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Verwöhnt und unglücklich? Was passiert, wenn Kinder zu oft beschenkt werden

Kleiner junge sitzt auf dem Teppich umgeben von Spielsachen und schaut unglücklich auf das in seinen Händen.
© Getty Images/ Ruben Earth

Geschenke statt Zeit – was das mit Kindern macht

Wenn Eltern Zuneigung mit Geschenken verwechseln: Warum ständiges Beschenken Kindern langfristig schadet und was wirklich zählt.

Wer berufstätig ist und Kinder hat, kennt den Struggle: Trotz bester Organisation gibt es Tage, manchmal auch Wochen, in denen man nur noch Terminen hinterherläuft. Zeit für die Familie? Fehlanzeige. Das schlechte Gewissen wächst – und mit ihm die Versuchung, sich beim Kind mit einem Geschenk „freizukaufen“.

Ein kleines Spielzeug, das gewünschte Buch oder etwas Neues für die Spielkiste: Geschenke sollen zeigen, dass das Kind uns nicht egal ist – auch wenn wir gerade wenig Zeit haben. Doch was passiert wirklich, wenn Kinder ständig Geschenke bekommen?

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Mangel an emotionaler Bindung

Kommt es mal vor, dass Eltern richtig viel zu tun und richtig wenig Zeit haben, ist das absolut kein Grund, die Beziehung zu seinem Kind zu hinterfragen. Auch dann nicht, wenn man den Mangel an Zeit mit einer kleinen Überraschung für das Kind wiedergutgemacht hat. Ist es jedoch immer öfter Regel statt Ausnahme, dann kann das die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind stören.

Bekommt ein Kind regelmäßig Geschenke für die fehlende Zeit und Aufmerksamkeit durch die Eltern, kann es den Eindruck bekommen, dass materielle Dinge wichtiger sind als emotionale Nähe. Es wird vor allem dem Kind dann sehr schwerfallen, eine echte und tiefe Verbindung zu seinen Eltern aufzubauen. In späteren Freundschaften oder Partnerschaften (auch als Erwachsener) erwartet es womöglich auch, dass Zuneigung und Anerkennung durch materielle Dinge ausgedrückt werden.

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Geringe Wertschätzung für Dinge

Je mehr Geschenke ein Kind bekommt, desto weniger Bedeutung hat jedes einzelne. Kommt immer und in regelmäßigen Abständen etwas Neues dazu, verlieren die ‚alten‘ Spielsachen an Attraktivität. Gleichzeitig entwickelt sich eine Erwartungshaltung beim Kind. Glücklichsein ist gleichbedeutend mit „etwas Neues bekommen“.

Das kann zu einer Überbewertung materieller Dinge führen, während immaterielle Dinge wie Freundschaft, Liebe, Beziehungen und Zeit miteinander an Bedeutung verlieren.

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Verzerrte Erwartungen und emotionale Abhängigkeit

Wird Liebe regelmäßig in Geschenkpapier verpackt, entsteht eine verzerrte Vorstellung davon, was Zuneigung bedeutet. Geschenke werden zur Norm und wenn sie ausbleiben, folgt die Enttäuschung.

Noch schlimmer, wenn Geschenke ausbleiben: Das Kind zweifelt an sich selbst und setzt die fehlenden Geschenke damit gleich, dass die Eltern ihm keine Zuneigung, Aufmerksamkeit und Liebe mehr geben. Es nagt am Selbstvertrauen des Kindes, denn das Ausbleiben von Geschenken kann ihm suggerieren, dass es plötzlich nicht mehr gut genug ist.

Soziale und emotionale Entwicklung

Eltern sind immer auch Vorbilder für ihre Kinder. Gleichen sie die fehlende Zeit und Aufmerksamkeit für das Kind immer wieder mit Geschenken aus, kann das Kind Schwierigkeiten damit haben, zu verstehen, wie man Beziehungen pflegt oder wie wichtig es ist, Zeit mit- und füreinander zu haben.

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Durch die Beziehung zu ihren Eltern lernen Kinder zudem, wie man miteinander umgeht, wie man Konflikte löst, wie man Mitgefühl zeigt und einander hilft. Sind jedoch häufig Geschenke der Ausdruck für Zuneigung oder Fürsorge, können bestimmte Aspekte der sozialen und emotionalen Entwicklung des Kindes beeinträchtigt werden.

Zudem wird ein Kind, das oft mit Geschenken bei Laune gehalten oder damit belohnt wird, Schwierigkeiten haben, eigene Wünsche und Emotionen zu regulieren. Sind in der Regel Geschenke die Antwort auf seine Bedürfnisse, lernt ein Kind, dass es schnell bekommt, was es will. Geduld lernt es nicht. Genauso wenig lernt es, sich selbst zu helfen oder auch mit Enttäuschungen umzugehen.

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Auch die Eltern leiden

Wer von Termin zu Termin hastet und viel lieber mit dem Nachwuchs Zeit verbringen würde, hat unweigerlich ein schlechtes Gewissen. Und ganz sicher ist es nicht egal, wie viel Zeit Eltern und Kind miteinander verbringen. Aber die Dauer ist nicht alles. Viel wichtiger als die zeitliche Länge ist die Art und Weise, wie wir die Zeit miteinander verbringen.

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Wer seinem Kind in den 15 Minuten am Morgen und den 30 Minuten am Abend seine volle Aufmerksamkeit schenken kann, kann es dennoch schaffen, eine gute, ehrliche und tiefe Verbindung zum Kind aufrechtzuerhalten.

Selbst, wenn die Zeit gerade nicht für mehr als ein paar Minuten morgens und abends reicht, sind diese gemeinsamen Minuten immer noch mehr Wert als ein neues Spielzeug. Das kann also getrost im Ladenregal liegen bleiben.

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