Früher hatten Kinder in den Augen der Erwachsenen gutes Benehmen, wenn man sie zwar gesehen, aber möglichst wenig von ihnen gehört hat. Es sei denn, sie mussten Bitte oder Danke sagen. Das waren aber meist die einzigen Wortbeiträge, die von Kindern gewünscht waren.
Heute sieht das alles Gott sei Dank ein bisschen anders aus. Für die meisten Menschen ist es okay, dass Kinder lauter sind, nicht immer stillsitzen können und auch ihre Meinung sagen. Was also ist heute ‚gutes Benehmen‘ oder besser, wann gilt ein Kind heute als „gut erzogen“?
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1. Oldie, but Goldie: Höflichkeit
Bitte und Danke sagen können ist auch heute noch gern gesehen und auf jeden Fall ein Zeichen für gute Erziehung und auch Respekt. Allerdings sollte ein Kind es auch so meinen und nicht nur mechanisch runterbeten, weil Mama ihm sonst ‚den bösen Blick‘ schenkt.
Ein echtes Danke zur Verkäuferin oder ein ehrlich gemeintes ‚Guten Morgen‘ an den Nachbarn, das ist der Stoff, aus dem heutige Kinderknigges gestrickt sind. Und packt ein Kind noch ein ‚Tschüss‘ zum Abschied dazu, dann fliegen ihm auch heute alle Erwachsenenherzen zu.
2. Respekt
Es ist ja schon kurz angeklungen beim Thema Höflichkeit, aber Respekt anderen Lebewesen gegenüber, egal wie alt, groß oder klein sie sind, ist auch heute noch ein absolutes Must-have, wenn es um gutes Benehmen und Erziehung geht.
Lange war die Sache mit dem Respekt jedoch ein Einbahnstraßenschild mit Pfeil Richtung Eltern. Heute ist das anders: Kinder dürfen (und sollen!) ebenfalls respektiert werden.
3. Zuhören
Kinder wollen alles immer gleich und sofort mitteilen. Zuhören fällt ihnen hingegen wirklich schwer. Aktives Zuhören können gilt heute allerdings als sehr gutes Benehmen und zudem als sehr gute Fähigkeit für das spätere Leben.
Ein Kind, das sein Gegenüber ernst nimmt, zuhört, nachfragt und nicht sofort sein eigenes Thema reinbrüllt, wird oft als „gut erzogen“ wahrgenommen. Da könnte sich so mancher Erwachsene auf einem Elternabend eine Scheibe von abschneiden.
4. Rücksichtnahme & Empathie
Irgendwie sind alle Kinder kleine Egoisten. Und das ist völlig in Ordnung und auch ganz normal – so lange sie dieses Verhalten irgendwann ablegen. Wenn du also schon beobachten konntest, wie dein Kind von sich aus einem anderen z. B. das letzte Gummibärchen gibt, brauchst du eigentlich keine weiteren Erziehungsratgeber mehr. (Du darfst aber trotzdem gern weiterlesen.)
5. Selbstbeherrschung
Genauso wichtig wie die Fähigkeit, anderer Menschen Gefühle zu erkennen und anzuerkennen, ist es, sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen zu können und diese auch mal zurückzuhalten.
Selbstbeherrschung heißt heute aber nicht mehr, seine Emotionen zu unterdrücken. Es heißt, dass man in der Lege ist, seine Gefühle wahrzunehmen, zu benennen, auszudrücken, aber eben nicht alle gleichzeitig in voller Lautstärke auf die Menschheit loszulassen.
6. Verantwortung übernehmen
Nein, Kinder müssen nicht gleich die Steuererklärung der Familie machen. Aber sie können Verantwortung übernehmen für ihr Verhalten, für kleinere Aufgaben oder für das, was sie jemandem sagen. Wer das kann, hat auch im späteren Leben die Nase ganz weit vorn.
7. Digitale Etikette
Kinder sollten den Umgang mit PC, Handy und Tablet behutsam lernen, damit sie wissen, was ins Internet gehört und was nicht. Und das machen sie am besten mit Eltern, die bei diesem Thema präsent sein müssen. Kinder, die wissen, dass auch Emojis verletzen können und dass Online-Kommunikation echte Menschen betrifft, sind auf dem besten Weg, auch digital mit gutem Benehmen zu glänzen.
Gutes Benehmen, so altbacken dieser Begriff auch klingt, erkennt man heute vor allem daran, wie ein Kind mit anderen umgeht, wie es mit seinen Gefühlen klarkommt und daran, dass es Verantwortung übernehmen kann. Und all das lernt man nicht von jetzt auf gleich, sondern Stück für Stück. Hab also Geduld mit deinem Kind.
Und eins ist ja wohl klar, wenn du diesen Artikel bis zum Ende gelesen hast, bist du in Sachen Erziehung und gutem Benehmen sowieso schon auf einem richtigen Weg.
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