„Über Geld spricht man nicht“ — So lautet der weit verbreitete Satz, wenn es um Gehälter geht. Für viele ist es daher noch immer ein absolutes Tabu, über ihr Gehalt zu sprechen. Dennoch überwiegt bei einigen nicht selten die Neugierde. Immerhin will man doch wissen, ob man im Vergleich zu Freund*innen mehr oder weniger verdient.
Vor allem im Vergleich mit Kolleg*innen, die eine vergleichbare Tätigkeit ausüben, will man natürlich wissen, ob man fair bezahlt wird. Aber warum auch nicht über Gehalt sprechen, schließlich kann einem das doch niemand verbieten, oder?
Häufig sind in Arbeitsverträgen Klauseln zu finden, die einem verbieten, mit Kolleg*innen über Gehalt zu sprechen. Aber sind diese Klauseln wirklich rechtens und darf ich überhaupt mit irgendwem über mein Gehalt sprechen? Wir klären auf!
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Arbeitgeber darf einem nicht verbieten, über Gehalt zu sprechen
Was viele wohl überraschen wird: Nein, der Arbeitnehmer kann mir nicht verbieten, mit Kolleg*innen über das eigene Gehalt zu sprechen. Laut eines Urteils des Landesarbeitsgerichts Mecklenburg-Vorpommern ist ein Verbot, über das Gehalt zu sprechen, nicht rechtens.
Darum ist es ein Verbot, mit Kolleg*innen über Gehalt zu sprechen, nicht rechtens
Der Grund: Mitarbeiter*innen haben keine andere Möglichkeit, um herauszufinden, ob sie fair bezahlt werden. 2017 trat das Entgelttransparenzgesetz in Kraft, das Arbeitgeber nun sogar verpflichtet, Arbeitnehmer über die Gehalts- und Lohnstrukturen im Unternehmen aufzuklären.
Das Gesetz soll auch dafür sorgen, die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen zu fördern. Laut dem „Statistischen Bundesamt“ haben Frauen pro Stunde durchschnittlich 18 % weniger verdient als ihre männlichen Kollegen. Transparenz bei Gehältern kann also auch zur Gleichberechtigung beitragen.
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Darf ich mit Kollegen über mein Gehalt sprechen?
Somit sollen Arbeitnehmer*innen einen transparenten Überblick darüber bekommen, wie sich die Gehälter im Unternehmen zusammensetzen. Und wie viel Männer und Frauen mit einer vergleichbaren Tätigkeit verdienen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich das Gehalt eines bestimmten Kollegen oder einer Kollegin erfragen kann.
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Über Gehalt sprechen ist in diesen Fällen verboten
Doch es gibt Ausnahmen, in denen ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter dazu verpflichten kann, nicht über ihr Gehalt zu sprechen. Das ist der Fall, wenn die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährdet werden könnte, wenn Mitarbeiter über ihr Gehalt sprechen, wie der „Spiegel“ berichtet.
Doch es gibt auch Berufsgruppen, die nicht über das Gehalt von Kolleginnen und Kollegen sprechen dürfen. Dazu gehören zum Beispiel Personaler. Wegen des Datenschutzes müssen sie Verschwiegenheit über die Gehälter im Unternehmen bewahren. Andernfalls müssen sie mit Konsequenzen rechnen.