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Die 5 häufigsten Missverständnisse zwischen Eltern und Teenager

Mädchen im Teenageralter sitzt auf der Treppe und sieht genervt aus.
© AdobeStock/ Valerii Honcharuk

Vorab im Video: So klappt der Urlaub mit Teenagern wirklich

So kommen Eltern und Kinder in den Ferien auf ihre Kosten.

Warum es zwischen Eltern und Teenagern oft kracht und wie ihr 5 typische Missverständnisse in der Erziehung besser versteht und überwindet.

Wer sich schon mal mit einem pubertierenden Teenager unterhalten hat, weiß, wie schwer das sein kann. Denn aus irgendeinem Grund verstehen entweder sie vieles falsch oder wir Erwachsenen nur Bahnhof.
Man redet miteinander, aber aneinander vorbei. Aber nicht, weil man es nicht besser machen will, sondern weil man es nicht besser machen kann.

Woran hakts besonders oft?

1. „Du sagst ja gar nichts!“ vs. „Du hörst nicht zu.“

Teenager quasseln nicht mehr so viel wie Grundschulkinder. Sie machen oft Andeutungen, rollen mit den Augen oder üben sich in großem Schweigen. Wir Eltern aber wollen sie zum Reden bringen und hören, wie es ihnen geht, was sie machen oder geplant haben. In der Regel bekommt man aber nur Einwortsätze als Antwort.

Warum? Weil viele Teens glauben, dass wir Eltern sie nicht ernst genug nehmen. Denn sobald sie uns von einem Problem oder eine Sorge berichten, hören wir nicht einfach nur zu. Wir wollen ihnen sofort zu Hilfe eilen und sagen dann Sachen wie, „Dann sprich doch einfach mit XY darüber.“ Aber genau das kommt gar nicht gut an. Also schweigen Teenager lieber, als sich ihren Eltern anzuvertrauen.

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Wie geht’s besser?
Wirklich zuhören, ohne sofort zu reagieren. Auch mal abwarten. Teenager brauchen oft Zeit, um sich zu öffnen. Außerdem entstehen Gespräche mit ihnen selten auf Kommando, aber ganz oft beiläufig, beim Autofahren, beim Abendessen oder beim gemeinsamen Aufräumen. Wer dann einfach nur zuhören kann und nachfragt, der gewinnt ganz viel Vertrauen von seinem Teen.

2. „Ich will doch nur helfen.“ vs. „Du vertraust mir nicht!“

Wir wollen nur das Beste für unsere Kinder. Also geben wir Tipps, machen Vorschläge oder warnen vor Fehlern. Für einen Teenager klingt das aber oft wie: „Ich glaube nicht, dass du das alleine schaffst.“

Was wir als Fürsorge verstehen, kommt bei pubertierenden Kindern als Misstrauen an. Sie wollen sich ausprobieren, Fehler machen, Erfahrungen sammeln und das, ohne dass ständig jemand daneben steht und sich andauernd einmischt.

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Wie geht’s besser?
Bevor man das Kind mit vermeintlichen Hilfsangeboten überschüttet, kann man es ja auch erst einmal fragen, ob es Hilfe möchte. Und muss es aushalten, wenn es die ablehnt. Das vermittelt dem Nachwuchs, dass man ihn ernst nimmt. Und führt unweigerlich dazu, dass er nach Hilfe fragen wird, wenn er wirklich welche braucht.

3. „Das hätte ich mich nie getraut.“ vs. „Du verstehst mich nicht.“

Wir Eltern vergleichen oft unbewusst unsere eigene Jugend mit der heutigen. „Wir hätten nie so mit unseren Eltern gesprochen!“ Und so wahr das auch ist, wir hatten trotzdem Strategien, um Grenzen auszutesten. Nur eben andere.

Kinder und Teenager müssen sich heute ganz anders behaupten. Vielleicht nicht zu Hause, aber in der Schule, dem Internet, der Gesellschaft. Sie unterliegen einem Dauerstress, den wir so nicht erlebt haben.

Wie geht’s besser?
Wir sollten wirklich nicht versuchen, uns mit unseren Kindern zu vergleichen. Stattdessen sollten wir Fragen stellen wie, „Wie ist das für dich? Was stresst dich? Was ist dir wichtig?“. Interesse zeigen bedeutet nicht, alles zu verstehen oder gut zu finden. Aber es bedeutet, den anderen als eigenständige Person wahrzunehmen.

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4. „Warum bist du immer so schlecht gelaunt?“ vs. „Lass mich einfach in Ruhe!“

Pubertät ist keine Ausrede, sondern eine Zeit hormoneller, emotionaler und sozialer Umbauten. Das Gehirn wird quasi im Dauerbetrieb umgebaut und die Selbstwahrnehmung schwankt enorm. Hinzu kommt der wachsende Freiheitsdrang und die Unsicherheit, die all das zusammen mit sich bringen.

Für uns Erwachsene ist es schwer, die ständigen Stimmungsschwankungen nachzuvollziehen. Aber sie sind normal. Kein Teenager ist permanent happy. Und kein Teenager will ständig analysiert werden.

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Wie geht’s besser?
Statt das Kind zu kritisieren, wenn es mit sich und der Welt unzufrieden ist, sollten wir Eltern seine Stimmungsschwankungen aushalten. Nicht jede Laune braucht ein Gespräch. Manchmal hilft auch einfach ein Schokopudding oder das gemeinsame Gucken einer Serie. Präsenz zeigen, ohne aufdringlich zu sein.

5. „Versteckst du dich vor mir?“ vs. „Ich will einfach alleine sein.“

Der krasseste Einschnitt für uns Eltern in der Beziehung zum eigenen Kind ist, wenn es sich zurückzieht und lieber Zeit mit sich verbringt. Man fühlt sich unweigerlich zurückgewiesen, wenn das Kind tagein tagaus in seinem Zimmer verschwindet, statt mit einem zu quatschen oder einfach nur abzuhängen.

Zum Vorwurf sollte man ihm das jedoch nicht machen. Denn was auf uns wie Ablehnung wirkt, ist in Wirklichkeit Selbstschutz. Viele Teenager brauchen diese Zeit für sich ganz alleine. Es ist keine Ablehnung der Eltern, sondern ein natürlicher Entwicklungsschritt hin zur Selbstständigkeit.

Wie geht’s besser?
Statt einen Streit vom Zaun zu brechen, a là, „Immer versteckst du dich in deinem Zimmer“, müssen wir Eltern diese Grenzen wohl oder übel respektieren. Angebote zu gemeinsamer Zeit kann man dem Teen ja trotzdem unterbreiten. Und manchmal klappt das sogar und er oder sie verlässt das Zimmer nicht nur zum Essen.

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