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Erziehung & Pubertät: Warum Kritik Teenager so hart trifft und wie du es besser machst

Porträt eines Teenager-Mädchens draußen.
© AdobeStock/ stivog

Kritik an Teenagern: So klappt's ohne Drama

Tipps für Eltern, die es besser machen wollen.

Wie du deinem Teenager Kritik gibst, ohne Streit zu provozieren. Klare Tipps für Eltern, die auch in der Pubertät noch gehört werden wollen.

Wer schon mal Kritik an seinem Teenager geübt hat, weiß, dass die Reaktion des Kindes mannigfaltig ausfallen kann. Von sturer Ignoranz bis zur großen Explosion ist nämlich alles möglich. Hat man seinem Kind beispielsweise früher gesagt, „Räum bitte dein Zimmer auf, es sieht schlimm aus“, hat es vielleicht gemotzt, in der Regel aber gemacht, was man ihm gesagt hat. Sagt man demselben, allerdings pubertierenden, Kind genau dasselbe, kommt bei ihm an, dass es für Weltfrieden sorgen soll, weil es uns alle sonst ins Unglück stürzt. So unmöglich scheint ihm die Aufgabe.

Wie übt man also Kritik am pubertierenden Teenager, ohne, dass er sich überfordert, angegriffen oder ungerecht behandelt fühlt? Geht das überhaupt?

Warum ist Kritik bei Teenagern plötzlich so kompliziert?

Ganz einfach, weil sie sich abgrenzen wollen – von uns Eltern, von der Familie, vom Kindsein. Sie entwickeln ihr eigenes Weltbild. Und das bedeutet: Alles, was von uns kommt, wird erstmal abgelehnt.

Gleichzeitig sind Teenager, so selbstbewusst sie sich auch geben mögen, enorm unsicher. Im Gehirn wird vieles neu ‚verkabelt‘, die Gefühle fahren Achterbahn und sie selbst wissen gar nicht, wer sie sind oder sein wollen. Auf Kritik reagieren sie deshalb sehr sensibel und fühlen sich nicht selten sogar persönlich angegriffen.

Und wer sich angegriffen fühlt, macht entweder komplett dicht oder geht in den Gegenangriff über, wird laut und manchmal auch gemein. Deshalb müssen wir Eltern Kritik in der Pubertät etwas anders formulieren, respektvoller, klarer und niemals herablassend.

Lesetipp: 8 Dinge, die du nie zu einem Teenager sagen solltest

Wie sieht gute Kritik am Teenie aus?

Wir Eltern üben Kritik gern anklagend, „Du hasst nicht“, „Du kümmerst dich nie…“, „Nie kannst du…“. Da ist es kaum verwunderlich, dass der Teenager sich sofort angegriffen fühlt. Besser wird es, wenn wir aus unserer Perspektive erklären, was uns stört und welche Gefühle es in uns auslöst, wenn beispielsweise Unordnung herrscht oder Vereinbarungen nicht eingehalten wurden.

Außerdem sollten wir nicht nur Negatives kritisieren, sondern auch Positives hervorheben. Das zeigt dem Teen nämlich, dass man ihn sieht, auch bei Dingen, die gut laufen.

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Und der Tonfall ist immer entscheidend im Diskurs mit einem Teenager. Wir Eltern nehmen unsere Rolle als Vorbild und Erwachsene nämlich gerne mal zu wichtig, werden sarkastisch und belehrend. Besser ist, den Ball an das Kind zu spielen und zum Beispiel zu fragen, wie es selbst die Situation oder ein Problem wahrnimmt.

Was tun, wenn mein Teenager auf Kritik gar nicht reagiert?

Manche Jugendlichen ziehen sich sofort zurück, sobald sich Kritik ankündigt. Andere lassen einen gar nicht erst ausreden und suchen das Weite. Beides ist für einen Teenager normales Verhalten, aber kein Grund, aufzugeben.

Hier ein paar Strategien für schwierige Fälle:

  • Timing ist alles: Kritik im Affekt bringt selten etwas. Warte einen Moment ab, wenn die Situation emotional aufgeladen ist.
  • Mach es kurz: Lange Monologe wirken schnell wie Vorträge und Teenager schalten ab.
  • Schreib’s auf: Wenn das Gespräch nicht klappt, kann ein Zettel, eine Nachricht oder ein Brief Wunder wirken.

Und wichtig: Auch wenn’s manchmal frustrierend ist, bleib dran. Dein Kind hört mehr, als es zeigt.

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Und was, wenn ich zu streng, zu hart oder unfair war?

Das passiert den besten Eltern. Wir sind schließlich auch nur Menschen. Und ja, auch wir machen Fehler. Das Beste, was du dann tun kannst, ist, dich zu entschuldigen. Ganz ehrlich und direkt: „Ich war gestern zu schroff. Ich hätte anders mit dir reden sollen. Es tut mir leid.“

Damit zeigst du deinem Kind nicht Schwäche, sondern Größe. Und du zeigst ihm, wie man mit Fehlern umgehen kann. Was übrigens eine der wichtigsten sozialen Kompetenzen überhaupt ist.

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