Veröffentlicht inFamilie, Kind & Familie

Wie schwer darf ein Schulranzen sein? Das sagen Experten

Bücher, Mäppchen, Hefter, Trinkflasche und Brotdose - unsere Kinder schleppen tagein, tagaus jede Menge Gewicht zur Schule und wieder nach Hause. Wie schwer darf der Ranzen aber eigentlich bloß sein?
Bücher, Mäppchen, Hefter, Trinkflasche und Brotdose - unsere Kinder schleppen tagein, tagaus jede Menge Gewicht zur Schule und wieder nach Hause. Wie schwer darf der Ranzen aber eigentlich bloß sein? Credit: AdobeStock/ InputUX

Gefühlt wird der Ranzen der Kinder mit jedem Schultag schwerer. Aber wie schwer darf er eigentlich maximal sein? Diese Expertentipps helfen bei der Antwort.

Inhaltsverzeichnis

Bücher, Hefte, Wasserflasche und das Sportzeug – unsere Kinder tragen täglich Unmengen Material in die Schule und wieder mit nach Hause. Da ist es nicht verwunderlich, dass das Gewicht der Ranzen beinah an das Körpergewicht des Kindes reicht und das unter den Lasten ächzt und stöhnt.

Laut Schlaftabelle: Wann sollten Kinder schlafen?

Jedes Kind hat sein eigenes Schlafbedürfnis, das selbstverständlich auch vom Alter abhängt. Aber wann sollten Kinder mit fünf, sechs oder 12 Jahren denn idealerweise ins Bett?

Zieht sich das über viele Schuljahre hinweg, kann es zu Rückenproblemen, Kopfschmerzen und sogar Haltungsschäden führen. Aber wie sorgt man dafür, dass der Ranzen nicht die Gesundheit gefährdet und welches Gewicht dürfen die kleinen und großen Kinder überhaupt auf ihrem Rücken transportieren? Wir haben da ein paar Antworten.

Was darf der Schulranzen wiegen?

Tatsächlich ist es nicht gesetzlich geregelt, wie viel der Schulranzen eines Kindes wiegen darf. Zwar gab es eine sogenannte Schulranzen-Norm, die DIN 58124, welche empfahl, dass der Ranzen eines Kindes maximal zehn Prozent des Körpergewichts ausmachen sollte. Diese Norm war aber nicht von Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen, sondern von der kunststoffverarbeitenden Industrie festgesetzt worden. 2010 wurde die Norm wieder gestrichen.

Denn nach ihr dürfte ein 8-jähriges Kind, mit einer Größe von 130 cm und einem Gewicht von 30 Kilogramm, maximal drei Kilo auf dem Rücken tragen. Eltern lachen jetzt vermutlich schon, denn mit zwei bis drei Büchern, ein paar Heften, dem Mäppchen, der Brotdose und einer Trinkflasche ist man schnell über dem Maximalgewicht. Ein leerer Schulranzen wiegt oft schon ein Kilogramm.

Zudem stammen die Zahlen dieser Norm vermutlich aus einer Regelung des Militärs aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg. Mit der 10-Prozent-Regelung wollte man vermeiden, dass Soldaten zu schweres Gepäck über große Distanzen tragen und schnell ermüden.

Heute sind sich Wissenschaftler*innen uneins darüber, wie viel Gepäck Kindern auf dem Schulweg zugemutet werden kann und wann es zu viel wird.

Expert*innen uneins über Maximalgewicht?

Das Schulministerium NRW orientiert sich bei seiner Empfehlung weiterhin an der DIN 58124 und empfiehlt ein maximales Ranzengewicht von 12 Prozent des Körpergewichts. Nur so könne die Rückengesundheit von Kindern gesichert werden.

Das wäre, um am Beispiel des ca. 30 kg schweren Kindes zu bleiben, ein Ranzen-Maximalgewicht von 3,6 kg.

Kinderärzt*innen argumentieren wiederum vereinzelt, dass ein schwerer Ranzen nicht unbedingt schädlich ist – solange er korrekt getragen wird. Vielmehr würde er die Rumpf- und Bauchmuskulatur von Kindern stärken. Schließlich tragen sie den Rucksack nicht den ganzen Schultag über auf dem Rücken, sondern nur für die Wege zur bzw. von der Schule und innerhalb des Schulgebäudes, wenn sie einen Raum wechseln.

Schulranzenstudie weist konkretere Zahlen aus

Das Sportwissenschaftliche Institut der Universität des Saarlandes hat unter der Leitung von Prof. Dr. Georg Wydra bereits 2009 eine Schulranzenstudie durchgeführt. Dabei wurde beobachtet, wie stark Kinder durch unterschiedlich schwere Ranzen belastet werden und wie sich das Gewicht des Ranzens auf die Fitness der Kinder auswirkt.

