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Mansplaining: Warum es so ärgerlich ist und wie du konterst

Mansplaining: Wenn Männer dir dein Leben erklären wollen
Mansplaining: Wenn Männer dir dein Leben erklären wollen Credit: Getty Images

Mansplaining ist mehr als nervig. Und wenn einem dieses männliche Verhalten erst einmal bewusst wird, fällt einem auf, wie oft es einem widerfährt. Wir erklären, was Mansplaining so ärgerlich macht und wie du am besten reagierst.

Inhaltsverzeichnis

Mansplaining: Warum es so ärgerlich ist und wie du konterst

Mansplaining ist ungefähr so zauberhaft wie Manspreading, das sicherlich die meisten von euch kennen. Ihr sitzt in der Bahn und vor euch im Vierer ein Mann, der sich dermaßen breitbeinig hinsetzt, dass ihr kaum wisst, wo ihr eure Füße abstellen sollt. Mit dem Ergebnis, dass er so dominant dasitzt, dass ihr euch seinetwegen klein machen müsst.

Aber es gibt noch mehr schöne Dinge im Leben von Frauen, wie beispielsweise Manterrupting. Hinter diesem Begriff steckt das Verhalten vieler Männer, Frauen das Wort abzuschneiden und sie zum schweigenden Zuhörer zu degradieren. Egal, ob bei der Arbeit, zu Hause, im Alltag, kurz gesagt: Überall werden Frauenstimmen dank Manterrupting auf ein Minimum reduziert.

Und es gibt eben eine weitere Unart. Denn Männer unterbrechen Frauen nicht nur, sondern sie erklären ihnen auch bereits bestens vertraute Themen. Erklärungen, um die niemand gebeten hat.

Vermeintlich dümmeren Frauen die Welt zu erklären, scheint für einige Menschen eine Obsession zu sein. Und dieses Verhalten trägt den schönen Namen: Mansplaining.

Natürlich gibt es auch Frauen, die andere gerne ungefragt belehren und Vorträge halten. Aber Mansplaining ist das Ergebnis unserer immer noch extrem patriarchal geprägten Gesellschaft. Und das macht eben einen kleinen Unterschied, ob man nun ein geschlechtsneutraler „Klugscheißer“ ist oder eben ein Mann, der bewusst eine Frau belehrt, weil er sich ihr überlegen fühlt.

Warum es NICHT kleinlich ist, sich über Mansplaning zu ärgern

Mansplaining ist leider keine Seltenheit, ganz im Gegenteil. Ein Grund, sich diese Verhalten einmal näher anzusehen, dafür zu sensibilisieren. Nicht, damit ihr fortan genervter durchs Leben geht, sondern weil wir wollen, dass sich etwas ändert. Nur so kann Gleichberechtigung endlich im Alltag ankommen.

Oft sind uns stereotype Verhaltensweisen gar nicht bewusst. Wenn uns ein Mann an den Hintern grapscht, bedarf das keiner Erklärung, ob das jetzt übergriffig ist oder nicht. Aber all die kleinen Dinge, die uns Tag für Tag begegnen, über die wir uns still ärgern: Die gilt es zu ändern. Denn Veränderung beginnt bekanntlich im Kleinen. Und jeder von uns kann dafür sorgen, dass wir mehr Gleichberechtigung leben.

Erklär mir mein Leben!

Das Wort Mansplaining setzt sich zusammen aus dem englischen „man“ und „explaining“, also „Mann“ und „erklären“. Laut The Atlantic stammt die erste schriftliche Erwähnung dieser Form des Sexismus aus dem Jahr 1903 aus einem Text des Theologen Lyman Abbott. Darin erklärte er, warum Frauen das Wahlrecht nicht haben möchten. Danke, aber nein danke, niemand hatte damals nach seiner Meinung gefragt.

Das Begriff Mainsplaning wurde dann 2008 recht populär, insbesondere dank eines Artikels in der LA Times von Rebecca Solnit, einer amerikanischen Schriftstellerin und feministischen Aktivistin. Darin beschreibt sie, wie ein Mann sich länger mit ihr unterhielt, ohne sie auch nur einmal zu Wort kommen zu lassen, um ihr von einem Buch zu erzählen – dessen Autorin letztlich sie selbst war. Dank der sozialen Medien machte diese schöne Anekdote und somit der Begriff schnell die Runde.

Mansplaining begegnet Frauen also in all den Momenten, in denen sie gar keine intellektuelle Hilfe von außen brauchen, aber ein Mann nicht anders kann, als sie dennoch zu belehren. Es ist, als ob ihr männlicher Gesprächspartner als barmherziger Samariter das Bedürfnis verspürt, die Frau zu unterbrechen. Mit dem Ziel, ihr ein Thema zu erklären, das sie eigentlich selbst mehr als gut beherrscht und – schlimmer noch – ein Thema, das sie direkt betrifft im Gegensatz zu ihrem männlichen Monolog-Halter.

