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Gemeinsames Konto als Paar: Welche Variante passt zu euch?

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Darum lohnt es sich, dein Geld in einen passiven Fond zu stecken.

Sobald man mit seinem Partner oder seiner Partnerin zusammenzieht, lohnt sich ein gemeinsames Konto. Aber welche Variante ist wann sinnvoll? Ein Haushaltskonto oder doch lieber getrennte Konten? Diese Tipps sollen helfen, die richtige Lösung für eure Beziehung zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Eigenständig zu sein und sein eigenes Geld verdienen – das ist das große Ziel, sobald man die Füße nicht mehr bei seinen Eltern unter den Tisch stellt.

Ist man irgendwann in einer längeren Beziehung und lebt womöglich zusammen, dann stellt sich natürlich die Frage: Geben wir unsere finanzielle Unabhängigkeit wieder ein Stück weit auf und werfen die Finanzen zusammen?

Eine Umfrage vom Deutschen Sparkassen- und Girokontoverband zeigt: Die Mehrheit der Paare in Deutschland hat eine gemeinsame Haushaltskasse. Bei den Verheirateten und bei älteren Paaren liegen die Zahlen zwischen 80 und 85 Prozent.

Wohlgemerkt: Ein gemeinsames Konto muss nicht heißen, dass man nicht auch noch jeweils ein eigenes getrenntes Konto besitzt.

Wir haben das Thema „Gemeinsames Konto“ für euch beleuchtet und verraten hilfreiche Tipps, um dem Streit ums Geld vorzubeugen.

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Fall 1: Ein gemeinsames Konto – kein eigenes mehr

Wer nur ein gemeinsames Konto hat und kein getrenntes zusätzlich, der muss sich mit seinem Partner wirklich einig sein. Hier sollten Paare vorher checken, ob ihr Konsumverhalten ähnlich ist.

Diese Variante ist häufig bei Paaren anzutreffen, die schon sehr lange zusammen sind und wo sich die Besitzverhältnisse schon zu großen Teilen vermischt haben. Es gibt kaum mehr ein „deins“ oder „meins“, weil man größtenteils zusammen Anschaffungen macht.

Was sind die Vorteile, was die Nachteile, wenn man nur noch ein gemeinsames Konto zusammen hat und kein eigenes mehr?

Vorteile:

  • Man zahlt nur einmal Kontogebühren. (Es sei denn, man zahlt bei seiner Bank ohnehin keine Kontoführungsgebühren.)
  • Beide haben Zugriff auf das Konto und können somit alles, was gemeinsam angeschafft oder bezahlt werden soll, von dort aus zahlen, ohne hin- und her rechnen zu müssen, ob beide gleich viel dazu gegeben haben.
  • Es ist ein Vertrauensbeweis und stärkt das Gefühl: Wir gehören zusammen und haben keine Geheimnisse voreinander.

Nachteile:

  • Wer Überraschungen für seinen Partner plant, fliegt schnell auf, z.B. bei Geschenken oder heimlich geplanten Reisen.
  • Man legt sein Konsumverhalten komplett offen und ist sich gegenseitig zu Rechenschaft verpflichtet, was die Ausgaben angeht.
  • Haben beide Partner ein arg unterschiedliches Konsumverhalten, macht ein einziges, gemeinsames Konto wenig Sinn. Es kann immer mal wieder zu Ärger kommen, wenn einer von beiden großzügiger mit dem gemeinsamen Geld umgeht.
  • ​Beide haften für Kontoüberziehungen / Pfändungen gleichermaßen – egal, wer von beiden der Verursacher ist.

Podcast-Tipp: Vor allem Frauen sind von Altersarmut betroffen. Warum das so ist und wie man sich davor schützen kann, verrät uns Finanzexpertin Anne Connelly in der 30. Folge unseres Podcasts „Echt & Unzensiert“.

Fall 2: Ein Haushaltskonto – jeder behält zusätzlich sein eigenes Konto

Beide Partner zahlen direkt von ihrem eigenen Konto monatlich einen fixen Betrag für alle gemeinsamen anfallenden Kosten auf das Haushaltskonto.

Vom Geld auf dem gemeinsamen Konto werden Miete, Strom, Gas, Festnetztelefon, Internet- und Fernseh-Anbieter etc. und die geschätzten Kosten für alle Einkäufe, wie Essen, Haushaltswaren und Kosmetika beglichen.

Alle anderen Dinge, die darüber hinausgehen, zahlt jeder von seinem eigenen Konto aus. So muss niemand von beiden sein Konsumverhalten offenlegen und hat das Gefühl, selbst entscheiden zu können, was er mit seinem Geld macht. Beide behalten so das Gefühl von Unabhängigkeit.

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Es gibt zwei Arten von Konten:

  • Das Und-Konto: Hier bedarf jede Verfügung der Zustimmung beider Kontoinhaber.
  • Das Oder-Konto: Hier können beide unabhängig voneinander über das Geld verfügen. Jeder von beiden hat eine eigene Bankkarte für das Konto und eine eigene PIN Nummer. Das Online-Banking läuft über einen Account.

