Niemand ist gerne der oder die Spielverderber*in, schon gar nicht bei den eigenen Kindern. Doch wer dazu tendiert, dem Nachwuchs jeden noch so kleinen Wunsch von den Lippen abzulesen, um bloß keine Wut- oder Trotzanfälle zu riskieren oder Gemaule und Gemotze zu vermeiden, sollte lieber gleich damit aufhören. Zum großen Nutzen und Wohl aller Familienmitglieder.
Warum es okay ist, wenn dein Kind dir ein, „Du bist so gemein!“ entgegen brüllt und das sogar ein gutes Zeichen für eine gesunde Erziehung, liest du bei uns.
Gefühle und Verantwortung
Natürlich ist es schön, wenn man als Familie harmonisch durch den Tag gleiten kann. Realistisch ist es aber nicht, ganz ohne Konflikte auszukommen. Eltern und Kinder haben nämlich sehr oft sehr unterschiedliche Vorstellungen. Kinder leben im Moment und sind sich Risiken und Gefahren nicht bewusst. Ganz anders als ihre Eltern. Die zum Schutz des Kindes Grenzen setzen.
Die führen nicht selten zu heftigen Reaktionen des Nachwuchses, der, übermannt von seinen Gefühlen, weint, schreit und bockt – oder als Teenie dann Türen knallt und ein Schweigegelübde ablegt. Aber genau diese Reaktionen sind okay.
Bevor wir als Menschen nämlich unsere Gefühle verstehen und kontrollieren können, müssen wir sie erst einmal kennenlernen und fühlen können.
Warum Wut und Trotz wichtig sind
Wut und Trotz bei einem Kind sind auch kein Zeichen von Undankbarkeit oder schlechter Erziehung. Beides ist Teil seiner Entwicklung. In der sogenannten Autonomiephase, etwa zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr, testen Kinder ihre Grenzen und entwickeln ein Selbstbewusstsein. Auch ältere Kinder und Jugendliche durchlaufen Phasen, in denen sie ihre Unabhängigkeit stärker einfordern.
Ihre gelegentliche Wut ist dann oft Ausdruck von Frustration. Sie möchten etwas, bekommen es aber nicht, weil sie etwas noch nicht können oder die Eltern es verbieten. Das ist ein Lernprozess, der wichtig für die Entwicklung von Selbstkontrolle und Problemlösungsfähigkeiten ist.
Genau deshalb sollten Eltern nicht versuchen, die Wut ihres Kindes zu unterdrücken, indem sie ihrem Kind den Wunsch erfüllen, sondern dem Kind helfen, damit umzugehen. Im Leben muss man auch mal Frust, Wut und Trauer aushalten. Am besten lernt man all das schon (bedingt) als Kind.
Konsequenz statt Beliebtheit
Eltern sollten nicht versuchen, die besten Freunde ihrer Kinder zu sein. Sie müssen Erwachsene sein, die Verantwortung übernehmen und Orientierung bieten. Das bedeutet nicht, dass sie ihre Kinder nicht lieben oder respektieren. Aber, dass sie bereit sind, schwierige Entscheidungen zu treffen und sich damit auch mal unbeliebt zu machen.
Diese Haltung ist für Kinder wichtig, weil sie ihnen Sicherheit gibt. Sie wissen, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können – auch wenn sie nicht immer mit ihnen einverstanden sind. Diese Sicherheit ist die Grundlage für eine gesunde Entwicklung und eine starke Bindung.
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