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Familienurlaub mit Teenagern? Diese Szenen kennt jede Mama

Blonder Teenager am Meer. Hinter ihm kommt der Vater mit einem SUP aus dem Wasser.
Urlaub mit Teenagern ist nicht perfekt – aber dafür echt. Die besten Anekdoten und Tipps für entspannte Ferien. Credit: AdobeStock/ Soloviova Liudmyla

Teenager motzen und meckern gern, auch im Urlaub. Warum wir Eltern den Nachwuchs trotzdem alle Jahre wieder gerne mitnehmen, liest du hier.

Sonnenuntergänge, lachende Kinder, Cocktails in der Hand, ungefähr so romantisch stelle ich mir den Familienurlaub alle Jahre wieder vor. Naja, und dann fahre ich mit meinen pubertierenden Teenagern in den Urlaub. Und jedes Mal aufs neue treffe ich auf die harte Realität aus Diskussionen über Handyzeiten, andauernde Verhandlungen übers Essen und mindestens einem Drama pro Tag.

Und auch wenn das anstrengend ist und ich bestimmt auch mehr als einmal denke, dass es zu Hause ja auch ganz schön gewesen wäre, fahre ich jedes Jahr gerne in den Urlaub. Weil es auch schön ist und ich die immer rarer werdende gemeinsame Zeit mit meinen Kindern genieße. Und sicher vermissen werde, wenn sie eines Tages nicht mehr mit Mama und Papa in den Urlaub fahren wollen.

Was dann nämlich fehlen wird, sind vor allem diese Momente:

„Wie lange fahren wir noch?“

Zugegeben, die Frage wurde mir durchaus häufiger gestellt, als die Kinder noch kleiner waren. Aber auch jetzt noch scheint die Anreise in den verheißungsvollen Urlaub für Teenager die härteste Geduldsprobe zu sein. Die top drei Kommentare von der Rückbank auf dem Weg Richtung Sonne sind deshalb: „Wann sind wir da?“, „Kann ich mein Handy laden?“ und „Mir ist langweilig.“

Und wehe, das Internet setzt zwischenzeitlich mal aus (passiert innerhalb Deutschlands ja niiiiiiiiiiiiiiie 😬), dann wird aus dem Familienurlaub ganz schnell eine diplomatische Krise. Studien zeigen nämlich, dass Jugendliche in der Pubertät besonders sensibel auf Langeweile und Kontrollverlust reagieren – zwei Dinge, die bei langen Autofahrten garantiert passieren. Also tief durchatmen, Snacks bereithalten und notfalls: Podcast an, Kopfhörer rein.

„Frühstück gibts nur bis 10 Uhr?“

Kaum bricht der erste Morgen im liebevoll ausgewählten Familienhotel herein, welches sich nach eigener Auskunft „perfekt für jede Altersgruppe“ eignet, steht das nächste Drama in Form des hungrigen Teenies am Tisch. Frühstück gab’s bis 10 Uhr und das Kind steht um 10:07 neben einem und mault: „Warum habt ihr mich nicht geweckt?“

Willkommen im Paralleluniversum der pubertären Schlafrhythmen. Jugendliche brauchen wissenschaftlich nachgewiesen zwar nicht mehr Schlaf, dafür aber morgens viel mehr Zeit. Der biologische Schlaf-Wach-Rhythmus verschiebt sich in der Pubertät, weshalb frühes Aufstehen oft mit echter Überforderung einhergeht.

Lesetipp: Sind Teenager faul oder warum schlafen sie so viel?

Mein Tipp: Plant im Urlaub nichts Wichtiges vor 11 Uhr. Wirklich nichts. Und nehmt es mit Humor, wenn das Kind den halben Vormittag verpasst. Man bekommt dafür einen ausgeschlafenen Menschen am Pool oder Strand zurück. Und wenn man dem noch ein bisschen Obst oder sogar ein Brötchen vom Frühstücksbuffet aufgehoben hat, weiß man, wie Dankbarkeit in einem Lächeln aussieht.

„Ich hab nix zum Anziehen!“

Der Koffer meiner Tochter ist immer voll. Richtig voll. Sie würde den familieninternen Preis für den vollsten Koffer gewinnen. Und trotzdem steht sie regelmäßig vor einem, gerne 15 Minuten bevor man irgendwo sein möchte, und ist der festen Überzeugung, sie hat nichts zum Anziehen. Gleichzeitig tropft das nasse Bikini-Oberteil vom Haken neben ihr und der halbe Kofferinhalt liegt verstreut auf dem Hotelboden.

So absurd einem Szenen wie diese vorkommen mögen, sie sind völlig normal. Teenager befinden sich in einem Prozess der Selbstfindung und Kleidung spielt dabei eine riesige Rolle. Sie ist Ausdruck der eigenen Identität, ein Mittel zur Abgrenzung und gerade im Urlaub auch ein Schutzschild gegenüber neuen Eindrücken.

Mein Tipp: Lass das Kind selber packen und schau vielleicht vorher nochmal drüber. Akzeptiere dann einfach, dass die Hälfte der mitgenommenen Klamotten ungetragen wieder mit nach Hause kommt.

„Ich will da nicht hin.“

Ich will im Urlaub auch gerne ein bisschen Kultur. Die Teenies wollen aber nur chillen. Und spätestens wenn ich in der Mittagshitze durch eine Altstadt schlendere, während der Nachwuchs mit hängenden Schultern und demonstrativem Schweigen hinterher trottet, frage ich mich: Warum tue ich mir das an?

