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Umfrage: 41% der Frauen haben noch nie ihr Gehalt verhandelt

Vier von zehn Frauen haben noch nie ihr Gehalt verhandelt
Vier von zehn Frauen haben noch nie ihr Gehalt verhandelt Credit: Getty Images

Frauen verdienen bei gleicher Arbeit immer noch weniger als Männer. Und nicht nur das: Vier von zehn berufstätigen Frauen in Deutschland haben noch nie ihr Gehalt verhandelt – unter den Männern sind es nur 26 Prozent.

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Umfrage: 41% der Frauen haben noch nie ihr Gehalt verhandelt

In Sachen Gleichberechtigung hat sich in Deutschland in den letzten Jahren einiges getan. Dennoch herrscht weiterhin ein großes Ungleichgewicht bei der Bezahlung von Frauen und Männern. Laut Statistischem Bundesamt lag die allgemeine Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern – der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap – im Jahr 2020 bei 18 Prozent. Konkret heißt das, dass Frauen 2020 pro Stunde 4,16 Euro weniger Lohn bekamen als Männer. Und die Corona-Pandemie dürfte die Gehaltsdifferenz in den vergangenen zwei Jahren sogar noch verschärft haben.

Diese Gehaltsunterschiede haben deutliche Auswirkungen auf die spätere Rente von Frauen. Umso wichtiger ist es, das eigene Einkommen zu erhöhen. Der erste wichtige Schritt zu mehr Lohn und finanzieller Freiheit ist die Gehaltsverhandlung. Anlässlich des Equal Pay Days, der in diesem Jahr am 07. März stattfindet (der Tag im Jahr, bis zu dem Frauen sozusagen unentgeltlich arbeiten), hat WeltSparen, die Plattform für Geldanlage, über das Meinungsforschungsinstitut YouGov mehr als 2.000 Deutsche – 1.068 Frauen und 1.011 Männer – dazu befragt, ob und wie sie ihr Gehalt verhandeln.

Vier von zehn Frauen haben ihr Gehalt noch nie verhandelt

Das erschreckende Ergebnis der Umfrage: Ganze 41 Prozent der Frauen in Deutschland haben ihr Gehalt noch nie verhandelt – unter den Männern fällt dieser Anteil mit 35 Prozent um einiges geringer aus.

29 Prozent der befragten Frauen antworteten auf die Frage: „Wie häufig verhandeln Sie Ihr Gehalt?“ mit „Weiß nicht“. Gerade einmal sechs Prozent der Frauen verhandeln ihr Gehalt regelmäßig, mindestens alle zwei Jahre. Acht Prozent der Studienteilnehmerinnen gaben an, sich bezüglich Lohnerhöhungen auf das Verhandlungsgeschick ihrer Arbeitnehmervertretung oder Gewerkschaft zu verlassen.

Doch woran liegt es, dass fast ein Drittel der deutschen Frauen eine Gehaltsverhandlung scheut? Fünf Prozent der Befragten sagen, dass sie ihr Gehalt gerne verhandeln möchten, aber nicht wissen, wie.

Katharina Lüth, Gehalts- und Finanzexpertin von WeltSparen, rät selbstbewusst an die Gehaltsverhandlung heranzugehen: „Beim Thema Gehalt sind Frauen oft noch zu zaghaft und haben hier großes Potenzial, ihr Einkommen zu steigern. Das fängt schon beim Einstieg ins Berufsleben an und zieht sich durch das gesamte Erwerbsleben.“

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Gehaltsverhandlungen verlaufen meist unbefriedigend

28 Prozent der Frauen, die bereits eine Gehaltsverhandlung geführt haben, gingen leider leer aus und konnten keine Gehaltserhöhung erwirken. Immerhin bei jeder dritten Frau (33 Prozent) zahlte sich eine Gehaltsverhandlung bereits aus. Neun Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, eine Gehaltserhöhung von bis zu drei Prozent erzielt zu haben, acht Prozent der Frauen konnten sich über maximal fünf Prozent mehr Gehalt freuen.

Gehaltsverhandlungen verlaufen meist unbefriedigend
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Größere Gehaltssprünge sind leider eher selten: Lediglich fünf Prozent der befragten Frauen bekamen nach einem Gehaltsgespräch zehn Prozent mehr Lohn, während sich bei den Männern doppelt so viele über ein solches Lohnplus freuen konnten. Ein maximal 20 Prozent höheres Einkommen verhandelten nur drei Prozent der Frauen. Auch hier liegen die Männer mit sieben Prozent vorne.

