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Erziehung: Warum es ein gutes Zeichen ist, wenn du an dir als Mama zweifelst

Nahaufnahme von Mutter und Tochter. Die Mutter umarmt ihre Tochter von hinten und legt ihren Kopf auf die Schulter der Tochter.
© Getty Images/ EMS-FORSTER-PRODUCTIONS

Warum Eltern ständig denken, sie machen alles falsch

Und warum Selbstzweifel eigentlich ein Anzeichen für gute Eltern sind.

Gute Eltern machen Fehler und das macht sie stark. Lies, warum du dir nicht zu viele Sorgen machen musst und die, die du dir machst, ein gutes Zeichen sind.

Ist man überhaupt Elternteil, wenn man sich nicht mindestens dreimal die Woche fragt, was man eigentlich falsch macht? Da ist das nicht richtig geschnittene Frühstücksbrot beim Kindergartenkind, die aus Grundschülersicht unmögliche Bitte, eine Jacke anzuziehen oder die Frage nach einer helfenden Hand beim Teenie. Drei normale Situationen, die jedoch in Tränen, Wut und Geschrei enden können. Und man fragt sich unweigerlich: Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?

Aber warum eigentlich? Warum quälen wir uns so oft mit Selbstzweifeln? Und was steckt wirklich dahinter?

Warum wir Eltern uns heute so oft hinterfragen

Noch nie zuvor hatten Eltern so viele Informationen zur Verfügung wie wir heute. Es gibt Podcasts, Bücher, Onlinekurse, Instagram-Coaches, Newsletter und Foren. Und jeder weiß es irgendwie besser: „Du musst bindungsorientiert erziehen, aber auch Grenzen setzen!“ „Lass dein Kind selbst entscheiden, aber sei klar in deiner Haltung!“, „Vermeide Belohnungen, aber lobe bitte richtig!“

Der Erziehungsratgeber-Dschungel ist dicht und mit jedem neuen Impuls wächst das Gefühl: Ich mache zu wenig. Oder das Falsche.

Hinzu kommt: Unsere Gesellschaft hat sich verändert. In früheren Generationen galten bestimmte Erziehungsprinzipien als gesetzt. Kinder hatten zu gehorchen, Punkt. Heute dürfen und sollen Kinder mitreden, sich entfalten, eigenständig denken. Und das ist absolut richtig so. Aber genau das kann Eltern verunsichern. Denn klare Regeln, feste Autoritäten und starre Rollenbilder sind passé. Und was bleibt, ist diese Unsicherheit: Mache ich es richtig?

Lesetipp: 11 Dinge, die früher normal waren und heute undenkbar sind

Woran erkennt man „gute“ Eltern?

Auch wenn man oft an sich zweifelt, vieles machen viele Eltern heute richtig. Und deshalb gibt es sie, die guten Eltern. Erkennen kann man sie an ihren Kindern und an ihrer Beziehung zu ihnen. Das heißt keinesfalls, dass gute Eltern sich nie mit den Kindern streiten und immer alles richtig machen. Sondern, dass sie eine emotionale Verbindung zu ihren Kindern und die Kinder zu ihnen haben.

Gute Eltern sind verlässlich, spenden Trost und geben ihren Kindern Sicherheit. Sie können Fehler zugeben, Verantwortung übernehmen und sind immer da, wenn es brennt. Kurzum, gute Eltern sind nicht perfekt, sondern echt.

Und genau deshalb sind Selbstzweifel kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil. Sie zeigen, dass einem das Mutter- oder Vatersein verdammt wichtig ist.

Warum sind besonders Mütter so hart zu sich selbst

Ja, auch manche Väter (nicht alle 😬), aber dazu kommen wir gleich.

Besonders Mütter stehen unter enormem Druck, beruflich erfolgreich, körperlich fit, mental stabil, emotional präsent und erzieherisch souverän zu sein. Alles gleichzeitig, versteht sich. Gefüttert wird dieses Bild heute vornehmlich durch Social Media. Da sieht man nämlich allzu gerne perfekt eingerichtete Kinderzimmer, frisch gebackene Dinkelkekse und lächelnde Mütter beim Familienyoga.

Und dann schaut man auf sein eigenes Leben. Da herrscht das ganze Gegenteil. Unaufgeräumte Kinder- und Jugendzimmer, vergessene Termine, wieder nur das Fertigessen und ausreichend geschlafen hat hier keiner mehr seit 2010. Da ist es doch kein Wunder, dass man sich fragt, was man falsch macht. Denn bei anderen funktioniert es doch auch.

Und ja, so langsam spürt der eine oder andere Vater auch die gewachsenen Erwartungen an Väter. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, Väter sollen natürlich und selbstverständlich alles machen, was auch Mama macht. Sie sollen präsent, empathisch und gleichberechtigt sein. Aber es fehlt auch bei ihnen oft an den gesellschaftlichen Strukturen, das selbstverständlich umsetzen zu können. Und dadurch entsteht eben auch Druck.

Woher stammen die Selbstzweifel?

Ich sag’s nicht gerne, aber viele unserer Selbstzweifel haben mit uns selbst zu tun und damit, wie wir erzogen wurden. Wer ständig zu ‚laut‘, zu ‚geschwätzig‘, ‚zu viel‘ war als Kind (oder auch das genaue Gegenteil, nämlich zu leise, ruhig und unauffällig), hat auch heute noch Angst, nicht dazuzugehören, oder zu genügen. Auch als Mama (und ja, auch als Papa). Und dann ist da eben der Blick zur Nachbarin, Freundin oder der Influencerin und bei denen sieht alles so leicht aus.

Deshalb hier ein und für alle Mal: Wer sich gerne selbst unter Druck setzt, bloß alles richtigzumachen, sollte besonders darauf achten, mehr bei sich zu bleiben und sich mit sich zu beschäftigen. Und vielleicht auch einfach mal aussprechen, was man da im Innern zu sich selbst sagt, und äußern, welche Zweifel einen da gerade befallen. Würde man die genau so einer Freundin gegenüber äußern? Nein? Dann weg damit!

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