Das Wichtigste ist jedoch, ihnen das richtige Material an die Hand zu geben und sie das machen zu lassen, was sie möchten.
Das will ich auch für meine Kinder. Sie sollen nicht das Gefühl haben, irgendetwas nicht ausprobieren zu können, nur weil es für Jungs oder für Mädchen ist. Sie sollen sich von ihrer Neugier treiben lassen und einfach machen dürfen.
Das gilt natürlich auch für meine Tochter und ihre "Prinzessinnen reiten in rosa Kleidern auf Einhörnern zu ihrem Traumschloss"-Phase - denn das will sie nun mal gerade machen. Aber ein bisschen hoffe ich trotzdem, dass das bald vorbei ist.
Kennt ihr DIESE Spielzeuge noch?
LETTERS
