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So beeinflussen Geschwister die Partnerwahl

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Wen wir uns als Partner*in aussuchen, wird auch dadurch beeinflusst, ob wir kleine, große oder kleine und große Geschwister haben.

Nesthäkchen, Mittlere oder große Schwester: In welcher Geschwisterkonstellation man aufwächst, beeinflusst unseren Charakter stark. So weit, so bekannt. Aber sie beeinflusst noch etwas: unsere Partnerwahl.

Inhaltsverzeichnis

Sich streiten und ärgern und doch irgendwie liebhaben, um die Aufmerksamkeit der Eltern buhlen und sich gegen die Eltern verbünden – wer kennt nicht das Wechselbad der Gefühle unter Geschwistern? Das formt unseren Charakter und unseren Umgang mit anderen Menschen ungemein. Kein Wunder, dass die Jahre der Kindheit und der Geschwisterliebe zu den prägendsten Faktoren in der Entwicklung gehören.

Was vielen nicht so klar ist: Die Geschwisterbeziehung hat auch Auswirkungen auf unsere Partner*innenwahl. Schließlich werden gerade auf der Beziehungsebene die Muster von früher immer wieder sichtbar. ​So sucht sich ein*e Älteste*r sicherlich eine*n ander*e Partner*in, als z. B. ein Nesthäkchen.

Wer passt zu wem?

Wer klug ist, sollte genau diese gelernten Muster zu seinen Gunsten nutzen. Damit es perfekt passt. Das zumindest sagen verschiedene Wissenschaftler*innen. So auch der US-Psychologe und Familienberater Kevin Leman in seinem Buch „Füreinander geboren“ (Die Bücher von Kevin Leman gibt es hier auf Amazon*). Hierin analysiert er die verschiedenen Geburtenfolgen und ihren Einfluss auf die Ehe. Er sagt ganz klar: Es gibt Paarkonstellationen, wo es perfekt matcht und eben solche, die problematisch sein werden.

Lesetipp zum Thema: Kevin Leman: Geschwisterkonstellationen: Wie die Familie Ihr Leben bestimmt, jetzt hier auf Amazon* ansehen.

Drei unterschiedliche Geschwistertypen und ihre idealen Partner*innen:

Es lohnt sich also zu schauen, wer eigentlich besonders gut zu einem Nesthäkchen passt und wer zu einem Sandwichkind. Zunächst gibt es drei unterschiedliche Geschwistertypen: die Erstgeborenen, die in der Mitte Geborenen und die Letztgeborenen. Jeder Typ hat laut Leman spezielle charakterliche Eigenarten, die sich auf eine Beziehung auswirken.

Erstgeborene und Einzelkinder sind sich sehr ähnlich, weshalb sie Leman auch in eine Kategorie setzt.

Für jeden der drei Geschwistertypen gibt es ein perfekt passendes Match, mit guten Erfolgsaussichten auf eine harmonische und ausgeglichene Partnerschaft. So zumindest die wissenschaftliche Sicht auf die Dinge. Also keine Panik, wenn es bei euch anders ist.

Sollte man jetzt denken, dass gleich und gleich sich gern gesellt, dass also alle drei Typen unter ihresgleichen eine*n Partner*in suchen, so ist das ein Irrtum. Bei der Beziehungsfrage ist das nämlich nicht der Fall.

Zwar fühlt man sich bei gleichtickenden Menschen verstanden und aufgehoben, aber für die Beziehung ist eine zu große Ähnlichkeit nicht hilfreich, so Leman.

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1. Die Erstgeborenen

Wer als Kind in den ersten Lebensjahren den Bonus des kleinen Alleinherrschers in der Familie ausnutzen konnte, wird auch später auf Beziehungsebene bestimmte Handlungsmuster aus dieser Zeit an den Tag legen.

Was Erstgeborene prägt, sind leichtes Konkurrenzdenken und eine Spur Eifersucht, wenn er oder sie nicht mehr im Mittelpunkt steht. Erstgeborene sagen gern, wo es lang geht, sind ehrgeizig, engagiert und sie legen nicht selten eine steile Karriere hin.

Bei Einzelkindern lastet der Druck und die Erwartungen der Eltern noch stärker als bei Erstgeborenen auf den Schultern des einzigen Kindes. Denn in diesem Fall kommt nicht irgendwann ein kleineres Geschwisterchen dazu, das dieses Gefühl nimmt.

Passt perfekt zu:

Für beide gilt: Einzelkinder als auch Erstgeborene sind oft zielstrebig und ehrgeizig. In einer Beziehung suchen sie sich deshalb lieber keine anderen Erstgeborenen (oder gar Einzelkinder), sondern lieber Nesthäkchen.

Diese Partnerschaft zwischen Erst- und Letztgeborenen passt perfekt. Hier ergänzt sich die Unbekümmertheit und Freiheitsliebe des jüngeren Geschwisterchens und die Stabilität des älteren Geschwisterteils. Beide können viel voneinander lernen.

