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Ist der Arbeitgeber verpflichtet, Bildungsurlaub zu gewähren?

Wer bekommt Bildungsurlaub?
Wer bekommt Bildungsurlaub? Credit: AdobeStock

Urlaub nehmen, um etwas Neues zu lernen? Das geht mit dem Bildungsurlaub. Wir verraten euch alles Wichtige rund um das Thema.

Inhaltsverzeichnis

Habt ihr schonmal Bildungsurlaub beantragt? Einige von euch werden jetzt bestimmt mit „Nein“ antworten. Denn viele haben das Angebot gar nicht auf dem Schirm. Dabei ist Bildungsurlaub sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Arbeitgeber*innen eine wirklich tolle Sache!

Aber wer hat eigentlich Anspruch auf Bildungsurlaub? Und was gibt es dabei zu beachten? Wir klären auf.

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Was ist Bildungsurlaub?

Bildungsurlaub ist eine Sonderform des Urlaubs, der dazu dient, sich allgemein, beruflich oder politisch weiterzubilden. Er wird auch „Bildungsfreistellung“ oder „Bildungszeit“ genannt, um ihn klar vom Erholungsurlaub zu unterscheiden.

Übrigens: Ursprünglich sollte der Bildungsurlaub ein Bundesgesetz werden. Das Kabinett konnte sich allerdings nicht einigen und so ist das Programm nun Ländersache.

Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub?

Kann jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin Bildungsurlaub fordern? Das kommt auf das Bundesland an. Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) müssen die Arbeitgeber in 14 der 16 Bundesländer ihren Angestellten Bildungsurlaub gewähren.

Ausnahme sind Bayern und Sachsen.

Berechtigte Angestellte haben einen gesetzlichen Anspruch auf die bezahlte Bildungszeit, zusätzlich zu ihrem regulären Urlaub. Das heißt: Es dürfen keine Urlaubstage dafür gekürzt werden.

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Welche Voraussetzungen gibt es?

Ein paar Voraussetzungen gibt es, wenn es um den Sonderurlaub geht:

  • So kann die Größe des Betriebs eine Rolle spielen. Anspruch auf Bildungsurlaub besteht in Betrieben ab 10 oder 20 Angestellten.

  • Auch die Dauer deiner Betriebszugehörigkeit ist wichtig. Sie muss mindestens 6 Monate betragen.

  • Zudem muss der Kurs, für den du dich interessierst, in dem Bundesland, in dem du arbeitest, anerkannt sein. Dein Wohnort ist dabei egal.

All diese Fragen sind auf Länderebene geregelt. Informiere dich also am besten zusätzlich für deinen individuellen Fall.

Wie viel Bildungsurlaub bekommt man?

Die Beschäftigten der 14 Bundesländer, in denen ein gesetzlicher Anspruch für Bildungsfreistellung besteht, können bei einer Vollzeit-Tätigkeit im Schnitt 5 Tage Bildungsurlaub pro Jahr beantragen.

Auch hier gibt es aber länderabhängige Vorgaben. In Berlin sind etwa auch 10 Tage in zwei Jahren möglich, im Saarland sechs Tage pro Jahr, von denen aber nur drei voll bezahlt werden.

Welche Kurse kann ich belegen?

Der Inhalt der Weiterbildung muss nicht direkt mit deiner beruflichen Tätigkeit in Zusammenhang stehen. Möchtest du also einen Sprachkurs belegen oder dich politisch weiterbilden, dann kannst du das meist tun.

In der Regel hat der Arbeitgeber auch kein Veto-Recht. Jedoch gibt es Ausnahmen. In Nordrhein-Westfalen und Berlin „darf der Arbeitgeber – zumindest bei der beruflichen Bildung ein Wort mitreden“, so Ines Böschen vom DGB-Bildungswerk.

Auch sind nicht alle Kurse als Bildungsurlaub anerkannt. Das erfährst du dann, wenn du dich über die einzelnen Angebote informierst. Die Anbieter senden in der Regel Unterlagen für die Beantragung des Bildungsurlaubs mit.

Wo findet man Kurse für Bildungsurlaub? Schau bei den Bildungsträgern deines Bundeslandes, der Volkshochschule oder deiner Gewerkschaft nach. Auch auf Online-Plattformen wie bildungsurlauber.de oder bildungsurlaub.de findest du Angebote.

Wer kommt für die Kosten auf?

Das Gehalt wird während des Bildungsurlaubs weiter gezahlt, so als hättest du normalen Erholungsurlaub. Alle anderen Kosten, wie Kursgebühren, Fahrtgeld oder Materialien, liegen aber bei dir.

Tipp: Manchmal gibt es einen Zuschuss vom Land. Und auch manche Arbeitgeber beteiligen sich an den Unkosten. Einfach mal nachfragen!

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Wie beantrage ich den Urlaub?

Wie geht man nun aber vor, wenn man Bildungsurlaub beantragen will? Es ist im Prinzip ganz einfach:

1. Informiere dich über den Anspruch für Bildungsurlaub. Am besten wirfst du dafür einen Blick auf die Informationsseite deines Bundeslands, denn es bestehen durchaus Unterschiede.

2. Suche ein passendes Seminar für deinen Bildungsurlaub aus. Der Anbieter wird dir dann Informationen und Unterlagen rund um den Kurs und die Beantragung deines Bildungsurlaubs zuschicken.

3. Beantrage deine Bildungszeit so früh wie möglich, mindestens jedoch sechs bis neun Wochen vorher. Sonst kann dein Arbeitgeber den Urlaub verwehren. Und auch betriebliche Notwendigkeiten, z. B. drohende Unterbelegung, kann dir einen Strich durch die Rechnung machen.

Gut zu wissen: Wird dein Bildungsurlaub abgelehnt, muss dein Unternehmen dir die Freistellung zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen – etwa im nächsten Jahr.