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Gender Care Gap: Die unsichtbare Arbeit von Frauen

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Gender Care Gap: Warum Frauen mehr unsichtbare Arbeit leisten

Wir erklären euch, was hinter der Gender Care Gap steckt.

Im Gegensatz zu Männern kümmern sich Frauen statistisch gesehen mehr um Care Arbeit. Aber warum ist das so?

Inhaltsverzeichnis

Von Ehrenamt zu Kinderbetreuung bis hin zur Pflege von Eltern & Co.: Frauen leisten im Durchschnitt mehr Sorge-Arbeit als Männer. Das können auch Statistiken belegen. Aber warum ist das so und was kann man dagegen tun? Wir haben nach Antworten gesucht.

Was ist die Gender Care Gap?

Die Gender Care Gap bezeichnet die Ungleichverteilung der unbezahlten Pflege- und Sorge-Arbeit der Geschlechter. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) leisten Frauen im Durchschnitt 43,8 % mehr unbezahlte Sorge- oder Pflegearbeit als Männer.

Konkret handelt es sich dabei um einen Unterschied von 77 Minuten pro Tag. Auf die Woche gerechnet, verbringen Männer 21 Stunden mit unbezahlter Sorge-Arbeit, Frauen hingegen knapp 30 Stunden.

Bei den Tätigkeiten handelt es sich häufig um alltägliche Dinge wie Haushaltsarbeit, Kinderbetreuung oder auch Gartenarbeit. Doch auch die Pflege der Eltern oder Angehörigen und ehrenamtliches Engagement zählen dazu.

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Fatale Auswirkungen

Dieses Ungleichgewicht bringt einige Nachteile mit sich. Sowohl für Frauen selbst, als auch für Männer, die indirekt auch davon betroffen sind.

1. Berufliche Nachteile

Wenn Frauen einen Großteil ihrer Zeit für Care-Arbeit opfern, bleibt weniger Zeit für berufliche Perspektiven. Viele Frauen bevorzugen daher eine Teilzeitstelle oder gar einen Minijob, da eine Vollzeitstelle schlichtweg unmöglich ist.

2. Wirtschaftliche Abhängigkeit

Hier führt das eine zum anderen: Wer keine Vollzeitstelle annehmen kann, muss mit geringerem Einkommen und kleineren Rentenansprüchen rechnen. Damit machen sich Frauen schnell wirtschaftlich abhängig. Ein wahrer Teufelskreis.

3. Gesundheitliche Belastung

Immer alles unter einen Hut zu bekommen, fordert ziemlich viel Durchsetzungsvermögen und Kraft. Auf Dauer kann das auch zu Stress führen. Besonders, wenn gesellschaftliche Stereotypen und damit einhergehende Erwartungen einen stark beeinflussen.

4. (Weiter-)Bildung

Weiterbildungsmöglichkeiten sind für viele Frauen aufgrund des Zeitmangels nicht möglich. Das kann Frauen sowohl persönlich als auch beruflich weiter einschränken und die Ungleichheit noch mehr beeinflussen.

Das Erschreckende: Auch bei jungen Erwachsenen lässt sich das Phänomen schon erkennen. Während junge Männer ihre Freizeit mit Sport und Hobbys verbringen, steht bei jungen Frauen mehr Arbeit im Haushalt & Co. an.

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Welche Maßnahmen müssen getroffen werden?

Es gibt viele Dinge, die die Gender Care Gap beeinflussen. Um einen Wandel zu vollziehen und eine Veränderung herbeizuführen, muss gesamtgesellschaftlich etwas getan werden. Diese Dinge sind essenziell:

1. Förderung der Vaterrolle

Einen Großteil der Care-Arbeit macht die Kinderbetreuung aus. Deshalb müssen Anreize dazu geschaffen werden, dass auch Väter sich Elternzeit nehmen. Damit können sie nicht nur zu mehr Gleichstellung beitragen, sondern können dahingehend auch die Entwicklung ihres Kindes näher mitbekommen.

Es gibt auch viele Eltern, die sich für ein Mix-Modell entscheiden, sodass beide gleichermaßen arbeiten und sich um das Kind kümmern. Das funktioniert zum Beispiel, wenn man sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten für die Elternzeit entscheidet.

2. Ausbau von Kinderbetreuung

Gleichzeitig müssen auch mehr Optionen für Eltern infrage kommen. Kinderbetreuung muss daher finanziell tragbar sein und auch für alle zugänglich gemacht werden.

3. Flexible Arbeitszeiten

Mit flexiblen Arbeitsmodellen für beide Geschlechter können Frauen und Männer aktiver ihren Alltag gestalten und nach ihren Vorlieben planen. Das kann für mehr Puffer im Alltag sorgen. Ein Beispiel dafür könnte die Möglichkeit auf Home-Office sein.

4. Aufklärung

Was mit am wichtigsten ist: Um Dinge wirklich zu verändern und aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive zu betrachten, muss weiter über die strukturellen Probleme aufgeklärt werden. Ansonsten kann es dazu führen, dass diese Strukturen sich auf weitere Generationen übertragen und der Teufelskreis nie beendet wird. Dazu können wir alle ein kleines Stück beitragen, indem wir uns informieren, dazulernen und andere miteinbeziehen.

Das kann schon durch offene Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin geschehen. Aber auch Freunde, Verwandte und Familie sollten darüber Bescheid wissen.

Tipp: Wer noch mehr über strukturelle Benachteiligung von Frauen im Alltag erfahren möchte, sollte unbedingt das Buch „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez lesen (hier bei Amazon bestellen*).

Wer selber einmal schauen möchte, wie viel Care-Arbeit er oder sie im Alltag übernimmt, kann den Mental-Load & Equal-Care Test machen. Dafür müsst ihr ganz einfach die Dinge ankreuzen, die auf euch zutreffen. Am besten macht ihr den Test gemeinsam mit eurem Partner oder eurer Partnerin, um im Anschluss die Ergebnisse miteinander zu vergleichen.

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