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Betrugsmasche „Schockanruf“: Daran erkennst du den Fake Anruf sofort

Schockanrufe nehmen zu
Schockanrufe nehmen zu Credit: Getty Images

Es ist Dienstagvormittag, das Telefon klingelt. Nichtsahnend greift meine Mutter Beatrix (58)
zum Hörer und wacht in einem Albtraum auf. Was es mit der Betrugsmasche „Schockanruf“ auf sich hat und wie ihr euch schützen könnt.

Inhaltsverzeichnis

Betrugsmasche „Schockanruf“: Daran erkennst du den Fake Anruf sofort

Es ist ein normaler Dienstagvormittag, das Telefon klingelt. Nichtsahnend greift meine Mutter Beatrix zum Hörer und wacht in einem Albtraum auf.

Am anderen Ende, so glaubt sie es, ich, ihre 33-Jährige Tochter: „Mama, es ist etwas ganz Schlimmes passiert. Ich hatte einen Unfall…eine Frau… sie ist tot. Du musst mir helfen, ich habe Angst.“ Hört sie meine Stimme schluchzen.

Der Puls meiner Mutter schnellt augenblicklich in die Höhe. Denn sie glaubt, meine angstverzerrte, panische Stimme zu hören. Der Schock setzt ein, der Verstand aus.

Das Telefon wird weiter gereicht: „Guten Tag, die Kriminalpolizei hier. Wit wem spreche ich?“ Die Stimme des angeblichen Polizisten erfragt als erstes Daten zum Abgleich und weist auf eine Schweigepflicht hin. Meine Mutter ist im Schock und beantwortet die ihr gestellten Fragen wie im Autopilot.

Angeblich sei mir während der Fahrt mein Handy aus der Hand gefallen. Ich hätte nicht aufgepasst und einen schrecklichen Unfall verursacht, bei dem eine zweifache Mutter, schwanger mit ihrem dritten Kind, gestorben sei.

„Der Staatsanwalt möchte sie sprechen“. Wieder wird das Telefon weitergereicht. Der Mann in der Leitung schildert sachlich, dass mir aufgrund der Schwere meiner Schuld eine Gefängnisstrafe drohe. Nur durch die Zahlung einer Kaution würde mir das erspart bleiben. Meine Mutter kann das alles nicht glauben. Und doch hat die Angst um mich die Oberhand und lässt sie reagieren.

Schockanrufe: Immer die gleiche Betrugsmasche

Die Betrugsmasche der Schockanrufe ist eine perfide Variante des Enkeltricks und läuft immer gleich ab: Ein enges Familienmitglied ist angeblich in einen tragischen Unfall verwickelt. Am Telefon ist entweder ein angeblicher Polizist, ein angeblicher Staatsanwalt oder die Stimme des geliebten Menschen wird immitiert. In unserem Fall wurden alle drei Protagonisten für die schreckliche Betrugsmasche eingesetzt.

Der Anruf startet überlicherweise mit dem Schocker, der das logische Denken des Opfers ausschalten soll. Häufig sind Mütter die Opfer der Betrugsmasche, denn bei ihnen wird mit der Angst um das Leben eines Kindes gespielt. Wer schon mal Todesangst um sein Kind hatte, weiß, dass in diesem Moment alles andere ausgeblendet wird.

Nach dem Schockmoment, startet die Betrugsmasche. Die angeblichen Polizisten bzw. Anwälte erklären, dass sie Daten zum Abgleich brauchen und dass eine Schweigepflicht gegenüber Dritten bestünde. Danach folgen Geldforderungen für eine angebliche Kaution, um das Familienmitglied in Not zu retten. Es wird nach Bargeld gefragt, sogar nach Schmuck oder Gold. Wenn das nicht vorhanden ist, soll in vielen Fällen eine Blitzüberweisung stattfinden.

