Mit „365 Days“ (Original-Titel: „365 dni“) ist ein brandneuer polnischer Erotik-Thriller auf Netflix gestartet. Seit einigen Tagen ist der Film auch auf Social Media ein riesiges Gesprächsthema. Von vielen wird der Film gefeiert, andere hingegen warnen sogar vor ihm.
So oder so muss ich zugeben: Auch ich bin dem Hype verfallen. Mich machte das Ganze neugierig – also beschloss ich, dem Film eine Chance zu geben. Das würde ich später noch bereuen.
Gleich zu Beginn sollte ich erwähnen, dass ich kein besonders großer Fan von Erotik-Thrillern bin. Zwar fand ich zum Beispiel die Bücher von „50 Shades of Grey“ recht gut, die Filme hingegen lösten in mir mehr Lachen und Fremdschämen aus als alles andere. Doch „365 Days“ sollte nochmal alles übertreffen.
365 Days: Davon handelt der Film
Aber erst mal von vorne: Der Film handelt von Laura, einer taffen polnischen Managerin, die weiß, was sie will. Sie verbringt ihren Sommerurlaub gemeinsam mit ihrem Freund in Italien. Allerdings läuft es nicht gut zwischen den beiden und Laura ist ziemlich unglücklich in ihrer Beziehung.
Das entgeht dem sizilianischen Gangster Massimo nicht. Er ist schon seit Jahren in Laura verliebt. Bei einer Nahtoderfahrung sah er nämlich ihr Gesicht vor sich. Und das, ohne sie zu kennen. Von dem Zeitpunkt an wusste er, dass er diese Frau finden muss. In Italien war es dann soweit.
Massimo beschließt, Laura zu entführen und für 365 Tage gefangen zu halten. So lange, bis sie sich auch in ihn verliebt. Nach einiger Zeit lässt sich Laura auf den Mafioso ein und die beiden führen eine erotische Liebesbeziehung.
Deshalb kann der Film gefährlich sein
Der Film hat mich insgesamt sehr an „50 Shades of Grey“ erinnert. Nur, dass „365 Days“ um einiges brutaler und vulgärer ist und dazu fast komplett unzensiert. Schon zu Beginn fiel mir außerdem auf, dass der Film wirklich sehr unrealistisch ist.
So wird Laura zum Beispiel entführt, als sie ganz alleine im Dunkeln durch eine abgelegene Gasse in Italien schlendert – was man halt eben so macht mitten in der Nacht (*Ironie aus*). Doch das war bei Weitem nicht das Einzige, was mich an dem Film gestört hat.
Schon die Tatsache, dass Massimo Laura entführt und manipuliert und das im Film dann auch noch verherrlicht wird, hat für mich einen ganz bitteren Beigeschmack. Ebenso die Tatsache, dass Massimo seit Jahren von Laura besessen ist, sie „besitzen“ und für sich allein haben möchte.
Ich muss dazu sagen, dass ich wirklich nicht prüde bin. Sonst hätte ich mir den Film auch gar nicht erst angeschaut. Aber es bereitet mir große Sorgen, dass der Film bei Männern und Frauen das Gefühl auslösen könnte, das alles sei okay.
Als sei es in Ordnung, eine Frau zu entführen, sie gegen ihren Willen festzuhalten und sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Nein, das ist nicht in Ordnung. Es ist sogar eine Straftat. Und ganz bestimmt wird sich die Frau so auch nicht in einen Mann verlieben.
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Twitter-User kritisieren „365 Days“
Tatsächlich habe ich auf Social Media dann gelesen, dass Lauras Verhalten viele User an das Stockholm-Syndrom erinnert. Bei diesem Syndrom entwickeln Opfer positive Emotionen gegenüber ihren Entführern und verlieben sich sogar in sie. Als ich das erfuhr, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Auf Twitter überschlagen sich die Kommentare zu dem Film ebenfalls: „Und noch ein Film, bei dem ich den Hype der ganzen Frauen NULL verstehe. Diesmal verherrlicht man sogar einen Entführer.“ Ein anderer Kommentar lautet: „Liebes Netflix. Man sieht, wie nachhaltig eure Statements sind, wenn ihr 3 Jahre nach #metoo sowas wie #365days produziert.“
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Ich möchte hiermit keinesfalls Personen verurteilen, die gerne Erotik-Thriller schauen. Daran ist überhaupt nichts falsch und es gibt sicherlich viele gute Filme mit Mehrwert. Ich möchte lediglich die Personen wachrütteln, die womöglich den Unterschied zwischen Film und Realität nicht erkennen.
Denn wie gesagt: Meiner Meinung nach ist es mehr als fragwürdig, dass dieser Film verherrlichend darstellt, wie eine Person entführt, festgehalten und zu sexuellen Handlungen gezwungen wird. Ich kann den Film daher wirklich nicht weiterempfehlen und den Hype ebenfalls nicht nachvollziehen.