Die Qual der Wahl kenne ich nur zu gut. Ich bin ein anti-spontaner Kopfknoten, wenn es um Entscheidungen geht. Kaum stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, verfalle ich in Schockstarre. Unfähig mich für A oder B zu entscheiden. Denn leider kann ich immer beiden Seiten etwas abgewinnen, finde beide Wege gut und wichtig.
Wir reden hier nicht von Pillepalle-Entscheidungen. Geht es um die Wahl der richtigen Pizza, der richtigen Bar oder darum, die Stiefel im Laden zu kaufen oder eben nicht, bin ich schneller als jeder Auktionshammer. Aber was, wenn es um gravierende Dinge geht? Dinge, die sich nicht wieder rückgängig machen lassen? Entscheidungen, die ich vielleicht bereuen werde? Dann ist Land unter.
Ich quäle mich durch schlaflose Nächte, überlege, wäge ab, diskutiere meiner Umgebung Frikadellen an die Ohren, um letztendlich das Prinzip Helmut Kohl zu verfolgen. Will heißen: Ich sitze das Problem einfach aus, warte so lange, bis sich die ganze Sache von selbst erledigt hat. Der kleine Haken an der Sache: Man fühlt sich dabei nicht nur unfähig, sondern treibt auch seine Mitmenschen regelmäßig in den Wahnsinn.
Beneidenswert die Menschen, die innerhalb einer Nanosekunde eine Entscheidung fällen können, während man selbst erstmal zeitraubend grübeln muss. Die gute Nachricht: Man kann das ändern. Hier ein paar Tipps für verkopfte Nicht-Entscheider:
1. Die perfekte Mischung aus Kopf & Bauch finden
Kopf oder Bauch? Auf wen soll man hören, damit es klappt mit den Entscheidungen? Leider ist es mal wieder die Mischung aus beidem, die perfekt ist. Setzt man den Verstand ein, hört aber auch auf seine Gefühle, führen beide gemeinsam zur richtigen Entscheidung. Diese Mitte zu finden ist allerdings schwer.
Oft ist es bei entscheidungslahmen Menschen so, dass sie zu sehr mit ihrem Verstand an die Sache rangehen. Sie sind zu "verkopft". Sie überlegen ständig das Pro und Contra und lassen die Gefühlsebene völlig aus dem Spiel. Genau das sorgt dafür, dass sie sich nicht entscheiden können. Deshalb hier eine Übung, wie man es schafft, den Emotionen mehr Gewicht bei Entscheidungen zu geben:
Übung: Überlege dir möglichst bildhaft bei der nächsten schweren Entscheidung, wie die Konsequenzen aussehen würden - für beide Möglichkeiten. Ein Beispiel: Wenn du unsicher bist, ob du deinen Ex treffen willst, stell dir lebhaft vor, wie es wäre, vor ihm zu sitzen, mit ihm zu reden, Dinge zu hören, die nicht einfach sind. Oder wenn du deinen Job wechseln willst: Stell dir vor, wie es wäre, als Neue in der Firma durchzustarten. Wie war es in deinem alten Job? Welche Gefühle ruft das in dir vor? So kannst du deine Gefühlsebene mit in die Entscheidung einbeziehen. Probier es aus!
2. Nicht immer auf Nummer sicher gehen
Manchmal ist es auch wichtig, einfach mal etwas zu wagen. Das kannst du mit kleineren Entscheidungen trainieren, indem du nicht auf Nummer sicher gehst, sondern schnell und intuitiv eine Wahl triffst.
Übung: Versuch so oft es geht spontan in deinen Entscheidungen zu sein. Lass dich erst gar nicht auf große Überlegungen ein, sondern gib dir selbst einen Zeitrahmen vor, in dem die Entscheidung gefallen sein sollte. Sei es, bei der Wahl der Abendgestaltung, bei der du diesmal etwas vorschlägst, bei der Wahl deines Outfits, des Kinofilms oder des Fortbewegungsmittels für den Abend. Hier geht es nicht um den Weltfrieden, Leben oder Tod. Mit diesen kleinen Entscheidungen kannst du sozusagen für die größeren üben. Das gibt dir Sicherheit und ein gutes Gefühl für die nächste Entscheidung.
3. Nach positiven Gesichtspunkten entscheiden - nicht nach Verlust
Die meisten Menschen denken bei Entscheidungen eher daran, was sie verpassen, als sich über das, WOFÜR sie sich entschieden haben, zu freuen. Sie überlegen krampfhaft: Was entgeht mir, wenn ich mich für die andere Seite entscheide? Eine verquere Denkweise. Vielmehr sollte man optimistisch darauf gucken, was einem die Option, für die man sich entscheidet, bringt. Unsere Angst vor Verlusten sorgt sonst mitunter für ziemlich unkluge Entscheidungen.
Übung: Versuche dir bei den nächsten Entscheidungen darüber klar zu sein, wann deine Entscheidung eher aus Angst vor Verlusten getrieben ist, und wann sie sich für dich wirklich ehrlich und richtig anfühlt. Geh nicht primär danach, was das geringste Übel ist und dir Ärger erspart, sondern denk an deine Wünsche. Frag dich: Was gewinne ich und fühle ich mich gut damit, wenn ich diese Wahl treffe? So wird die Entscheidung zu etwas Positivem, anstatt für dich nur mit Verlust, Angst und Stress verbunden zu sein.
4. Stress reduzieren
Für Menschen, die sich schwer entscheiden können, bedeutet die Wahl zwischen zwei Alternativen immer Stress pur. Sei es zum Beispiel, dass zwei gute Freunde am gleichen Tag eine Feier machen. Wem kann man eine Absage zumuten? Wem nicht? Worauf hat man selbst mehr Lust?
Das Problem: Wenn man die Antwort hinauszögert, macht man es meist nur noch schlimmer. Erstens: Weil man sich in der kompletten Zeit bis zur Entscheidung nicht entspannen kann und gestresst ist. Zweitens: Weil mit der Zeit, die verstreicht, diejenigen, die auf deine Antwort warten, enttäuscht bis entnervt sein werden. Die Folge: Alle Parteien sind sauer und du triffst die Entscheidung nicht mehr danach, auf welche Feier du mehr Lust hast, sondern nur noch danach, welcher Partymacher dir weniger böse sein wird. Alles extrem suboptimal.
Übung: Wenn sich demnächst zwei Termine überschneiden, nimm dir direkt die Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Schieb die Entscheidung nicht vor dir her. Letztlich gibt es nur zwei Möglichkeiten. Es gibt keine richtige Entscheidung und keine falsche. Und eine ehrliche, zeitnahe Absage gefällt jedem Gastgeber besser, als wenn du ihn hinhältst und rumdruckst. Solltest du nachher doch das Gefühl haben, die falsche Wahl getroffen zu haben, kannst du lernen, damit entspannt umzugehen. Denn auch das hilft dir: Die Erkenntnis, die Welt geht nicht unter, wenn du mal eine falsche Entscheidung triffst- Hauptsache, du triffst sie.
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