Ich habe irgendwann mal einen Artikel darüber gelesen, dass Männer nach einer Trennung dazu tendieren, sich schnell mit jemand Neuem zu trösten und ihre Trauer damit erstmal zu verdrängen suchen (Mehr dazu lest ihr hier: Herzlose Wesen? Wenn Männer (zu) schnell eine Neue haben). Aber ich fand es wenig fair, das so zu pauschalisieren. Und wer nur ein paar Männer in seinem Freundeskreis hat, wird wissen: Männer können sehr wohl genauso unter einem gebrochenen Herzen leiden, wie Frauen auch.
Aber leiden Frauen deshalb auf gleiche Art und Weise wie Männer unter Liebeskummer? Ist das wirklich komplett identisch oder gibt es nicht eben doch Unterschiede? Ein Grund, das Thema wirklich mal genauer unter die Lupe nehmen. Denn wie Männer und Frauen unter Liebeskummer leiden, ist super interessant.
Zum Glück gibt es etliche Studien, die zeigen: Das Klischee vom eiskalten Mann, der schnell eine Neue hat und Null leidet, gehört in die Tonne gekloppt. Zum einen, weil Klischees nun mal veraltete Rollenbilder widerspiegeln, die mit der Realität so wenig zu tun haben, wie die meisten Bilder auf Dating-Portalen mit dem realen Aussehen. Zum anderen, weil die Forschung und Umfragen ein paar spannende Ergebnisse zum Thema zu bieten hat.
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Studie zeigt: Männer sprechen sehr viel über Gefühle und Probleme
Eine Elitepartner-Studie zeigte, dass Liebeskummer durchschnittlich 12,4 Monate anhält – egal, ob Mann oder Frau oder wie auch immer man sich identifiziert. Eine Umfrage von Statista zeigt ebenfalls nur einen geringfügigen Unterschied zwischen den Geschlechtern in Sachen Liebeskummer. Während Frauen 12,8 Monate einer alten Liebe nachtrauern, tun das Männer „nur“ 11,9 Monate.
Klappt also schon mal nicht, mit dem gefühlskalten Mann, der die Ex eiskalt austauscht. Diese These stützt auch eine Studie von Forschenden der britischen Lancaster-Universität.
Hierfür untersuchten die Wissenschaftler die Posts von rund 184.000 Männern und Frauen in einem anonymen Onlineforum. In den Threads ging es um Trennung, Liebeskummer und Schwierigkeiten in der Beziehung.
Die Forschenden hatten sich bewusst dazu entschieden, in einem anonymen Forum zu recherchieren. Aus folgendem Grund: Oftmals erhalten wir Einblicke in partnerschaftliche Probleme durch Menschen, die sich für eine Paartherapie entscheiden.
Es ist jedoch nur eine kleine Gruppe von Paaren, die sich für diesen speziellen Weg entscheidet. Die wenigsten Menschen machen eine Paartherapie. Die breite Masse findet sich hier nicht und somit würde sie durch das Untersuchungsraster fallen.
Anders in einem Forum. Hier finden sich die unterschiedlichsten User*innen. Den Leitern der Studie war genau das wichtig: Unter welchen Problemen leidet die Allgemeinheit am häufigsten und wer hat hier die meisten Schwierigkeiten Liebeskummer zu verarbeiten?
Männer kommunizieren anders über ihren Kummer
Die spannende Erkenntnis, die die Wissenschaftler*innen anhand der Foreneinträge machten: Frauen und Männern nehmen Beziehungsprobleme unterschiedlich wahr und kommunizieren darüber auch anders.
Aber anders als gedacht: Es zeigte sich nämlich, dass Männer Beziehungsprobleme deutlich häufiger thematisierten und in den Threads vermehrt Wortcluster rund um „gebrochenes Herz“, „Bereuen“, „Trennung“ und „Weinen“ zu finden waren. Männer schrieben also häufiger über ihren Liebeskummer, was letztlich deutlich macht, dass sie emotional mindestens so betroffen sind wie Frauen auch.
Ein möglicher Grund hierfür mag sein, dass Männer im Forum anonym diskutieren konnten. Die (leider immer noch existierende) Stigmatisierung von Jungs und Männern, sich nicht hilflos und schwach zeigen zu dürfen, entfällt hier.
Und das würde zeigen, dass Männer, wenn sie sich ungefiltert und ohne soziale Erwartungen und Einflüsse äußern können, sehr wohl leiden und auch das Bedürfnis haben, ihren Kummer zu verarbeiten und verstehen zu wollen.
Laut dieser Studie gibt es zwar Unterschiede zu leiden, aber keinen explizit weiblichen und keinen männlichen Liebeskummer. Vor allem aber: Es gibt kein besser oder schlechter. Und das ist vielleicht die wichtigste Message der Studie.
Diese Studie sollte zum Nachdenken anregen, und dazu, nicht vorschnell zu urteilen. Natürlich kann man nicht ein ganzes Geschlecht über einen Kamm scheren und jeder von uns ist auch ein Individuum und besitzt seine ganz besonderen Eigenheiten.
Seht diesen Artikel deshalb nicht als Faktenaufzählung und „genau so ist es“, sondern als Anreiz, die eigene Meinung zu hinterfragen, Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen und den Diskussionsspielraum zu erweitern.