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Erziehung: Du denkst, dein Kind ist schwierig? Vielleicht bist du es!

Kind ist mit dem Oberkörper in einen Strohkorb gefallen. Es schauen nur die Beine heraus.
© Getty Images/ Catherine Falls Commercial

Warum „Weil ich es sage“ ein problematischer Satz in der Erziehung ist

Was Eltern stattdessen tun sollten, wenn das Kind nicht hören will

Wenn Kinder schwierig wirken, liegt das oft nicht an ihnen. Ein ehrlicher Blick auf unser Erziehungsverhalten macht das deutlich.

Einer der schlimmsten Sätze, die man als Eltern zu seinem Kind sagen kann, ist wohl, „Weil ich es sage“. Denn obwohl die meisten von uns wissen, wie hilflos man sich fühlt, wenn man genau das von seinen Eltern hört, haben sich viele von uns den Satz trotzdem schon selbst sagen hören.

Wir Eltern reagieren so, weil wir genervt oder überfordert sind und die für uns unangenehme Situation beenden wollen. Aber was macht es mit unseren Kindern, wenn wir sie so zum Schweigen bringen?

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Was macht autoritäre Kommunikation mit Kindern?

Argumente wie, „Weil ich es sage“, „Weil das so ist“ oder „So lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, …“ haben den einzigen Zweck, eine Unterhaltung, einen Streit oder eine Diskussion zu beenden. Sie lassen dem Gegenüber keine Möglichkeit, seine Meinung oder Sichtweise zu erklären.

Langfristig kann genau das Kindern schaden. Sie fühlen sich machtlos und klein, abgewertet und nicht gesehen. Das schadet sowohl ihrem Selbstvertrauen als auch der Bindung zu den Eltern.

Welche Folgen hat autoritäre Kommunikation?

Kinder, die regelmäßig autoritär erzogen werden, entwickeln oft zwei Strategien:

  1. Anpassung: Sie funktionieren. Nach außen. Aber innerlich fehlt es ihnen oft an Selbstvertrauen, weil sie nie gelernt haben, Entscheidungen selbst zu treffen oder Fehler machen zu dürfen.
  2. Widerstand: Sie rebellieren – oft heftig und oft spät. Denn unterdrückte Autonomiebedürfnisse kommen irgendwann an die Oberfläche.

Studien, wie die der Universität Pittburgh, haben gezeigt, dass autoritäre Erziehung langfristig mit einem erhöhten Risiko für Probleme in der Schule, psychische Krankheiten und eine geringe Selbstwirksamkeit bei Jugendlichen verbunden ist. Das ist kein Zufall. Denn wer nie gelernt hat, die eigene Stimme zu nutzen und den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, zieht sich irgendwann zurück.

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Wie erziehe ich ohne autoritäre Sätze?

Manchmal hat man das Gefühl, durchgreifen zu müssen, wenn es um die Kinder geht. Dabei gibt es aber einen Unterschied zwischen einer erzieherischen Grenze und einem autoritären Totschlagargument.

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Das Ziel in der Kommunikation zwischen Eltern und Kind sollte sein, auf Augenhöhe miteinander zu sprechen. Das heißt zum Beispiel, dass Eltern die Gefühle ihres Kindes in einer angespannten Situation anerkennen und nicht einfach übergehen.

Dass Eltern ihr Handeln und ihre Wünsche kindgerecht erklären und dem Kind Raum für Fragen lassen, wenn es nicht versteht, warum es etwas gerade nicht darf oder unterbrechen soll. Kinder müssen vor allem verstehen dürfen und nicht nur folgen müssen.

Und was, wenn mein Kind einfach nicht hört?

Kinder wollen manchmal aber einfach nicht mitmachen oder kooperieren. Und dann hilft auch der freundlichste Ton nicht und die eigene Zündschnur wird gefährlich kurz. In solchen Momenten hilft es, sich daran zu erinnern: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihr Gehirn entwickelt sich noch bis ins junge Erwachsenenalter.

Deshalb sind kindliche Reaktionen wie Wut, Trotz und Widerstand auch keine Symptome einer schlechten Erziehung, sondern schlichtweg Entwicklungsschritte, die jedes Kind durchläuft.

Hört das Kind also partout nicht, hilft nur Konsequenz, Ruhe, Geduld und erklären, erklären, erklären. Denn Kinder lernen von uns. Sie schauen ganz genau, was wir sagen, wie wir uns verhalten und wie wir zu Lösungen kommen.

Beziehung ist wichtiger als Gehorsam

Das vielleicht Wichtigste zum Schluss: Kinder hören nicht besser, weil wir lauter werden. Sie hören besser, wenn sie sich gesehen und verstanden fühlen. Gute Erziehung basiert nicht auf Kontrolle, sondern auf Beziehung.

Die wirkungsvollste Erziehung beginnt dort, wo wir bereit sind, unser eigenes Verhalten zu hinterfragen. Wenn wir bereit sind, nicht immer recht zu haben. Und manchmal auch mal zu sagen: „Weißt du was, da habe ich gerade überreagiert.“

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