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Long Covid: Lässt das Virus unser Gehirn schneller altern?

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Die Langzeitfolgen von Corona sind zurzeit noch unklar. Wissenschaftler*innen arbeiten stetig an neuen Informationen. Ein Forscherteam aus Boston konnte nun neue Erkenntnisse liefern.

Viele Menschen leiden unter den Symptomen von Long Covid – dazu zählen unter anderem Müdigkeit, Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Schlafstörungen und Muskelschwäche. Auch Gedächtnisprobleme können vereinzelt auftreten. Ein Forscherteam aus Boston untersuchte zudem nun die Auswirkungen auf das Gehirn. Die Ergebnisse sind erschreckend.

Untersuchungen am Gehirn

Neurobiologin Maria Mavrikaki arbeitet am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston und hat gemeinsam mit ihrem Forscherteam die Gehirne von 21 Personen untersucht. Diese waren vor ihrem Tod schwer an Covid-19 erkrankt und lagen auf der Intensivstation. Ein weiterer Patient, der zur Untersuchung hinzugezogen wurde, war zum Zeitpunkt des Todes allerdings asymptomatisch, mit Covid infiziert.

Das Forscherteam führte eine RNA-Sequenzierung einzelner Zellen in den Hirnzellen des Frontallappens durch. Dieser Teil ist für die wesentlichen kognitiven Prozesse im Gehirn verantwortlich. Eine Analyse ergab einen Überblick über die einzelnen Funktionen der Zellen.

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Um die Ergebnisse richtig einzuordnen und vergleichen zu können, untersuchten die Forschenden außerdem die Gehirne von 22 weiteren Personen, die zum Zeitpunkt des Todes nicht an Covid erkrankt waren. Eine weitere Kontrollgruppe von 9 Personen, die ebenfalls nicht mit Corona infiziert waren, aber zum Zeitpunkt des Todes wegen anderweitiger Beschwerden auf der Intensivstation lagen, wurden ebenfalls untersucht.

Ergebnisse: Veränderte Aktivierung der Gene

Die Ergebnisse des Forscherteams zeigten, dass vermehrt Gene aktiviert waren, die an Entzündungs- und Stressreak­tionen beteiligt sind. Eine verminderte Aktivierung konnte hingegen bei den Genen festgestellt werden, die normalerweise für kognitive Prozesse verantwortlich sind.

In den Zellen waren zudem Gene aktiv, die in Zusammenhang mit der Altersveränderung des Gehirns stehen. Mithilfe eines Vergleiches von Personen, die vor und nach dem 38. Lebensjahr verstorben waren, konnte diese Vermutung bestätigt werden.

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Vorläufige Momentaufnahme

Das Forscherteam betonte allerdings, dass die Untersuchungen bisher nur eine Momentaufnahme darstellen. Eine allgemeingültige Aussage kann demnach noch nicht getroffen werden.
Zudem vermuten die Forschenden, dass nach der Erholungsphase auch die Genaktivierung wieder normalisiert werden kann.

Zurzeit besteht also noch kein Grund zur Sorge. Zu den Langzeitfolgen werde weiterhin geforscht und Wissenschaftler*innen versuchen zukünftig eine geeignete Therapiemöglichkeit für Long-Covid-Patient*innen zu finden.