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Gehen oder bleiben: Was tun, wenn man Kinder möchte, der andere aber nicht?

Was tun, wenn der oder die Partner*in keinen Kinderwunsch hegt, man selbst aber schon? Gehen oder bleiben?
Was tun, wenn der oder die Partner*in keinen Kinderwunsch hegt, man selbst aber schon? Gehen oder bleiben? Credit: GettyImages

Wenn in einer Beziehung einer von beiden Kinder bekommen will, der andere aber nicht, stehen die Zeichen auf Sturm. Was soll man tun, wenn man sich liebt, in der Kinderfrage aber so ganz anders denkt? Sich trennen oder auf seine Ziele verzichten?

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Gehen oder bleiben: Was tun, wenn man Kinder möchte, der andere aber nicht?

Will man selbst unbedingt Nachwuchs, der Partner oder die Partnerin ist jedoch strikt dagegen, dann steht man vor einer unüberwindbaren Problematik. Vor allem als Frau. Denn haben Männer fast unbegrenzt Zeit, über die Kinderfrage nachzudenken, ist für uns Frauen mit den Wechseljahren Schluss. Wir haben also nur ein begrenztes Zeitfenster, in dem wir uns für oder gegen Kinder entscheiden können.

Einer von beiden will keine Kinder – und nun?

Was also, wenn der eigene Partner oder die Partnerin sagt, dass kein Kinderwunsch besteht? Ist es eine Momentaufnahme und kann man hoffen, dass sich der andere das Ganze doch noch mal überlegt? Oder ist man hier an einem Punkt, an dem man sich als Frau entscheiden muss: Ist die Liebe so groß, dass ich auf meinen Kinderwunsch verzichten würde oder ist mir der eigene Nachwuchs wichtiger als der Mensch, den ich liebe?

Ich kenne Frauen, die sich, als sie gemerkt haben, dass der Partner es ernst meint und wirklich niemals Kinder möchte, getrennt haben. Einfach, weil sie Kinder bekommen wollen und sich diesen Herzenswunsch für nichts und niemanden nehmen lassen würden.

Ich kenne aber auch Frauen, die trotz ihres innigen Wunsches nach einem Baby bei ihrem Partner geblieben sind und hingenommen haben, dass er seinen Willen, kein Kind zu wollen, durchsetzt. In beiden Fällen haben die Frauen sehr mit sich gehadert. Und in beiden Fällen war es eine extrem schwierige und schmerzliche Entscheidung.

(Und ja, es gibt auch den umgekehrten Fall, dass der Mann sich Kinder wünscht, die Frau hingegen nicht. Aber hier entfällt eben der zeitliche Druck aufgrund der Wechseljahre. Ein Mann kann sich Zeit lassen und noch später, mit 45, 50 oder 55, eine Familie gründen. Die Frau nicht.)

Gilt das „Nein“ dem Kind oder mir, als Partnerin?

Letztlich stellt man sich als Frau auch die Frage: Wie lange kann ich sein „Nein“ hinnehmen und auf einen Sinneswandel hoffen? Wie lange bin ich also noch in der Lage, schwanger zu werden? Und gesetzt den Fall, der Mensch an deiner Seite ändert seine Meinung später: Liegt es vielleicht daran, dass er lediglich mit DIR keine Kinder möchte? Ist sein „Nein“ nicht eher eine Entscheidung gegen dich als gegen Kinder an sich? Auch das liegt natürlich in der Luft, wenn der andere so gar keine Anstalten macht, eine Familie zu gründen.

Dabei ist der Kinderwunsch bei Männern durchaus stark: Laut einer Studie der Universität Bremen möchten ganze 90 Prozent der Männer Kinder bekommen, und zwar bis sie 35 Jahre alt sind. Danach liegt die Zahl der fortpflanzungswilligen Männer immerhin noch bei 80 Prozent.

​Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Während Frauen sich eher per se für ein Kind entscheiden, machen Männer die Entscheidung pro oder contra Kind eher von der Beziehung abhängig. Ist die Partnerschaft stark genug, um eine Familie zu gründen? Für Männer steht also in erster Linie die Partnerin an ihrer Seite im Vordergrund – passt sie zu mir, ist es wirklich eng und fest – erst danach kommt der Kinderwunsch.

