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„Schatz, meine Gene sind schuld!“ Ist Fremdgehen tatsächlich genetisch bedingt?

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Bestimmen die Gene wirklich darüber, wie treu wir sind? Kann man demnächst alle Schuld auf seine Erbanlagen schieben, wenn man eine Affäre hat? Nun, ganz so einfach ist es nicht, aber die Forschung ist den Genen schon länger in Sachen Liebe auf der Spur …

An der These, dass die Gene unsere Persönlichkeit und somit auch unsere Beziehungsfähigkeit beeinflussen, ist durchaus etwas dran. Die Frage ist nur, welche von ihnen für Treue und Untreue zuständig sind. Es gibt Hunderte von Genen, die festlegen, wie wir auf äußere Umstände reagieren – auch in Sachen Liebe. Aber gibt es DAS eine Untreue-Gen?

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Laut einer Studie amerikanischer Wissenschaftler von der State University of New York gibt es dieses spezielle Gen, das darüber bestimmen kann, ob man seinem Partner untreu wird. Für die Studie wurden 180 Personen befragt und getestet. Und siehe da: Jeder Vierte mit einer bestimmten Variante des Gens DRD4, ist seinem Partner schon einmal untreu gewesen.

Die Erklärung der Wissenschaftler hierfür klingt logisch: Die bestimmte Variante von DRD4 beeinflusst das Level des Botenstoffes Dopamin im Gehirn – also dem Stoff, der für einen rauschartigen Zustand sorgt. So wirkt der Seitensprung für die betreffenden Personen ebenso rauschhaft, wie sich Alkohol- oder Spielsüchtige fühlen, die ihrer Sucht nachgehen.

Glücklichsein schützt vor Fremdgehen

Dennoch wäre es zu einfach, wenn sich Fremdgänger von nun an auf ein Untreue-Gen berufen, so der Berliner Psychologe und Autor Wolfgang Krüger, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema auseinandersetzt. Das wäre zu simpel. „Die eigentliche Ursache für einen Seitensprung liegt in etwas 60 Prozent der Fälle schlicht und ergreifend darin, dass der Betreffende in seiner aktuellen Beziehung nicht glücklich ist. Der Seitensprung weist im Allgemeinen auf eine Störung der gesamten Liebesbeziehung hin“, so der Experte.

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Diese These unterstützt auch eine Studie des Psychologen John Lydon von der McGill-Universität in Montreal. Demnach sind Menschen, die in einer glücklichen Beziehung sind, nicht so leicht empfänglich für Reize von außen. Die Studie lief folgendermaßen: Glücklich verheirateten Männern und Frauen wurden Fotos von Personen gezeigt, deren Attraktivität sie einschätzen sollten.

Das Ergebnis: Die bestaussehendsten Männer und Frauen auf den Fotos erhielten die höchten Bewertungsnoten. Anders jedoch, als den Männern und Frauen die Bilder vorgelegt und ihnen gesagt wurde, dass die Personen auf den Fotos bereit für ein Treffen wären. Und siehe da: Die abgebildeten Personen wurden plötzlich als weniger attraktiv eingestuft. Das Fazit des Experten: Menschen in einer glücklichen Beziehung besitzen eine Art Schutzmechanismus, der sie davor bewahrt fremdzugehen.

Mehr als die Gene

Es sind also nicht die Gene allein, die unsere Fähigkeiten in einer Beziehung beeinflussen. Das zeigen Studien mit eineiigen Zwillingen. Obwohl beide genetisch identisch sind, so machen sie doch im Laufe des Lebens unterschiedliche Erfahrungen in der Liebe und werden so ganz unterschiedlich geprägt.

Untreue hat also mit weit mehr als nur Vererbung und Genen zu tun. Untreue-Gen hin oder her: Die Ausrede „Sorry, Schatz, das sind meine Gene schuld“ kann man sich als Fremdgänger also getrost sparen …