Die Ergebnisse zeigten: „Bis zu einer Belastung von 20 Prozent des Körpergewichts kompensieren Kinder die zunehmende Belastung ohne erkennbare Schwierigkeiten, indem sie sich nach vorne neigen, die Schritte verlängern und in die Knie gehen.“

Ab einer Belastung von 30 Prozent des Körpergewichts jedoch können Kinder diese nicht mehr kompensieren, so zeigt es die Studie. Der Schulranzen könne, trägt man ihn über längere Zeit, dann Haltungsschäden, Rückenprobleme und andere gesundheitliche Folgen haben.

Ist der Ranzen ab und zu zu schwer, ist das laut Studie auch erstmal nicht problematisch. Eltern sollten aber darauf achten, dass sich das Kind nicht über Rückenschmerzen beklagt. Außerdem sollte der Schulweg in dem Fall nicht länger als einen Kilometer sein.

Auch interessant:

Wie findet man den richtigen Ranzen für jedes Alter?

Ausschlaggebend für eine gute Rückengesundheit bei Kindern ist nicht nur das Gewicht des Schulranzens, sondern auch der Ranzen selbst. Der sollte immer zur Körpergröße des Schülers passen und auch gewisse andere Kriterien erfüllen.

Für Grundschüler gibt es besonders ergonomisch geformte, leichte und sichere Ranzen. Die meisten Eltern sind dafür sensibilisiert und auch gewillt, ein paar Euro mehr auszugeben.

Aber besonders nach der Grundschulzeit nehmen die Schulmaterialien zu und der Platz, Bücher und Hefter in der Schule zu lassen, leider ab. Spinde sind Mangelware in den meisten Schulen. Der Tornister aus der Grundschulzeit wird oft auch aussortiert und ein coolerer Ranzen für den Schulwechsel muss her.

Aber auch da sollten Eltern darauf achten, die neue Schultasche nicht einzig nach Optik und Gefallen auswählen zu lassen. Ein optimaler Schulranzen, der dafür gedacht ist, mehr Gewicht zu transportieren, sollte:

  • optimal auf den Kinderrücken passen (am besten misst man, wie groß der Ranzen sein darf).
  • breite Gurte haben, damit sie nicht in die Schultern einschneiden und das Gewicht gut verteilen.
  • so getragen werden, dass er an den Schulterblättern anliegt und oberhalb des Gesäßes endet.
  • eine gute Rückenpolsterung haben.

Taschen, die nur einseitig getragen werden können, eignen sich nicht für die Schule.

Sind Schulranzen mit Rollen eine Alternative?

Ab und an kann man heute auch Schulkinder sehen, die ihren Ranzen nicht auf dem Rücken tragen, sondern hinter sich herziehen. Damit geht man zu viel Gewicht auf dem Rücken aus dem Weg. Ein gesunder Rücken ist so aber auch nicht garantiert.

Nutzt das Kind beispielsweise nur eine Hand, um den Ranzen hinter sich herzuziehen, kann das zu einer Überlastung der Seite führen. Auch mit einem Ranzen zum Ziehen kann das Kind also Rückenschmerzen bekommen.

Am besten erklärt man seinem Nachwuchs deshalb, dass er den Ranzen abwechselnd mit der linken und rechten Hand ziehen sollte.

Lesetipp: So wird Schule zum Erfolg: 7 Schritte, mit denen dein Kind das Lernen richtig lernt

Ranzen leichter machen: So geht’s!

Die meisten Kinder sind ziemlich faul und denken nicht daran, ihren Ranzen tagein tagaus neu zu packen. Aber genau das hilft gegen zu viel Gewicht. Deshalb sollten Eltern direkt zu Beginn der Schullaufbahn mit ihrem Kind üben, wie man die Schultasche richtig packt.

Dazu hat die Kinderkommission des Deutschen Bundestages ein Merkblatt erstellt. Sie gibt folgende Hinweise zum richtigen Packen:

  • Packe nur das ein, was wirklich mit muss (Pausenbrot, Getränk, Mäppchen, Bücher, Hefte).
  • Packe deinen Ranzen am Abend des Vortags und nur für die Fächer ein, die am nächsten Tag auf dem Stundenplan stehen.
  • Sprich dich mit deinem Banknachbarn ab und teilt zum Beispiel Bücher für den folgenden Tag auf.
  • Schwere Gewichte sollten nah am Rücken getragen werden und gehören am besten in das hinterste Fach der Schultasche.

Auch das richtige Tragen ist wichtig für einen gesunden Rücken. Eltern sollten darauf achten, dass der Ranzen immer auf beiden Schultern getragen wird. Außerdem sollte er eng am Rücken anliegen, das heißt, optimalerweise lässt er sich leicht verstellen. Ein zusätzlicher Gurt in Brusthöhe oder ein Beckengurt unterstützen den Rücken zusätzlich.

Auch seitens der Schule kann etwas dafür getan werden, die Schüler ein wenig zu entlasten. Zum einen kann der Verbleib von Materialien im Klassenraum organisiert werden. Auch ein vermehrter Gebrauch von Doppelstunden kann das mitzubringende Schulmaterial minimieren.