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Neuerung bei der Steuer: Kommt jetzt die Steuererklärung, die sich von selbst erledigt?

Steuerformulare liegen auf Tisch, ein Kulli daneben.
© Adobe Stock/johannes86

Vorab im Video: Steuerklassen: Lohnt sich ein Wechsel?

Automatische Steuererklärung? Mit einem neuen Testmodell soll das Ausfüllen der komplizierten Formulare erleichtert werden.

Wer kennt es nicht: Endlose Formulare, kryptische Kürzel und die ständige Angst, etwas falsch einzutragen. Für viele Arbeitnehmer*innen ist die jährliche Steuererklärung ein echter Graus.

Genau hier setzt ein Pilotprojekt in Hessen an, das den Bürokratiefrust erheblich reduzieren könnte. In Kassel übernimmt erstmals das Finanzamt selbst die Erstellung der Steuererklärung.

So funktioniert das Modell

Rund 6.000 Bürger*innen in Kassel mussten in diesem Jahr keinen komplizierten Vordruck ausfüllen, sondern erhielten direkt einen automatisch erstellten Vorschlag zur Einkommensteuer. Grundlage sind Daten, die dem Finanzamt ohnehin bereits vorliegen – etwa Angaben zu Löhnen, Renten oder Versicherungen.

  • Ende August verschickte die Behörde den ersten Steuerbescheid-Entwurf.
  • Bürger*innen müssen diesen nur noch prüfen.
  • Wer einverstanden ist, braucht nichts weiter zu tun – nach vier Wochen folgt automatisch der endgültige Bescheid.
  • Zusätzliche Ausgaben wie Handwerkerrechnungen oder Spenden können unkompliziert über Elster nachgetragen werden.

Enthält der Vorschlag nicht alle relevanten Einnahmen, bleibt die Pflicht zur Abgabe einer klassischen Steuererklärung bestehen.

Entlastung für Bürger*innen und Verwaltung

Besonders profitieren sollen Arbeitnehmer*innen ohne Steuerberater*innen, die bislang oft ratlos vor den Formularen stehen. „Die Steuer macht jetzt das Amt. Davon dürften viele träumen“, betonte Hessens Finanzminister Alexander Lorz (CDU) bei der Vorstellung.

Das Projekt könnte nicht nur Bürger*innen entlasten, sondern auch die Verwaltung effizienter machen: Standardfälle würden automatisch bearbeitet, sodass die Finanzämter mehr Kapazität für komplexe Fälle hätten.

Positive Reaktionen: Steuerzahlerbund und Gewerkschaft loben das Projekt

Der Bund der Steuerzahler und die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSG) begrüßen den Schritt als wichtige Modernisierung. DSG-Bundesvorsitzender Florian Köbler betonte, dass so wertvolle Zeit für die wirklich komplizierten Fälle gewonnen werde.

Sollte sich das Modell bewähren, soll es schrittweise auf ganz Hessen ausgeweitet werden – und könnte damit ein Vorbild für andere Bundesländer werden.

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