Frauen legen ein Lohnplus lieber zurück, als es auszugeben

Die Umfrage von WeltSparen hat zudem herausgefunden, dass Frauen ein mögliches Lohnplus am ehesten zur Seite legen würden. Trotz Null- und Negativzinsen gab ein Drittel der Bundesbürgerinnen an, sparen zu wollen, bei den Männern sind es nur 27 Prozent. Doch leider sparen viele Frauen falsch. Lediglich zwölf Prozent möchten das zusätzliche Gehalt in Aktien oder ETFs investieren, bei den Männern sind es dagegen 23 Prozent.

13 Prozent der Frauen würden mit einem höheren Lohn zuerst ihre Schulden begleichen oder Kredite abbezahlen. 16 Prozent würden ihren Lebensstandard erhöhen und elf Prozent mehr konsumieren. Ebenfalls elf Prozent würden mit mehr Gehalt Kultur oder Reisen finanzieren. Überraschenderweise landet der höhere Verdienst nur bei neun Prozent der Bundesbürgerinnen in der Familienkasse. Einen noch geringeren Stellenwert nimmt die eigene Bildung ein. Gerade einmal fünf Prozent der Studienteilnehmerinnen würden die Gehaltssteigerung in ihre eigene Weiterbildung investieren.

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Tipps, wie Frauen die Gender Pay Gap umgehen können

1. Augen auf bei der Jobwahl
Es ist kein Geheimnis, dass bestimmte Jobs höhere Gehälter erzielen. Das sollten Frauen bei der Berufswahl bedenken. Natürlich sollten Frauen ihren Beruf nicht nur anhand eines möglichen Gehalts wählen. Ist die Traumbranche eher im Niedriglohnbereich verankert, lohnt es sich dennoch zu überlegen, welche Position oder zusätzliche Qualifikationen auf Dauer zum finanziellen Erfolg führen.

2. Ein gutes Einstiegsgehalt ist wichtig
Frauen fordern meist weniger Gehalt als Männer. Schon beim Berufseinstieg nach dem Studium klafft eine Lücke von fast 20 Prozent: So erwarten männliche Studienabsolventen laut der Most-Wanted-Studie von McKinsey aus 2019 schon zum Start 12.000 Euro mehr Jahresgehalt als Frauen. Wer mit einem zu geringen Einkommen ins Arbeitsleben startet, büßt aufs Leben gerechnet massiv ein und hat oft Probleme höhere Gehälter zu erzielen.

3. Karriereplanung strategisch angehen
Ein klares Ziel und ein Fahrplan helfen auch im Berufsleben. Frauen sollten ihre Karriere selbst in die Hand nehmen, den Aufstieg oder die Spezialisierung erarbeiten und Beförderungen einfordern, um das nächste (Gehalts)-Level zu erreichen.

4. Aktiv werden und Gehaltsvergleiche nutzen
Die Wissenschaft hat bei Frauen eine sogenannte „Ask Gap“ identifiziert. Frauen trauen sich seltener nach einer Gehaltserhöhung oder Beförderung zu fragen, als ihre männlichen Kollegen. Ursachen dafür sind häufig Angst und Verunsicherung, aber auch fehlender Austausch zum Thema im eigenen Netzwerk.

Dagegen hilft gute Recherche: Was wird auf der Position bei Unternehmen der gleichen Größe / Branche / Region gezahlt? Hier helfen beispielsweise der Lohnspiegel, der Gehaltsvergleich vom Statistischen Bundesamt oder auch der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit. Es hilft aber auch, mit Freund*innen und dem eigenen Netzwerk offen über das Thema Gehalt zu sprechen.

5. Langfristige Folgen von Erwerbsunterbrechungen beachten
Häufige Gründe für die Lohnlücke zwischen Mann und Frau sind oftmals unterschiedlichen Arbeitsstrukturen geschuldet. Eine große Rolle bei Frauen spielen Mutterschutz und Elternzeit sowie die Pflege Angehöriger. Auch die Arbeit in Teilzeit oder Minijobs schlagen sich auf den durchschnittlichen Stundenlohn nieder. Geringere Arbeitszeit bedeutet weniger Verdienst und weniger Verdienst führt zu einem höheren Risiko für Armut im Alter. Auch für finanzielle Rücklagen bleiben bei einem niedrigeren Einkommen meist kaum Raum.

Allein die Gehaltseinbußen bis zum 10. Geburtstag des ersten Kindes gegenüber kinderlosen Frauen beziffern Forscher mit 61 Prozent als sogenannte „Child Penalty Gap“ in Deutschland. Dieses Bewusstsein sollte individuell, familiär und gesellschaftlich geschärft werden, um für Ausgleich zu sorgen oder gegebenenfalls schneller wieder zu arbeiten.

Zur Studie: Die verwendeten Daten beruhen auf einer von WeltSparen (Raisin DS GmbH) konzipierten sowie in Auftrag gegebenen und von YouGov durchgeführten Online-Umfrage an der 2.079 Befragte – 1.068 Frauen und 1.011 Männer – zwischen dem 19. bis 21. November 2021 teilgenommen haben. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.