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Er will keine Kinder: Bedeutet das die Trennung?

Am wichtigsten: Darüber sprechen. Und zwar frühzeitig. Viele Paare klopfen sich gegenseitig schon in der Kennenlernphase dahingehend ab, wie so die Lebensplanung und Träume und Ziele aussehen. Passt es oder passt es nicht? Natürlich ist es auch eine Altersfrage: Hat man einen Partner, der gerade mal Mitte 20 ist an seiner Seite, ist es eher verständlich, dass er das Thema noch nicht für sich sieht.

Ein älterer Mann, also ab 35 aufwärts hingegen, sollte in der Lage sein, sich zu dem Thema zu äußern, also zu sagen, ob er überhaupt keine Kinder möchte oder nur noch ein paar Jahre warten will. Ich habe aber auch Freundinnen, die mit 16 genau wussten, wann und wie viele Kinder sie haben möchten. Also kann das auch der 20-jährige neue Mann in deinem Leben sagen.

Wer sich nicht traut, seine neue Bekanntschaft so offen zu fragen, sollte sich klarmachen: Die Entscheidung für oder gegen ein Baby ist eine extrem wichtige, aber auch schwierige Entscheidung. Schwierig, weil sie nicht rückgängig zu machen ist.

Deshalb ist es auch für den Partner keine einfache Frage, die man mal eben so leichtfertig beantworten kann. Aber es hilft auch nicht, darauf zu hoffen, dass er schon irgendwie merken wird, dass ich als Frau ein Kind will – ich muss ihn schon klar und direkt fragen. Also redet frühzeitig über das Thema. Es geht ja um Lebensziele, nicht darum, das Ganze direkt in die Tat umzusetzen.

Uns Frauen sollte auch klar sein: Wir haben nicht die Zeit, uns ewig hinhalten zu lassen oder im Unklaren zu bleiben. Selbst wenn der Partner „Nein“ sagt, ist das eine wichtige Infos für mich. Was ich damit mache, muss ich dann für mich entscheiden.

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Was steckt hinter seinem Nein?

Natürlich hilft es auch, darüber zu reden, was genau hinter dem Nein steckt. Sind es die Sorgen, von nun an allein für das Einkommen sorgen zu müssen? Hier vergessen viele Männer, dass wir Frauen heutzutage recht schnell wieder in den Job einsteigen und finanziell auf eigenen Beinen stehen. Dass es Elternzeit und Teilzeit gibt, die – oh Wunder – auch vom Vater angetreten werden kann. Hier kann man dem Partner Ängste nehmen, die vielleicht unbegründet sind und Möglichkeiten gemeinsam besprechen.

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Früh fragen und Entscheidungen für sich treffen

Letztlich ist es am einfachsten, direkt beim Kennenlernen ein paar wichtige Fragen zu stellen. Kommt man erst nach zehn Jahren mit dem Kinderwunsch, nimmt man in Kauf, dass man aus allen Wolken fällt, weil man gar nicht wusste, dass der Partner nie Kinder wollte. Also früh genug über Träume reden und darüber, wo man sich in zehn oder zwanzig Jahren sieht. Das hilft, komplizierte Situationen zu vermeiden.

Wer als Frau ganz sicher Kinder möchte, sollte aber auch nicht zögern, den kinderwunschlosen Partner zu verlassen und sich weiter auf die Suche zu machen. Eines jedoch sollte tabu sein: Ohne Ankündigung die Verhütung absetzen oder sich von einem Mann schwängern lassen, der gar nicht mit einem zusammen ist. Das ist nicht nur dem Mann gegenüber extrem unfair, sondern auch dem ungeborenen Kind, das eventuell von einem Elternteil ungewollt ist und vielleicht gar nicht kontaktiert werden wird im Leben.

Wenn ihr also einen starken Kinderwunsch habt, dann geht in euch und trefft eine überlegte Entscheidung. Ihr allein könnt wissen, wie tiefgehend euer Wunsch nach einem eigenen Kind ist und ob ihr gewisse Entscheidungen später womöglich zutiefst bereut.