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Platz machen für Jüngere? Erschreckende Studienergebnisse zu Altersdiskriminierung

Frau mit 50 vor einer blauen Wand.
Wir alle werden älter. Warum also diskriminiert man Menschen aufgrund ihres Alters? Sie sind wertvoll für jede Gesellschaft. Credit: Getty Images

Eine aktuelle Studie zeigt, wie alltäglich Altersdiskriminierung bei uns ist. Was bitte steckt dahinter, wenn junge Menschen sagen: Die Alten sollen Platz machen?

„Du bist ja schon lange im Job. Da ist es ganz normal, dass man nicht mehr voller Energie am Start ist.“ So einen Spruch musste ich mir mal anhören. Und ganz im Ernst: Ich war in dem Moment sprachlos. Und wütend.

Was bitte hat denn mein Alter mit meiner Auffassung von Arbeit zu tun? Es ist das, was ich immer tun wollte: Schreiben. Warum sollte ich da phlegmatisch werden, nur weil ich keine 20 mehr bin? Und umgekehrt: Warum unterstellt man einer 20-Jährigen automatisch, dass sie voller Energie und Herzblut ist?

Madonna: Ein Opfer von Altersdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit?

Pop-Ikone Madonna hat im Laufe ihrer Karriere für viele Skandale gesorgt - und auch im Alter von 64 Jahren wird sie damit nicht aufhören. Eine Schönheit-OP der Sängerin sorgt nun für erneute Aufruhr und enttarnt die offene Tolerierung von Frauenfeindlichkeit innerhalb der Gesellschaft.

Das mag eine kleine, kurze Bemerkung gewesen sein, aber sie steht für alte Klischees, die immer noch in den Köpfen schlummern. Ebenso wie veraltete Rollenmuster über Männer und Frauen, die wir längst klar ansprechen, muss auch Altersdiskriminierung unbedingt ein Thema sein.

Niemand sollte (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) aus rassistischen Gründen, aufgrund seiner ethnischen Herkunft, seines Geschlechts, seines Glaubens, seiner Behinderung, seines Alters oder seiner sexuellen Identität diskriminiert und benachteiligt werden. Und das betrifft eben auch das Alter.

Leider unterscheiden sich guter Vorsatz und Umsetzung in der Realität oftmals voneinander. Das zeigt eine aktuelle Studie zum Thema Alter und Diskriminierung. Mutter und Vater können noch so tolle Menschen sein: Als Kolleg*innen möchte man sie dann doch nicht und als Entscheidungsträger*innen in der Gesellschaft besser auch nicht.

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Erschreckende Studienergebnisse

Dieses Denken spiegelt die bisher umfassendste Studie über Altersbilder in der deutschen Gesellschaft wider. Hier ein paar Kostproben:

  • Rund ein Drittel (32 %) der Befragten ist der Meinung, „dass alte Menschen ‚Platz machen‘ sollten für die jüngere Generation, indem sie wichtige berufliche und gesellschaftliche Rollen aufgeben.“
  • Jede*r Zweite (51 %) wünscht sich eine Regelung, nach der „Menschen nur bis zu einem bestimmten Alter, wie etwa bis 70 Jahre, politische Ämter haben dürfen“.
  • Und mehr als die Hälfte denkt, dass ältere Menschen nicht entscheidend zum gesellschaftlichen Fortschritt beitragen würden.

Auch wenn solche Aussagen vielleicht unbedacht geäußert wurden: Sie sind, so die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, ganz klar diskriminierend. „Pauschale Aussagen wie ‚ältere Menschen seien zu wenig leistungsfähig‘ oder ’nicht fit genug‘ bezeichnen Expert*innen als Ageismus.“

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Diskriminierung gerade von Frauen

Leider ist das Thema nicht neu und es begegnet uns nicht nur in der Arbeitswelt, sondern durchzieht fast alle Lebensbereiche. Gerade Frauen wissen, was es heißt, ständig und überall nach dem Alter beurteilt zu werden. Wir merken schnell, was es bedeutet, nicht mehr jung und makellos zu sein und welche Folgen das für uns hat. Keine Werbung, kein Musikvideo, kein Liebesfilm, der nicht vor allem junge Frauen zeigt. Wir Älteren finden da kaum mehr statt.

Überall erleben Menschen, dass ihr Alter eine Rolle spielt und Nachteile mit sich bringen kann.

Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung

Und, bitte: Dass Frauen ab einem gewissen Alter nicht mehr als schön gelten, weil ihnen die Jugendlichkeit und Spannkraft der jüngeren fehlt: geschenkt. Dass wir diese „Noch-Komplimente“ bekommen („Für dein Alter siehst du aber noch gut aus.“): geschenkt. Dass wir in Hollywood keine Hauptrollen mehr bekommen und mit den ersten Falten nur noch Mütterrollen besetzen: geschenkt.

Aber doch jetzt bitte nicht auch noch im Job ausgemustert werden. Denn hier geht es nun mal nicht um Äußerlichkeiten, sondern ganz klar nur noch um eins: Fähigkeiten. Und auch das spricht man uns jetzt ab? Nicht ernsthaft, bitte.

Unsere Gesellschaft wird älter. Da wäre es doch schade, wenn wir kein gutes Miteinander finden, zwischen Alt und Jung. Statt einander Platz zu machen, kann man doch gemeinsam Seite an Seite stehen. Gerade die gute Mischung ist es, die extrem bereichernd für alle sein kann – und das nicht nur im Job.

Die gute Nachricht: Eine andere Studie über Altersbilder des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt:  Junge Erwachsene sind älteren Menschen in unserer Gesellschaft durchaus auch sehr zugewandt im Alltagslebens und sozialen Miteinander.

„Junge Menschen erachten weiterhin das gesellschaftliche Ansehen der Kompetenz alter Menschen als hoch – höher als jenes der eigenen Altersgruppe.“ Das Ziel müsse es also so, so die Studie, „differenzierte Altersbilder stark zu machen und die Potenziale älterer Menschen aufzuzeigen.“

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