Urlaub mit Teenagern geht irgendwie, aber leicht ist anders. Die einen wollen ausschlafen, die anderen Abenteuer erleben. Die einen hängen am liebsten in der Ferienwohnung rum, die anderen wollen shoppen, flirten oder alleine losziehen. Und als Eltern? Versucht man, irgendwo zwischen Entspannung, Quality Time und Teenie-Drama die Nerven zu behalten.
Ich habe selbst zwei Kinder und beide sind mittlerweile in der Pubertät und im Teenageralter. Ich weiß also leider genau, wie schnell der Familienurlaub zur Zerreißprobe werden kann. Aber: Ich weiß auch, dass er gelingen kann.
Warum Teenager oft keine Lust mehr auf Familienurlaub haben
Teenager sind keine Kinder mehr. Sie wollen ernst genommen und gehört werden und selbstständig sein. Und zwar auch im Urlaub. Allerdings steht das oft im Kontrast zu unserer Vorstellung von Familienurlaub. Wir erhoffen uns entspannte Familienzeit. Genau das bedeutet für viele Jugendliche aber weniger Freiheit, mehr Regeln und irgendwie auch Zwang zur Nähe. Und das in einer Phase, in der sie sich eigentlich abgrenzen wollen.
Hinzu kommt: Die Interessen von Teenagern und Eltern liegen oft meilenweit auseinander. Während wir Erwachsenen gerne mal wandern, Kultur erleben oder an einem ruhigen Strand entspannen, ist für viele Teenager genau das der Inbegriff von Langeweile.
Wer monatelang auf einen Trip mit Freund*innen, den ersten Festivalbesuch oder einfach freie Zeit zu Hause ohne elterliche Aufsicht hingefiebert hat, wird verständlicherweise wenig begeistert sein, wenn dann doch wieder der Klassiker „zwei Wochen Toskana mit Mama und Papa“ auf dem Programm steht. Das heißt aber nicht, dass Familienurlaub mit Teenagern gar keine Option mehr ist.
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Was ein Familienurlaub mit Teenagern braucht, damit er (für alle) funktioniert
Der Schlüssel liegt in zwei Dingen: Mitbestimmung und Freiräume. Wer seinen Teenagern das Gefühl gibt, ernst genommen zu werden, hat gute Chancen, dass sie sich auch wirklich auf die gemeinsame Zeit einlassen und im besten Fall sogar Spaß daran haben.
Ein paar Dinge, die aus meiner Erfahrung wirklich helfen:
1. Mitreden lassen – von Anfang an
Der Familienurlaub sollte nicht einfach beschlossen und verkündet werden. Frag dein Kind, worauf es Lust hat und nimm die Antwort ernst. Vielleicht ist es der Städtetrip nach London, vielleicht auch der Surfkurs in Portugal oder ein Campingplatz mit WLAN und Jugendlichen im gleichen Alter. Wichtig ist: Die Bedürfnisse aller Familienmitglieder werden gehört und fließen in die Entscheidung mit ein.
Tipp aus der Praxis: Stell eine Auswahl zusammen, die für euch als Eltern infrage kommt und lass dann dein Kind mitentscheiden. So bleibt der Rahmen überschaubar, dein Kind hat aber dennoch ein echtes Mitspracherecht.
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2. Kein 24/7-Familienprogramm
Zu viel Nähe kann einen Teenager schnell nerven. Rückzugsorte sind also auch, oder vielleicht sogar gerade im Urlaub wichtig. Eine Unterkunft, in der jeder mal für sich sein kann, ist da wirklich Gold wert. Ebenso wichtig: Tage, an denen nicht alles durchgetaktet ist.
Plane deshalb gezielt Zeiten ein, in denen dein Kind einfach das machen kann, worauf es Lust hat. Ja, auch wenn das bedeutet, dass es den halben Tag im Bett liegt oder TikToks schaut. Urlaub ist schließlich für alle da.
3. Aktivitäten, die verbinden (aber nicht nerven)
Auch mit Teenager gibt es sie noch, die magischen Momente im Familienurlaub: beim Sonnenuntergang am Strand, beim gemeinsamen Paddeln im Kanu oder abends beim Brettspiel. Jedoch lassen sich diese Momente nicht erzwingen. Deshalb mein Rat: Macht eurem oder euren Teenagern das Angebot, zwingt es ihnen aber nicht auf. Nutzt stattdessen die Zeit mit eurem oder eurer Liebsten für ein paar Momente Zweisamkeit.
Am besten funktionieren Aktivitäten, die etwas Action bieten, ohne kindlich zu wirken. Besucht zum Beispiel einen Escape-Room oder Kletterpark, leiht euch Stand-up-Paddles aus, besucht ein Streetfood-Festival oder macht zusammen eine Mountainbike-Tour. Wichtig ist, dass sich niemand dazu verpflichtet fühlt, teilzunehmen und dass auch mal ein Abend im Ferienhaus mit Pizza und Film völlig okay ist.