Bei einer Beziehung zwischen Erstgeborenem mit einem Sandwich-Kind ist der Erfolg nicht klar vorhersagbar. Es kann klappen, aber auch nicht. Der Grund: Sandwich-Kinder sind sehr kompromissbereit. Ist der Erstgeborene sehr dominant, muss das mittlere Geschwisterteil ständig Rücksicht nehmen. Auf Dauer nicht gut.

Ähnelt das Sandwich-Kind dem Partner oder der Partnerin jedoch, also weist es tendenziell Erstgeborenen-Eigenschaften auf, kann es auch sehr gut klappen. Es kommt also auf den Einzelfall an. Grundsätzlich sind Sandwich-Kinder sehr gut in Beziehungen, weil sie die Vermittlerrolle einfach von klein auf gelernt haben.

Das passt eher nicht:

Erstgeborene werden sich, wenn möglich, keinen anderen Erstgeborenen angeln, da hier sonst zwei zu starke Persönlichkeit aufeinander treffen. Eine Beziehung, in der beide die Führung übernehmen wollen, kann mitunter konfliktreich sein. Das kann natürlich auch funktionieren.

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2. Die Letztgeborenen

Als jüngstes Kind in der Familie hat man Vorteile und Nachteile: Beim zweiten Kind sind die Eltern viel entspannter und nicht mehr so perfektionistisch. So achten sie nicht mehr ganz so akribisch auf das Kind und es hat mehr Freiheiten. Zudem wird das Kleine oft beschützt und verwöhnt.

Vom älteren Geschwisterteil bekommt das jüngere aber auch klar zu spüren: Du bist Nummer zwei und hast gegen mich keine Chance. Da geht es nicht selten wild her hinter verschlossenen Kinderzimmertüren. Und dann muss der oder die Jüngere für jeden Schabernack seiner älteren Geschwister herhalten und hat so irgendwann gelernt, nicht gleich loszuweinen, sondern sich einfach durchzubeißen.

Um sich von den älteren Kindern abzugrenzen, die in der Entwicklung ja eh immer weiter sind und mehr dürfen, sucht sich das Jüngere eine Lücke. Nicht selten sind sie deshalb besonders charmant und witzig, fröhlich und rebellisch.

Passt perfekt zu:

Jüngere Geschwister passen gut zu Sandwich-Kindern, da diese kompromissbereit sind und mit dem freigeistigen, rebellischen, leichtlebigen Denken der Letztgeborenen klarkommen. Die perfekte Kombi ist jedoch ein Letztgeborener mit einem Erstgeborenen.

Das passt eher nicht:

Auch zwei Nesthäkchen werden in einer Beziehung nicht ohne weiteres glücklich. Wollen beide keine Leader sein, geraten sie dennoch in Konkurrenz zueinander, wer im Mittelpunkt stehen darf und wer nicht. Zwei Letztgeborene sind zudem zu unbekümmert und sorglos, um den Alltag auf Dauer gemeinsam zu meistern. Es fehlt an Zielstrebigkeit, Stabilität und Konsequenz in dieser Beziehung.

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3. Die in der Mitte Geborenen

Die goldene Mitte: Die Mittleren sind es gewohnt, dass ihnen die Aufmerksamkeit der Eltern nicht direkt zufliegt. Damit haben sie sich arrangiert. Will heißen: Sie sind besonders gute Trostspender, Vermittler, sind sozial kompetent und offener als andere. Wer sowohl kleiner als auch großer Geschwisterteil ist, kann sich allerbestens anpassen und ist ein*e wirklich angenehme*r Beziehungspartner*in. Die Mittleren lieben lange Partnerschaften und sind meist sehr treu.

Soweit die Theorie. Doch der Charakter ist von Sandwich-Kind zu Sandwich-Kind sehr verschieden. Denn oft weisen Sandwich-Kinder tendenziell Charakterzüge von Erst- bzw. Letztgeborenen auf. Je nachdem, in welche Richtung sie sich orientiert haben. Und das entscheidet, ob eine Beziehungskonstellation mit anderen Typen funktioniert oder nicht.

Passt perfekt zu:

Das heißt konkret: Wenn sich also ein Sandwich-Kind mit Erstgeborenen-Zügen mit einem Sandwich-Kind mit Letztgeborenen-Zügen zusammentut, ist die Welt in Ordnung. Sind sich beide zu ähnlich, kann das Zuviel an Kompromissen die Beziehung schwächen.

Mittlere Kinder mit einer Tendenz zu Erstgeborenen-Eigenschaften können auch gut mit Nesthäkchen matchen.

Das passt eher nicht:

Mittlere Kinder mit einer Tendenz zu Nesthäkchen-Eigenschaften passen nicht zu Letztgeborenen. Ebenso zwei Sandwich-Kinder mit tendenziell Erstgeborenen-Eigenschaften werden es nicht immer einfach miteinander haben, weil beide das Sagen haben wollen.