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Erziehungsstile im Vergleich: Finde deinen Erziehungsstil

Mutter und Sohn sitzen auf dem Fußboden vor einer Couch, der Sohn auf dem Schoß der Mutter, und beide schauen gemeinsam in ein Buch.
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Vorab im Video: Woran erkennt man Helikopter-Eltern?

Entdecke die wichtigsten Erziehungsstile – von autoritär bis demokratisch – und finde heraus, welcher Stil am besten zu dir und deiner Familie passt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist gute Erziehung? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Dabei versuchen viele von uns, es besser zu machen als unsere eigenen Eltern – und landen doch oft bei ähnlichen Mustern. Schließlich ist aus einem selbst etwas geworden. So falsch kann es also nicht gewesen sein, was unsere Eltern gemacht haben.

Doch wie genau erziehen wir unsere Kinder? Lässt sich das immer in eine Schublade stecken? Gibt es überhaupt einen Erziehungsstil, der beschreibt, wie ich meine Kinder erziehe?

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die bekanntesten Erziehungsstile – von autokratisch bis egalitär – und helfen dir dabei, herauszufinden, wie du erziehst und was am besten zu dir und deinem Kind passt.

👉 Lies auch: Was ist gute Erziehung? – Der große Überblick

Was ist ein Erziehungsstil?

Ein Erziehungsstil beschreibt die grundsätzliche Haltung von Eltern gegenüber ihren Kindern. Also wie Regeln aufgestellt, Freiheiten gewährt und Konflikte gelöst werden. Die Wahl des Stils prägt das Familienleben nachhaltig und beeinflusst das Selbstbild und Sozialverhalten des Kindes.

Die wichtigsten Erziehungsstile im Überblick

Autokratische Erziehung

Der autokratische Erziehungsstil unterdrückt die Eigeninitiative von Kindern. Die kindliche Meinung spielt keinerlei Rolle. Die Eltern gehen davon aus, dass es sowohl wichtig als auch richtig ist, Autorität auszuüben.

Ein typisches Beispiel für die autokratische Erziehung sind die sogenannten Tiger-Eltern. Sie geben vor, was ihre Kinder wann machen und lassen zu keinem Zeitpunkt mit sich diskutieren. Bildungsweg, außerschulische Aktivitäten, Tiger-Eltern haben alles akribisch geplant und überlassen nichts dem Zufall.

Merkmale: Eltern treffen alle Entscheidungen ohne Diskussion, völlige Kontrolle.
Vorteile: Struktur, klare Regeln.
Nachteile: Kinder lernen kaum Selbstständigkeit oder eigene Meinungsbildung.
Typisch: Strenge Leistungserwartungen, wenig Freiraum.

Autoritäre Erziehung

Im Gegensatz zum autokratischen Stil wird hier die Meinung des Kindes zwar akzeptiert, dennoch zählt letztendlich nur die Meinung der Eltern. Grenzen ohne Freiheit ist hier der richtige Ausdruck. Die Eltern üben viel Kontrolle und Druck aus. Der dänische Familientherapeut Jesper Juul nannte den autoritären Erziehungsstil auch gerne „Elterndiktatur“, denn es gibt eine klare hierarchische Struktur, in der das Kind klar unter den Eltern steht.

Merkmale: Regeln stehen im Vordergrund, elterliche Meinung zählt mehr.
Vorteile: Orientierung, Sicherheit.
Nachteile: Wenig Mitspracherecht für Kinder, Abhängigkeit.

👉 Lies auch: Typisch Helikopter-Eltern – Das zeichnet den Erziehungsstil aus

Demokratische Erziehung

Eltern, die nach diesem Stil erziehen, sehen ihre Kinder als eigenständige und ernstzunehmende Persönlichkeiten. Sie fördern ihre Selbstständigkeit und die Eigenverantwortlichkeit der Kinder und stehen beratend und unterstützend zur Seite. Respekt wird großgeschrieben, die Meinung eines jeden wird gehört.

Merkmale: Eltern und Kinder begegnen sich auf Augenhöhe.
Vorteile: Förderung von Selbstverantwortung, Respekt und Selbstbewusstsein.
Geeignet für: Familien, die Wert auf Mitbestimmung und Individualität legen.

👉 Lesetipp: 7 Wege, das Selbstbewusstsein deines Kindes zu stärken

Antiautoritäre/ egalitäre Erziehung

Der antiautoritäre Erziehungsstil geht von gleichen Rechten und Pflichten von Eltern und Kindern aus – die Meinung eines jeden ist gleichwertig.

Merkmale: Eltern und Kinder haben gleichwertige Stimmen.
Vorteile: Kinder entwickeln starkes Selbstwertgefühl.
Risiken: Unklare Rollenverhältnisse können zu Unsicherheit führen.

Permissive Erziehung

Dieser Erziehungsstil setzt enorm viel Eigeninitiative der Kinder und Jugendlichen voraus. Die Eltern halten sich sehr zurück.

Merkmale: Eltern greifen kaum in Entscheidungen ein.
Vorteile: Kinder lernen früh Eigenständigkeit.
Risiken: Überforderung durch zu viel Freiheit.

Laissez-faire Erziehung

Der „Laissez-faire“ Erziehungsstil kennt keine Regeln und keine Pflichten – jeder darf machen, was er möchte. Die Wünsche und Vorstellungen der Eltern werden nur optional beachtet.

Merkmale: Keine Regeln, keine Verpflichtungen.
Nachteil: Kinder entwickeln nur schwer Selbstdisziplin.
Fazit: Nur in sehr wenigen Fällen empfehlenswert.

Negierende Erziehung

Beim negierenden Erziehungsstil beeinflussen die Eltern das kindliche Verhalten gar nicht. Sie zeigen kein Interesse daran, an der Entwicklung des Kindes teilnehmen zu wollen.

Merkmale: Eltern zeigen kein Interesse, keine Regeln, keine Beteiligung.
Folgen: Hohe emotionale Unsicherheit bei Kindern, langfristig problematisch.

👉 Lesetipp: U-Boot-Eltern – wenn man zu wenig erzieht

Welcher Erziehungsstil ist der richtige?

Es gibt in Sachen Erziehung gewiss Dinge, die man richtig oder falsch machen kann, aber wer darf darüber entscheiden? Eltern bestimmen, wie sie ihre Kinder erziehen und welche Methode für sie als Familie am besten funktioniert.

Die eine richtige Erziehung gibt es nicht. Was zählt, ist, dass du dich mit deinem Erziehungsstil wohlfühlst – und deine Kinder davon profitieren.

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Wichtiger als ein strikter Stil ist eine bewusste Entscheidung. Wenn du also demokratisch erziehst, deine Kinder sich respektiert fühlen und es euch gut geht: großartig. Wenn ihr klare Regeln braucht und das gut funktioniert: auch gut.

Letztlich gilt: Gute Erziehung bedeutet, dass du authentisch, reflektiert und liebevoll mit deinen Kindern umgehst – unabhängig davon, wie sich der Erziehungsstil nun nennt.

Kenne deinen Stil, bleib flexibel

Egal, ob du nach einer Methode lebst oder verschiedene Ansätze kombinierst: Die Reflexion über den eigenen Erziehungsstil ist der erste Schritt zu mehr Klarheit, Sicherheit und Vertrauen im Familienalltag.

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