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Wohin mit Teenagern? Reiseziele, die wirklich funktionieren
Es gibt sie, die Urlaubsorte, an denen Teenager nicht sofort Reißaus nehmen wollen. Je nach Typ und Interessen bieten sich ganz unterschiedliche Möglichkeiten an:
Aktivurlaub in den Bergen: Wandern ist nicht gleich Wandern. Mit der richtigen Route (z. B. Klettersteig, Canyoning, Rafting) kann auch das für Abenteuerlustige spannend werden.
Städtetrips mit Programm: Street-Art Touren in Berlin, Musik und Mode in London, Vintage-Märkte in Kopenhagen – für kulturinteressierte Jugendliche oft spannender als gedacht.
Camping oder Glamping: Freiheitsgefühl, eigene Zelte oder kleine Hütten, viele Gleichaltrige – der perfekte Mix aus Abenteuer und Selbstständigkeit.
Strandurlaub mit Freizeitangeboten: Surfkurse, Beachvolleyball, coole Cafés – Hauptsache, es gibt Orte, an denen dein Teenager auf Gleichaltrige trifft.
Roadtrip statt Pauschalreise: Flexibel, abwechslungsreich, weniger Langeweile – ideal für Familien, die gerne unterwegs sind.
Wichtig für den gelungenen Urlaub mit pubertierendem Kind ist nicht nur das Ziel, sondern auch die Art der Reise. Teenager schätzen Individualität, das Gefühl, dass nicht jedes Detail durchgeplant ist.
Wie viel Mitbestimmung ist sinnvoll – und wo sind Grenzen?
Teenager sollten bei der Urlaubsplanung unbedingt mitreden dürfen. Aber sie sollten nicht alleine entscheiden. Familienurlaub bedeutet, dass alle Bedürfnisse zählen. Es geht nicht darum, dem Kind alles recht zu machen, sondern einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen, der für alle funktioniert.
Konkret heißt das: Lass dein Kind Wünsche äußern, such nach Kompromissen, aber halte an Grundregeln fest, wie etwa beim Budget, bei der Reisedauer oder wenn es um Sicherheit geht.
Hilfreich kann es auch sein, Verantwortungsbereiche abzugeben. Lass dein Teenagerkind die Anreise mitorganisieren, das Ferienhaus mit aussuchen oder sich selbst um den Tagesplan kümmern. Das stärkt das Gefühl, ernst genommen zu werden und entlastet dich sogar nebenbei.
Was, wenn der Teenie gar nicht mit will? Alleine zu Hause lassen?
Spätestens wenn die Kinder 14, 15 oder 16 Jahre alt sind, taucht in vielen Familien eine brisante Frage auf: Muss mein Kind noch mit in den Familienurlaub oder darf es auch zu Hause bleiben?
Rechtlich gesehen dürfen Jugendliche ab 14 Jahren grundsätzlich auch mal alleine zu Hause bleiben. Wie lange, hängt stark vom Kind ab. Die wichtigsten Fragen, die du dir stellen solltest:
- Ist mein Kind verantwortungsbewusst genug?
- Gibt es eine Vertrauensperson in der Nähe (z. B. Großeltern, Nachbarn, Freunde der Familie)?
- Ist klar geregelt, was erlaubt ist und was nicht (Stichwort Partys, Alkohol, Gäste)?
- Gibt es einen Notfallplan?
Viele Expert*innen empfehlen: Ein paar Tage alleine zu Hause sind okay, vor allem, wenn das Kind gut vorbereitet ist und ihr regelmäßig in Kontakt bleibt. Eine ganze Woche oder mehr ist dann okay, wenn du deinem Teenager voll und ganz vertraust und wenn im Zweifel jemand schnell eingreifen könnte.
Alternativen, die ich aus unserer eigenen Erfahrung empfehlen kann:
- Ferien mit Freund*innen: Jugendfreizeiten, Zeltlager, Sprachreisen oder einfach Urlaub mit einer befreundeten Familie können eine gute Lösung sein.
- Geteilter Urlaub: Eine Woche Familienurlaub, eine Woche zu Hause – mit Betreuung durch Verwandte oder Bekannte.
- Flexible Lösungen: Vielleicht fährt ein Elternteil früher zurück, vielleicht hängt das Kind eine eigene Reise an.
Wichtig ist: Es sollte keine Strafe sein, wenn dein Teenager nicht mitwill. Und keine Belohnung, wenn er oder sie zu Hause bleiben darf. Sondern eine Entscheidung, die ihr gemeinsam verantwortungsvoll trefft.
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