Wenn das potentielle Opfer beginnt Fragen zu stellen oder skeptisch wirkt, startet die zweite Phase des Schockanrufs: Die Geschichte wird dramatischer, um die Angst wieder neu zu entfachen und die angerufene Person weiter zu verwirren.

So auch bei uns: Als meine Mutter verlangt, mich an den Hörer zu holen, wird ihr schroff mitgeteilt, dass ich wahrscheinlich innere Blutungen habe und gerade weggebracht würde. Das war der Moment, in dem meine Mutter vollends misstrauisch wurde. Noch immer voller Angst, aber jetzt auch mit einer großen Portion Skepsis.

Während meine Mutter mit zittrigen Fingern von einem anderen Telefon aus die 110 wählt, sitze ich seelenruhig am Laptop und arbeite. Ich habe gesehen, dass meine Mutter mehrfach versucht hat mich zu erreichen und rufe sie zurück. Sie nimmt ab und ist in Tränen aufgelöst. Panisch fragt sie, was passiert sei und wie es mir geht. Ich bin verwirrt, beruhige sie aber. Es sei alles in Ordnung.

In unserem Fall haben die Betrüger kein Geld erbeutet. Doch der Schock sitzt bei uns allen tief. Es bleibt die Angst, weil die Täter wissen, wie wir heißen und wo wir wohnen. Unterdessen hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Eines von Hunderten derzeit.

Lesetipp: Amazon-Kunden aufgepasst: Verbraucherzentrale warnt vor neuer Betrugsmasche

Wie verhalte ich mich bei einem Schockanruf richtig?

Die beste Reaktion auf einen Schockanruf? So schnell wie möglich auflegen und danach versuchen, das Familienmitglied, um das es geht zu erreichen.

Anschließend die 110 wählen und den Betrugsversuch zur Anzeige bringen. Wenn die Panik das Denken regiert, hilft es, tief durchzuatmen und sich klar zu machen, dass eine solche Situation unrealistisch ist, denn niemals würde…

  • die Polizei ein solch dramatisches Ereignis am Telefon besprechen.
  • so schnell ein Verfahren eingeleitet und darüber am Telefon informiert werden.
  • während eines Anrufs auf eine Schweigepflicht hingewiesen werden.
  • eine Kaution verlangt und nach Geld und Wertgegenständen gefragt werden.
  • sensible Daten oder Bankverbindungen am Telefon abgefragt werden.

Niemand ist davor geschützt, dass die Emotionen den Verstand ausschalten. Doch wer das Prinzip der Schockanrufe und die meist immer gleiche Geschichte kennt, der ist wachsamer und kann im Falle des Falles vielleicht besonnener reagieren.

Wie finden die Täter ihre Opfer?

In den meisten Fällen finden die Schockanruf-Täter ihre Opfer über Telefonbücher. Sie halten Ausschau nach „alt klingenden“ Vornamen. Sollte sich beim Anruf herausstellen, dass das potentielle Opfer doch jung ist oder keine Kinder hat, legen die Täter auf und versuchen es einfach beim nächsten. Um sich vor solchen Anrufen zu schützen, raten Kriminalbeamte älteren Menschen dazu, die Einträge im Telefonbuch zu löschen.

Immer mehr Schockanrufe in Deutschland

Schockanrufe nehmen zu. Allein im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in NRW 6900 Fälle. In Hamburg erbeuteten die Täter allein im ersten Halbjahr 2022 über eine Million Euro. Wie viele Schockanrufe es bundesweit gibt, lässt sich nur schwer beziffern.

Zum einen registrieren die Bundesländer die Betrugsanrufe unterschiedlich. Zum anderen wenden sich nicht alle Betroffenen an die Polizei. Teils aus Scham, weil sie auf die Betrüger reingefallen sind, teils aus Angst, dass die Täter noch einmal zuschlagen oder ihnen womöglich auflauern. Die Polizei rät jedoch in jedem Fall einen solchen Anruf zur Anzeige zu bringen.

Beste Waffe gegen Betrüger: Teilen und aufklären!

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