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HELLP-Syndrom: Ursachen, Symptome & Behandlung

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HELLP-Syndrom: Ursachen, Symptome & Behandlung

Das HELLP-Syndrom ist eine seltene, aber schwere Schwangerschaftskomplikation. Es schnell zu erkennen und zu behandeln ist überlebenswichtig für Mama und Baby.

Inhaltsverzeichnis

Jede Schwangerschaft ist anders und keiner weiß vorher, wie sie verlaufen wird. Zwar gibt es ein paar Risikofaktoren für gewisse Erkrankungen oder Komplikationen, die dazu führen, dass eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft wird. Aber auch ohne eine solche Einschätzung kann es während der 40 Schwangerschaftswochen (SSW) zu kleineren und leider auch größeren Komplikationen kommen.

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Eine Schwangerschaftskomplikation, die zwar selten auftritt, aber sehr schwerwiegend sein kann, ist das HELLP-Syndrom. Denn unerkannt bedeutet es für Mutter und Baby Lebensgefahr. Deshalb wollen wir euch erklären, was sich hinter dem HELLP-Syndrom verbirgt, welche Ursachen und Symptome es hat und wie es behandelt wird.

Was ist das HELLP-Syndrom?

Das HELLP-Syndrom wird medizinisch auch präeklamptische Toxämie (PET), EPH-Gestose oder schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH) genannt. Es handelt sich dabei um eine besonders schwere Verlaufsform der Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) mit Blutgerinnungsstörung.

HELLP ist ein Akronym und steht für die (englischen) Laborbefunde, die mit dem Syndrom einhergehen:
H – Hämolysis: Blutzerfall
EL – Elevated liver enzymes: erhöhte Leberwerte
LP – Low platelet count: Reduzierung der Blutplättchen

Das HELLP-Syndrom ist eine seltene Komplikation in der Schwangerschaft und kommt in nur 0,1 – 0,85 Prozent aller Schwangerschaften vor. Es kann in Verbindung mit einer Präeklampsie auftreten, aber auch, wenn keine Vorerkrankung vorliegt.

Am häufigsten tritt das Syndrom zwischen der 32. und 34. SSW in Erscheinung. Es ist aber auch möglich, dass es bereits vor der 27. SSW oder erst im Wochenbett auftritt.

Symptome des HELLP-Syndroms

Das HELLP-Syndrom hat einige Symptome, die in Kombination auftreten können, aber nicht müssen. Besonders markant und ein dringendes Alarmsignal für Schwangere sind starke Schmerzen im rechten Oberbauch – in Höhe der Leber.

Weitere Symptome des HELLP-Syndroms können sein:

  • Schmerzen im Bauch können in den Rücken ausstrahlen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Nierenschmerzen
  • erhöhter Blutdruck
  • Eiweiß im Urin
  • gelbliche Färbung der Haut
  • plötzliche, starke Wassereinlagerungen (vor allem an den Extremitäten und im Gesicht)
  • schnelle Gewichtszunahme
  • starker Juckreiz

Wichtig: Das HELLP-Syndrom kann auf den ersten Blick viel mit einem Magen-Darm-Infekt gemein haben. Auffällig ist aber, dass die Symptome sehr plötzlich auftreten und sich rasant, innerhalb weniger Stunden, verschlimmern können.

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Ursachen des HELLP-Syndroms

Leider gibt es keine konkreten Ursachen für das Auftreten des HELLP-Syndroms, das heißt, auch Schwangere ohne Vorerkrankung können am HELLP-Syndrom erkranken. Allerdings gibt es Risikofaktoren, die ein Auftreten begünstigen können. Dazu gehören:

  • Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen, Diabetes mellitus
  • Übergewicht
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Thromboseneigung
  • Alter der Mutter
  • Kinderwunschbehandlung
  • Hepatitis-Erkrankung
  • Präeklampsie oder HELLP-Syndrom in vorangegangener Schwangerschaft

Behandlung des HELLP-Syndrom

Wie das HELLP-Syndrom behandelt wird, ist abhängig von der Ausprägung des Syndroms und davon, in welcher Schwangerschaftswoche sich die Frau befindet.

Tritt das Syndrom, wie in den meisten Fällen, zwischen der 32. und 34. SSW auf, wird das Baby in den meisten Fällen frühzeitig geholt. Damit soll das Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Das HELLP-Syndrom verschwindet aber nicht sofort mit der Geburt. Es kann drei bis vier Tage dauern, bis sich die Werte der Mutter wieder normalisieren.

Wird das HELLP-Syndrom vor der 32. SSW diagnostiziert, wird versucht, die Geburt herauszuzögern, um die Lungenreifung beim Kind voranschreiten zu lassen. Um das Leben der Mutter nicht zu gefährden, wird sie medikamentös gegen hohen Blutdruck und Blutgerinnungsstörungen behandelt. Lässt das Fortschreiten des HELLP-Syndroms trotz Behandlung nicht nach und gefährdet die Gesundheit von Mutter und/ oder Kind zunehmend, muss das Baby früher geholt werden.

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(Spät-)Folgen des HELLP-Syndrom

Wird das HELLP-Syndrom nicht erkannt und in der Folge nicht behandelt, kann das schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben. Bei der werdenden Mutter kann es zu einer Leberruptur, Nierenversagen oder einer Gehirnblutung kommen. Zudem kann sich die Plazenta vorzeitig lösen. All das gefährdet unweigerlich auch das Überleben des ungeborenen Babys.

Wurde die Komplikation behandelt, kann es dennoch auch danach zu zeitweiligen Folgen kommen. So kann beispielsweise das Kurzzeitgedächtnis der Mutter beeinflusst sein. Psychologen gehen davon aus, dass das als Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung passiert. Eine Nachbetreuung Betroffener ist also unbedingt erforderlich.

Bei einer folgenden Schwangerschaft ist das Risiko erneut am HELLP-Syndrom zu erkranken nur geringfügig erhöht. Das Risiko einer Präeklampsie und auch anderer Schwangerschaftskomplikationen ist jedoch erhöht. Die behandelnde Frauenärztin oder der behandelnde Frauenarzt wird dieses Risiko aber genauer einschätzen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen einleiten.

HELLP-Syndrom vorbeugen: Geht das?

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und einem gesunden Maß an Bewegung sind immer ein probates Mittel gegen Krankheiten und Komplikationen. Jedoch ist das kein Garant dafür, dass immer alles problemlos abläuft.

Das HELLP-Syndrom und auch andere Komplikationen während der Schwangerschaft können aufgrund eines erhöhten Risikos, aber auch einfach so auftreten. Niemand ist gefeit davor. Der sicherste Schutz für Mutter und Kind sind deshalb die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen während der gesamten Schwangerschaft. Zudem sollten Frauen bei Beschwerden und Unsicherheiten nicht zögern, ihren Frauenarzt oder ihre Frauenärztin um Hilfe und Rat zu bitten. Auch die Hebamme kann eine Anlaufstelle für Fragen sein.

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.