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Das solltet ihr beachten:

Voraussetzung für das gemeinsame Konto mit zwei Zugriffen (Oder-Konto) ist in der Regel der gemeinsame (beim Amt angemeldete) Wohnsitz. Es ist aber auch möglich, ein gemeinsames Konto ohne gemeinsamen Wohnsitz zu eröffnen. Dann empfiehlt sich die Und-Konto-Variante.

Tipp: Sind die Partner gleichberechtigt für das Konto zuständig, dann sollten beide sich gegenseitig Vollmachten erteilen, damit im Notfall, wenn einer von beiden nicht ansprechbar ist, der andere nicht ohne Geld dasteht.

Auch gut zu wissen: Über das gemeinsame Konto sollten beide Partner nur Zahlungen machen, die auch für beide anfallen. Fallen hier auch größere Einzahlungen von einem von beiden an, z. B. die Auszahlung einer Lebensversicherung, könnte das sonst als Teilschenkung an den Partner gedeutet werden und das könnte zu Problemen mit dem Finanzamt führen.

Sonderfall 1: Einer verdient deutlich mehr

Bei der existierenden Gender Pay Gap ist es nicht verwunderlich, wenn beide Partner nicht immer gleich verdienen. Aber auch unabhängig vom Geschlecht sind die Verdienste oft unterschiedlich.

Was also, wenn er netto 4.000 Euro monatlich beiträgt, sie jedoch nur 1.700 Euro? Bei nur einem gemeinsamen Konto fragt man sich: Hat der Mehrverdiener mehr Recht auf das Geld oder sind beide Gehälter zusammengenommen „unseres“?

Ein möglicher Lösungsversuch, damit sich einer von beiden nicht immer schlecht fühlt (wahlweise der, der mehr zahlt, oder der, der sich schlecht vorkommt, weil er weniger zahlt): Man wählt die Variante, bei der es ein Haushaltskonto und zusätzlich zwei individuelle Konten gibt.

Auf das Haushaltskonto zahlen beide ein, allerdings unterschiedlich viel. So könnte man Fixkosten wie Miete etc. prozentual auf das Gehalt umrechnen, so dass beide Partner auf die Höhe ihres Gehalts gerechnet gleich stark belastet sind.

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Sonderfall 2: Einer verdient das Geld, der andere betreut den Nachwuchs

Sind Kinder da und kümmert sich einer von beiden Vollzeit um sie, haben beide nur ein Einkommen: Das des Alleinverdieners – meist ist das noch immer der Mann.

Diese Situation ist für viele Frauen kompliziert, da sie es nicht gewohnt sind, vom Gehalt des Partners abhängig zu sein und ihn sozusagen um Geld bitten zu müssen. Denn das Kindergeld allein reicht natürlich nicht zum Leben.

Wer möchte als Frau schon seinen Partner um Geld bitten, um sich mal wieder was gönnen zu dürfen, um sich neue Schuhe oder was auch immer zu kaufen? Da ist also Fingerspitzengefühl und eine für beide gute Lösung gefragt.

Denn leider ist es in unserer Gesellschaft nicht jedem klar, wie viel die Arbeit in der Familie bzw. im Haushalt wert ist. Darüber sollten sich beide Partner im Vorfeld unterhalten.

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Die Familie als Familienunternehmen sehen

Im Idealfall machen es Familien so, dass sie ein Familienkonto haben, von dem alle Rechnungen abgehen. Hierauf zahlt der Hauptverdiener ein festes Haushaltsgeld ein. Auch das Kindergeld geht auf dieses Konto.

Von diesem Konto aus werden alle gemeinsamen Kosten getragen. So muss niemand sich als Bittsteller vorkommen, sondern man sieht sich im Idealfall als Familienunternehmen, in dem jeder seinen Teil zum Gelingen beiträgt.

Denn Fakt ist ja: Der Mann arbeitet, ebenso die Frau – aber eben an der Kinderfront. Dafür gebührt beiden ein Lohn, den sie sich dann teilen. Würde die Frau nicht die Kinder betreuen, könnte der Partner nicht arbeiten, betreut er die Kinder, geht die Frau arbeiten.

Manche Paare machen es auch so, dass der Verdiener demjenigen, der sich um Familie und Haushalt kümmert, eine Art „monatliches Gehalt“ auf ein eigenes Konto überweist. So haben beide ihre Konten und ein gewisses Maß an Freiheit.

Tipp: Es sollte zumindest monatlich einen kleinen Betrag geben, den der nicht arbeitende Teil einfach so bekommt, ohne dass das Geld zweckgebunden wäre. Damit kann er tun und lassen, was er will, z. B. können von dem Geld Geschenke für den Partner gekauft werden.

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Frauen und die finanzielle Unabhängigkeit

Und noch ein letzter Tipp, auch wenn es unromantisch ist: Gerade heute, wo wir durchaus wechselnde Partnerschaften haben, ist es durchaus logisch, sich eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren.

Daran sollten vor allem Frauen denken. Zumal sie durch die Elternzeit, die meist sie bestreiten, Einbußen bei der Vermögensbildung, auf der Karriereleiter und bei der Altersvorsorge bedenken müssen.

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