Veröffentlicht inJob & Geld, Job & Karriere

Laut Steuer-Expertin: Hier werden Frauen benachteiligt

Frau mit einem Kleinkind sitzt am Tisch und sieht sich ein Dokument an.
Was muss sich aus Steuersicht ändern, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen? Credit: Adobe Stock

Um mehr finanzielle Gerechtigkeit für Frauen zu schaffen, muss sich laut einer Expertin auch aus Steuersicht einiges ändern.

Der Kampf um finanzielle Gerechtigkeit für Frauen ist noch lange nicht beendet. Das beweist die Gender Pay Gap, die laut Statistischem Bundesamt in Deutschland bei 18 % liegt. Zwar handelt es sich hierbei um den nicht bereinigten Wert, dennoch liegt auch die bereinigte Gender Pay Gap 2023 voraussichtlich bei 6 %.

Das bedeutet, eine Frau verdient bei gleicher Qualifikation, Erwerbsbiografie und Tätigkeit im Schnitt sechs Prozent weniger als ein Mann.

Eines steht also fest: Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen muss geschlossen werden. Um das zu erreichen, muss sich noch einiges ändern. Wir haben uns dazu die Steuerlandschaft in Deutschland einmal näher angesehen und uns Tipps von Steuerexpertin Juliane Kutzke von Taxfix* eingeholt.

Denn gerade im Bereich der Steuern gäbe es viele Möglichkeiten, so die Expertin, um Frauen finanziell zu entlasten und so das Gehaltsdefizit einzudämmen.

Auch lesen: Altersvorsorge: 5 Tipps, um den Gender Pension Gap zu verringern

#1 Mehr Anerkennung von Care-Arbeit

Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und familiäre Unterstützung im Alltag – all das und noch mehr fällt unter die Care-Arbeit, die vor allem Frauen übernehmen. Das Problem ist jedoch, dass Frauen für die geleistete Care-Arbeit keine Vergütung erhalten. Erschwerend hinzu kommt, dass viele beruflich kürzertreten müssen, um Arbeit, Pflege und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Zahlen von Taxfix belegen, dass 49 % der Frauen in Teilzeit arbeiten, während es bei den Männern nur 13 % sind. Was Müttern an dieser Stelle laut Expertin helfen würde, wäre eine vollständige steuerliche Anerkennung von Kinderbetreuungskosten.

#2 Abschaffung der Pink Taxes

Hast du dich schon mal gefragt, warum du mehr für ein Duschgel, einen Friseurbesuch oder einen Rasierer zahlst als dein Freund? Schuld sind die sogenannten „Pink Taxes“, zu Deutsch: Pinke Steuern. Damit ist der Mehrpreis gemeint, den Frauen im Vergleich zu Männern für identische Produkte zahlen müssen.

So kann nur der Zusatz „Für Frauen“ auf einem Produkt schon dafür sorgen, dass der Preis höher ist als bei Produkten, die speziell für Männer beworben werden. Nur eine Abschaffung der „Pink Taxes“ wäre gerecht, da es oftmals keinen gerechtfertigten Grund für den Mehrpreis von Frauenprodukten im Vergleich zu Männerprodukten gibt.

Auch lesen: Alltagssexismus: Hört auf, euch über alles, was Frauen mögen, lustig zu machen

#3 Abschaffung des Ehegattensplittings

Das Ehegattensplitting ist laut der Expertin ebenfalls ein Treiber der fehlenden Gleichberechtigung. Verdient einer der beiden Eheleute deutlich weniger, ist ein Wechsel in Steuerklasse drei und fünf für viele attraktiv. Der oder die weniger verdienende Partner*in wechselt dabei in Steuerklasse fünf, während der Besserverdiener in Steuerklasse drei geht, in der weniger Steuern anfallen.

Da Frauen wesentlich häufiger weniger verdienen als Männer, sind sie auch häufiger in Steuerklasse fünf. Hier bleibt aber deutlich weniger Netto vom Brutto. Außerdem hat das für Frauen den Nachteil, dass sie weniger Rentenpunkte sammeln und weniger Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld erhalten.

Eine Abschaffung des Ehegattensplittings könnte diese Ungerechtigkeit verhindern.

Lesetipp: Trotz Vollzeit: Jeder dritten Frau droht Rente unter 1000 Euro

#4 Finanzielle Chancen für Alleinerziehende

In Bezug auf geschlechterspezifische Ungleichheit gehören vor allem Alleinerziehende zu den größten Leidtragenden. Denn sie sind laut Redaktionsnetzwerk Deutschland mit 42,9 Prozent am stärksten von Armut bedroht. Laut Taxfix sind 82 % der Alleinerziehenden Frauen.

Lest auch: Laut Studie: Mehrheit der jungen Frauen fürchtet Altersarmut

Was ihnen laut der Expertin helfen kann, sind finanzielle Entlastungen. Dafür müssten unter anderem Anrechnungen auf bestimmte Leistungen wegfallen. Zum Beispiel sollte das Kindergeld nicht mehr auf den staatlichen Unterhaltsvorschuss angerechnet werden.

* Taxfix ist eine in Europa führende mobile Steuerplattform. Insgesamt konnten Nutzer*innen mithilfe von Taxfix bereits mehr als drei Milliarden Euro an Steuerrückerstattungen erlangen.