Ganz einfach: Weil gemeinsame Erfahrungen verbinden, auch wenn sie im Moment nerven mögen. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche gerade in herausfordernden Situationen starke emotionale Erinnerungen aufbauen. Heißt: Sie meckern jetzt, aber erinnern sich später oft (und vielleicht sogar mit einem Lächeln) zurück.

Mein Tipp: Beendet die Sightseeing-Tour mit einem Besuch im Eiscafé. Oder tauscht das Museum eben doch spontan gegen einen Streetfood-Markt. Es muss nicht alles perfekt laufen, aber es muss für alle etwas dabei sein.

„Kann ich heute einfach im Zimmer bleiben?“

Eine der größten Herausforderungen im Urlaub mit Teenagern ist der Balanceakt zwischen Nähe und Autonomie. Während die Kleinen früher am liebsten den ganzen Tag bei Mama und Papa waren, brauchen Teenager Rückzugsorte. Zeit für sich. WLAN. Ruhe vor elterlichen Fragen.

Das bedeutet nicht, dass sie dich nicht mehr mögen, sondern dass sie sich entwickeln. Und das ist gut so. Gib deinem Kind also Freiraum, wo es geht: Mal allein zum Strand? Warum nicht. Den Nachmittag im Zimmer chillen statt mit auf den Ausflug? Auch okay.

Denn genau das macht Familienurlaub mit Jugendlichen so besonders: Du bekommst ehrliche Nähe, wenn du bereit bist, loszulassen. Und manchmal, ganz unerwartet, kommt dein Teenager abends zu dir und fragt: „Können wir morgen was zusammen machen?“ Genau diese Momente sind Gold wert.

„Schick das Foto aber nicht weiter.“

Teenager sich aufstellen lassen für ein schönes Familienbild ist in etwa so erfolgreich wie Zähne putzen mit einem Nutellabrot im Mund. Es passiert immer dasselbe, wenn man sie darum bittet: sie rollen die Augen, ziehen eine Schnute wie 7 Tage Regenwetter und sowieso steht der große Bruder „wieder total doof!“

Teenager haben ein feines Gespür dafür, wie sie sich präsentieren und was peinlich ist. Deshalb wollen sie auch nicht, dass ich die gestellten Familienidyll-Bilder an die Verwandtschaft schicke oder noch schlimmer, irgendwo poste.

Mein Tipp: Lieber ein paar echte Schnappschüsse machen, statt auf das perfekte Familienbild zu hoffen. Das passiert vielleicht, aber nur, wenn du nicht damit rechnest.

„Das WLAN ist so schlecht!“

Teenager ohne Internetverbindung wirken schnell so, als hätte man sie als Kandidaten bei „7 vs. Wild“ angemeldet. Das WLAN ist für sie die wichtigste Währung des Urlaubs. Weil neuere Studien aber gezeigt haben, dass Kinder aus Deutschland viel zu lange vor Bildschirmen hängen, ist dieser ungewollte Digital Detox doch genau das richtige.

Mein Tipp: Lasst die Teens über schlechtes Internet motzen (immerhin trifft euch nicht wirklich Schuld) und staunt darüber, wie sie bald schon Offline-Momente mit der Familie genießen können. Und so eine gemeinsame Brettspielrunde kann auch seinen Charme haben. Wenn die Kids den Entzug erst mal überstanden haben, kann’s wirklich schön werden.

„Das Essen ist… komisch.“

Man selbst will im Urlaub Tapas, Muscheln oder andere landestypische Köstlichkeiten probieren und der Teenager fragt beim Blick auf die Speisekarte: „Gibt’s hier auch Pommes?“ Während ich die lokale Küche entdecken will, träumt mindestens ein Kind vom Lieferservice daheim.

Essen ist für viele Teenager ein sensibles Thema. Geschmack verändert sich in der Pubertät, ebenso wie das Bedürfnis nach Kontrolle über den eigenen Körper.

Mein Tipp: Nimm’s nicht persönlich, wenn der kulinarische Horizont sich gerade auf Pizza Margherita oder Pommes beschränkt. Und trotzdem kann hin und wieder ein Deal helfen: heute Pizza, morgen probieren wir eine lokale Spezialität zusammen.

„Mir ist heiß / kalt / zu windig / langweilig…“

Wir stellen uns bildlich vor, wie wir an einem der schönsten Orte der Welt stehen, in der Hand eine besondere Kaffee-Spezialität, vielleicht ein Teilchen von der örtlichen Bäckerei, Blick aufs Meer und aus dem Off kommt: „Mir ist zu warm.“ Oder zu kalt, es ist zu steinig, oder zu hell.

Teenager erleben vieles intensiver, sowohl positiv als auch negativ. Und sie haben (noch) keinen Filter.

Auch hier der Tipp: Nimm’s nicht persönlich. Häufig ist ein Spruch, ein kaltes Getränk oder ein Snack die Lösung. Und ehrlich? Wir waren in dem Alter vermutlich nicht viel anders.

Ich tue es immer wieder gerne

Auch wenn es manchmal laut wird, anstrengend und auf jeden Fall emotional, diese gemeinsame Zeit ist selten, flüchtig und oft der Stoff, aus dem später die schönsten Erinnerungen werden.

Ich nehme jedes Augenrollen, jede Diskussion am Frühstückstisch und jeden Wäscheberg nach den Strandtagen in Kauf. Denn irgendwann machen meine Kinder Urlaub ohne mich. Und bis dahin genieße ich jeden Moment, so chaotisch er auch sein mag.

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