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Never f*** the company: Verliebt in den Kollegen – und jetzt?

Verliebt in Kollegen: Diese Regeln solltest du beachten.
Verliebt in Kollegen: Diese Regeln solltest du beachten. Credit: iStock

Du bist verliebt in einen Kollegen oder eine Kollegin? Der erste Gedanke: Keine gute Idee. Aber wenn man ein paar Dinge beachtet, stimmt das nicht zwangsläufig. Hier kommen die wichtigsten Regeln für die Liebe am Arbeitsplatz.

Inhaltsverzeichnis

Liebe am Arbeitsplatz scheint zunächst beste Voraussetzungen zu haben. Man lernt den anderen ganz unverkrampft kennen, hat einen gemeinsamen Nenner und man sieht sich jeden Tag. Allerdings können auch beträchtliche Probleme daraus erwachsen, wenn man sich in einen Kollegen verliebt – weshalb einige goldene Regeln beachtet werden sollten.

„Never fuck the company“ ist ein Ratschlag, der nicht von ungefähr kommt. Denn selbst wenn die Liebe im Büro funktioniert, können daraus einige Schwierigkeiten entstehen, die erstmal bewältigt werden wollen und für die man bisweilen ein dickes Fell braucht.

Die Arbeitswelt: ein sehr kontaktfreudiges Milieu

Fakt ist: Sich in einen Kollegen oder eine Kollegin zu verlieben ist keine Seltenheit: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von Xing sagte jeder Vierte Befragte, dass er sich schon mal im Job verliebt hat.

Wenn man im Schnitt 220 Tage pro Jahr im Büro verbringt, ist es auch durchaus logisch, dass sich viele Menschen im Umfeld ihres Jobs kennenlernen und sich schon mal verliebt haben. Dennoch sagt jeder zweite, dass er sich keine feste Beziehung mit einem Kollegen oder einer Kollegin vorstellen kann.

Der Psychologe und Management-Professor Dr. Loïc Roche hat sich umfassend mit dem Problem Liebesbeziehung am Arbeitsplatz beschäftigt. Seinen Recherchen zufolge braucht man am Arbeitsplatz im Schnitt nur vier Monate, um einen Sexualpartner zu finden – während man im privaten Bereich mit sechs bis zwölf Monaten rechnen muss. „Das Berufsleben ist ein sehr kontaktfreudiges Milieu. Man trifft jeden Tag zahlreiche Leute. Es wurde ausgerechnet, dass man im Beruf zwei bis drei Mal schneller neue Menschen trifft als außerhalb der Arbeit.“

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Never f*** the company: Verliebt in den Kollegen – und jetzt?

Chef und Sekretärin, Chefin und Praktikant

Je höher die hierarchische Position, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man mit einer Person anbandelt, die eine niedrigere Position innehat, sagt der Experte. „Macht besitzt eine nicht zu vernachlässigende Anziehungskraft. Eine amerikanische Studie zeigt, dass jede zweite Frau, die im Büro eine Liebesbeziehung gehabt hat, mit ihrem direkten Vorgesetzten liiert war. Aber das gilt auch umgekehrt, also auch, wenn die Frau der Boss ist.“

Seltsamerweise scheint es so, dass Personen in Machtpositionen gern intime Beziehungen mit Personen aufbauen, die tief unten auf der Hierarchieleiter stehen, erklärt Dr. Loïc Roche.

Vorsicht, Gerüchteküche!

Wer sich jedoch auf einen Arbeitskollegen (oder gar den Chef) einlässt, muss sich darüber im Klaren sein, dass Getratsche und Gerüchte die Runde machen werden. Einen Büroflirt oder eine Beziehung am Arbeitsplatz auf Dauer geheim zu halten, ist sehr schwierig und gelingt nur wenigen – zu viel Disziplin und ein Pokerface auf beiden Seiten sind nötig.

Und wer denkt, die heftige Knutscherei im Treppenhaus oder die flüchtige Umarmung mit dem Chef auf dem Parkplatz sind unbemerkt geblieben, der irrt meist.

