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Expertenrat: Warum Geld keine sinnvolle Belohnung für ein Zeugnis ist

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Im Video: Warum man Kinder nicht mit Geld belohnen sollte

Wir verraten, warum es kontraproduktiv ist, sein Kind für gute Noten, ein gutes Zeugnis oder seine Mithilfe im Haushalt mit Geld zu belohnen.

Mit der Zeugnisvergabe starten für alle Kinder die heiß ersehnten Sommerferien. Vorher, na klar, geht’s mit dem Endjahreszeugnis nach Hause, zu den Großeltern und allen anderen Verwandten, die einen Blick darauf werfen wollen, wie sich das Kind in der Schule geschlagen hat. Das wiederum verspricht sich nach der harten Arbeit der zurückliegenden Monate vielleicht auch eine kleine Belohnung. Aber was sollte das am besten sein?

In vielen Familien üblich ist, dem Kind ein oder auch zwei Scheinchen in die Hand zu drücken. Davon kann er oder sie sich schließlich selbst einen Wunsch erfüllen. Die Idee ist zwar nicht schlecht, pädagogisch aber nicht die beste Wahl.

Wir Eltern sind stets bemüht

Der Grund für derartiges Handeln ist eigentlich ein ganz einfacher: Wir Eltern sind stets bemüht, das Beste aus unseren Kindern herauszuholen. Wir sind ihre größten Fans. Deshalb scheuen wir auch nicht davor zurück, sie anzufeuern und zu motivieren, wenn es ihnen an entsprechendem Elan fehlt. So weit, so gut.

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Tatsächlich schießen wir dabei aber hin und wieder über das Ziel hinaus. Zum Beispiel, wenn wir Kindern für guten Noten Geld schenken. Aber auch, wenn wir sie dafür finanziell belohnen, wenn sie im Haushalt helfen.

Geld nämlich, mag zwar auf den ersten Blick ein guter Motivator sein, um das Kind zu eher ungeliebten Arbeiten oder zum Lernen zu überreden, ist aber immer die schlechteste Alternative, um nachhaltig zu wirken.

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Geld als Motivator gehört nicht in die Erziehung

Kinder haben selten Lust, für die Schule zu lernen oder den Eltern zu Hause zu helfen. Mit einer finanziellen Belohnung vor der Nase legen sich die meisten Kinder dann aber trotzdem richtig ins Zeug und sind super motiviert.

Für den Moment genau der Effekt, den wir uns gewünscht haben. Das Kind tut etwas für die Schule oder erledigt den Abwasch. Allerdings, ihr ahnt es bereits, dauert diese Motivationsphase nicht lange an. Denn sie wird einem Kind von außen ‚auferlegt‘. Machst du xy, bekommst du xy von mir. Psychologen sprechen auch von extrinsischen Motivatoren.

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Die können schließlich dazu führen, dass ein Kind Aufgaben nur noch macht, wenn es sich lohnt, bzw. wenn es dafür eine Belohnung erhält. Es macht sich und sein Handeln von außen abhängig.

Eigentlich genau das Gegenteil von dem, was wir Eltern mit der extra Finanzspritze erreichen wollten.

Ausnahme (gute) Noten oder Zeugnis?

Jetzt könnte man argumentieren, dass ein gutes Zeugnis am Ende eines Schulhalbjahres ja zeigt, dass ein Kind Eigenmotivation hatte. Und ihm dafür ein Scheinchen in die Hand zu drücken ist doch dann okay, oder?

Nein, auch hier sollten Eltern eine andere Form der Anerkennung wählen. Denn eigentlich sind die Noten, egal ob nach einem Test oder eben am Ende eines Schulhalbjahres, die Belohnung (oder Kritik), die ein*e Schüler*in für seine investierte Arbeit erhält.

Belohnt man Einser und Zweier mit Geld, wandelt man den Stolz, den das Kind für die guten Noten und das gute Zeugnis empfindet, in Stolz für das erhaltene Geld um. Das ist schade, denn damit fördert man die extrinsischen Motivatoren und den Materialismus des Kindes. Über kurz oder lang kann das dazu führen, dass ein Kind sein Handeln nur noch an materielle Belohnungen knüpft. Denn seine Ansprüche werden eher steigen als fallen.

Dreht man diesen Gedanken noch ein Stück weiter, kann man sogar sagen, dass man das soziale Engagement eines Kindes unterdrückt, indem man ihm finanzielle Belohnungen für getane Arbeit verspricht. Denn im sozialen Bereich (Pflege, Umweltschutz, Freiwilligenarbeit) verdient man oft nicht so viel. Belohnung für soziale Arbeit findet sich eher in der Anerkennung, die man erhält, oder in der eigenen Zufriedenheit, die sie bewirkt, als in Geld.

Wichtig: Zücken die Großeltern ein Scheinchen für ein gutes Zeugnis, ist das schon mal okay. Dabei sollten aber nicht nur die sehr guten Noten belohnt werden, sondern die Gesamtleistung. Und auch Oma und Opa können die investierte Leistung ihrer Enkelin oder ihres Enkels hervorheben und nicht nur das Ergebnis.

Wie motiviert/ belohnt man Kinder richtig?

Um Kinder also davon zu überzeugen, dass Lernen notwendig ist, um gut in der Schule zu sein oder dass Hausarbeit eben zum Leben dazu gehört, müssen Eltern in der Erziehung nicht auf Belohnungen verzichten.

Doch statt Kindern Geld als Form der Anerkennung in Aussicht zu stellen, sollten wir sie loben, uns für ihre Hilfe bedanken und sie wissen lassen, dass wir ihre Arbeit schätzen. Auch gemeinsame Zeit in Form von Ausflügen, Spieleabenden oder einem Restaurantbesuch sind eine gute Form der Anerkennung. Klingt eigentlich ganz einfach, machen aber tatsächlich die Wenigsten.

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Noch viel wichtiger als das Ergebnis, egal ob Test in der Schule, gutes Zeugnis oder eine ausgeräumte Spülmaschine, ist die Arbeit, die das Kind investiert hat. Der Weg, der es an diesen Punkt gebracht hat, ist es deshalb, den man hervorheben und belohnen sollte.

So sorgt man dafür, dass die intrinsische Motivation, also die, die allein aus dem Kind kommt, wächst. Und das wiederum sorgt dafür, dass das Kind sich auf sein Handeln und seine Fähigkeiten verlässt und sich nicht von anderen abhängig macht.

So schafft man beste Voraussetzungen, einen unabhängigen und selbstständigen Menschen zu erziehen, der noch dazu gelernt hat, in sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen.

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