Sicherlich haben die meisten von euch schon mal diese Erfahrung machen dürfen. Hier sind drei einfache Beispiele, bei denen Mansplaining weit verbreitet ist:

→ Wenn ein Mann einer Frau sexuelle Belästigung erklärt.
→ Wenn ein Mann einer Frau ihren Menstruationszyklus erklärt. (Wohlgemerkt: Wir reden NICHT von deinem Arzt/ Gynäkologen.)
→ Wenn ein Mann einer Frau, die sich damit auskennt, ein Thema erklärt, zu dem er selbst keine Kenntnisse hat.

So reagierst du am besten auf Mansplaining: 2 simple Tipps

Solange Männer diese frauenfeindlichen Verhaltensweisen zeigen, müssen wir Frauen uns wohl oder übel überlegen, wie wir uns gegenüber den Mansplainern wehren.

→ Wenn dich also ein Mann über Dinge belehrt, die du letztlich besser weißt, lass ihn auflaufen. Mach dir klar: Er ist in der Tat weniger informiert als du. Also go for it! Wenn dir ein Mann beispielsweise deinen Menstruationszyklus erklärt: Lass dich ausführlich beraten von ihm – bis ins kleinste Detail. Sprich mit ihm über die Farbe der Blutung, wie stark sie ist und wo er denn seine Tampons entsorgt.

→ Und so kannst du es mit allen Themen beim Mansplaining machen. Lass dein Gegenüber gerne ausreden und frag ihn danach, warum er dir Dinge erzählt, die du längst weißt. Mach ihn darauf aufmerksam, dass er dir gerade unaufgefordert einen Vortrag gehalten hat. Bedanke dich und sei freundlich bei diesem Hinweis. Er wird dir gegenüber sicher nicht mehr zum Mansplainer werden.

Beim Feminismus geht es um uns alle

Wie gesagt: Bei Feminismus geht es nicht darum, Männer zu hassen oder als Gegner anzusehen. Letztlich sind auch sie das Ergebnis von unserer seit Jahrhunderten patriarchisch geprägten Gesellschaft. Auch sie bekommen ein Korsett aufgedrängt, schon als Kind. Aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass wir Gegebenheiten so hinnehmen müssen für die nächsten Jahrhunderte.

Gleichberechtigung heißt nicht, dass die Dominanz der Männer durch eine Dominanz der Frauen abgelöst wird, sondern dass wir alle, egal welchen Geschlechts, vorurteilsfrei und gleichberechtigt miteinander leben und umgehen.

Deshalb ist Mansplaning vielleicht ein kleiner Teilbereich, aber aus vielen kleinen Stücken bildet sich irgendwann das große Ganze. Darum geht es. Also nehmt Verhaltensweisen und Übergriffigkeiten dieser Art nicht stillschweigend hin. Wie soll sich sonst etwas ändern?

Vielleicht ist ja auch ein schönes Buchgeschenk für den Mansplainer in eurem Leben eine schöne Idee. Wir hätten da zwei Geschenkideen:

Buchtipps zum Thema:

Um Mansplaining und den Sexismus, auf dem dieses Verhalten meist basiert, besser zu verstehen, haben wir hier spannende Buchtipps für euch:

# Fee Brembeck: „Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann!“
(→ Das Buch könnt ihr jetzt hier auf Amazon ansehen*)

Die Feministin und preisgekrönte Poetry-Slammerin Fee Brembeck hat in ihrem Buch „Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann!“ genau über dieses Thema geschrieben. Es geht um Männer, die weiblich gelesenen Personen ungefragt ihren Job, ihre Emotionen, ihren Körper oder eben ihre ganze Welt erklären. Und das oftmals ohne jegliche Kompetenz, dafür aber mit reichlich Arroganz und völlig unabhängig davon, ob ihr Gegenüber ausgewiesene/r Expert*in ist oder nicht.

Die Autorin geht der Frage nach, woher dieses dominante Verhalten kommt und inwieweit es seinen Ursprung in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft hat. Mansplaining verstehen und sich dagegen wappnen – darum geht es.

# Rebecca Solnit: „Wenn Männer mir die Welt erklären“
(→ Jetzt hier direkt auf Amazon ansehen*)

Hier geht es nicht nur um Männer, die mit ihrem Wissen ungefragt belehren, sondern um die Mechanismen von Sexismus grundsätzlich. Rebecca Solnit steckt den Finger in die Wunde, weist auf Ungleichheiten und Missstände hin, die uns oft gar nicht bewusst sind. Einfach weil es schon so lange so ist und wir es längst als normal empfinden, diskriminiert zu werden.

In ihrem Buch geht es um die Kernfamilie als Institution genauso wie um Gewalt gegen Frauen, Virginia Woolf und postkoloniale Machtverhältnisse. Mit der Message: Es gibt noch verdammt viel zu tun in Sachen Gleichberechtigung. Und deshalb müssen wir laut sein.

Hinweis zum Schluss: Wie immer bei feministischen Themen möchten wir Männer nicht verletzen, aber wir müssen auch Klartext reden können. Deshalb nicht an einzelnen Worten aufhängen oder Feminismus als Anti-Männer-Kampagne von dominanten Frauen sehen. Das ist es nicht und das sollte langsam klar sein. Wir wollen Diversität, Gleichberechtigung, ein friedliches Miteinander, aber eben auch einen offenen und konstruktiven Diskurs.