Verliebt in den Kollegen: Die Konsequenzen

Nicht nur, dass die Beziehung meist im ganzen Unternehmen kommentiert wird, manche Kollegen werden sicher auch versuchen deinem beruflichen – und privaten – Ruf zu schaden. Böse Zungen werden auch nicht zögern zu behaupten, du hättest auf die altbewährte Methode der „Sofa-Beförderung“ gesetzt. Das ist ungerecht – aber leider wahr.

Ebenfalls klar: Auch wenn Liebesbeziehungen zwischen Angestellten nicht offiziell untersagt sind, sieht es in der Realität dennoch so aus, dass sie von Chef und Kollegen nicht unbedingt gern gesehen werden. Die Chefetage befürchtet, dass das Paar nicht mehr so produktiv ist wie vorher und vor allem, dass es sein Privatleben mit ins Büro bringt. Kurz: Die Chefs haben Angst, die Beziehung könnte der Konzentration der beiden Partner sowie der der anderen Kollegen schaden.

Versetzung für die Liebe?

Verliebt in den Kollegen ist das eine. Verliebt in den Chef etwas anderes. Die Situation wird noch komplizierter, wenn zwischen den Partnern eine hierarchische Beziehung herrscht. Big Boss und Kollegen könnten den Eindruck haben, dass der Vorgesetzte seine führende Position ausnutzt. Der höher gestellte der beiden Partner könnte im Verdacht stehen, nicht objektiv gewesen zu sein und auch eine eventuelle Beförderung seines Schatzes könnte in ein schiefes Licht geraten.

Es kommt daher nicht selten vor, dass Paare, die ursprünglich zusammen gearbeitet haben, in verschiedene Abteilungen versetzt werden. Um derartige unangenehme Überraschungen zu vermeiden, ist es ratsam, diskret zu bleiben und sich ganz bewusst professionell zu verhalten. Nur so kann man sich vor Vorwürfen und Maßnahmen dieser Art schützen.

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Du bist verliebt in den Kollegen …

… und es ist dein Chef oder ein Untergebener?
Wer glaubt, sich unsterblich in den Chef oder die Chefin oder in seinen Assistenten/Assistentin verliebt zu haben, ist für rationale Argumente wohl weniger empfänglich. Wer so eine Beziehung eingeht, muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass er mit dem Feuer spielt und vielleicht die Quittung dafür kassiert. Im schlimmsten Fall wird es so kompliziert, dass nur noch ein Arbeitsplatzwechsel übrig bleibt.

… und es funktioniert nicht?
Man sollte mit dem anderen ein ruhiges Gespräch führen und festlegen, wie Begegnungen in Zukunft ablaufen sollen. Im besten Fall sollte man wie zwei Profis weiterhin zusammenarbeiten oder sich in eine andere Abteilung versetzen lassen. Gegen Gerüchte und Gerede sollte man sich von vornherein wappnen, beziehungsweise sie durch professionelles Verhalten direkt im Keim ersticken.

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… und es funktioniert unerwartet gut?
Scheint eure Büroliebe eine echte Zukunft zu haben, solltet ihr den Schritt wagen, eure Beziehung öffentlich zu machen. Damit umgeht ihr Gerüchte und Gerede und auch euer Arbeitgeber kann sich darauf einstellen. Klar gibt es Firmen, in denen Bürobeziehungen nicht gern gesehen werden und man fürchten muss, versetzt zu werden. Trotzdem ist es besser, mit offenen Karten zu spielen.

Umgekehrter Fall: Was tun, wenn dir die Avancen eines Kollegen unangenehm sind?
Erstickt unangenehme Avancen direkt im Keim – weist den Kollegen freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass ihr kein Interesse an einem außerberuflichen Kontakt habt. Je schneller ihr das klarstellt, umso eher werdet ihr in Ruhe gelassen. Achtet darauf, dass der andere sein Gesicht wahren kann und weiterhin beruflicher Umgang möglich ist. Erscheint dies nicht so bzw. handelt es sich um komplizierte Konstellationen (z. B. den Chef), solltet ihr überlegen, den Betriebsrat (falls vorhanden) einzuschalten.​

Letztendlich ist es einfacher, Privates und Berufliches zu trennen. Aber wenn man sich nun mal in einen Kollegen verliebt, dann ist das so. Und einen Vorteil hat es auch für euren Chef samt Unternehmen: Ihr geht ausgesprochen gerne zu Arbeit. Und das ist doch auch Gold wert.