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„Proxima – Die Astronautin“: Zerrissen zwischen Traumberuf & Muttersein

Credit: Koch Films

In welchem Zwiespalt steckt eine Mutter, deren großer Traum es ist, ins All zu fliegen? Der Film „Proxima: Die Astronautin“ zeigt den Widerspruch zwischen Beruf und Familie als das, was er für viele Frauen jeden Tag ist: eine übermenschliche Aufgabe.

Sich beruflich selbst verwirklichen: Was so selbstverständlich klingt, ist für viele Frauen, die Kinder haben, leider nicht immer möglich. Wer sich dennoch für Job statt Kinder entscheidet, gilt schnell als egoistisch und schlechte Mutter. Was also erst, wenn sich eine Mutter für ein Jahr verabschiedet – und zwar ins All?

Die Bredouille, in der viele Frauen stecken, greift der Film „Proxima: Die Astronautin“ auf extrem wirkungsvolle Art und Weise auf. Denn hier stehen sich zwei tiefste Herzenswünsche gegenüber: Der Wunsch von Sarah (grandios gespielt von Eva Green) mit ihren männlichen Kollegen zum Mars aufzubrechen und die Tatsache, dass es Stella gibt. Denn natürlich verlangt die mutige Entscheidung seiner Mutter dem erst 7-jährigen Kind viel ab. Beide, Mutter und Tochter, zahlen für die Erfüllung ihres beruflichen Traums einen hohen emotionalen Preis.

Sarah ist Heldin und Mutter in einem einzigen Körper. Im Kino werden diese beiden Zustände oft nicht in einer Person gezeigt, als ob Heldin und Mutter unvereinbar wären. (…) Das ist der feministische Aspekt des Films, der zeigt, dass eine Frau beides sein kann, eine Mutter und eine hochbegabte Wissenschaftlerin“, erklärt Regisseurin Alice Winocour im Interview.

Hauptdarstellerin Eva Green war von Anfang an vom Drehbuch begeistert. Auf die Frage, ob es ein feministischer Film sei, sagt sie: „Ja, in dem Sinne, dass er die Kühnheit einer Frau unterstreicht, die es wagt, ihrer beruflichen Leidenschaft nachzugehen. Es ist immer noch ein Tabu, sich als Mutter ein Jahr von der Erziehung seines Kindes loszusagen, um seine Träume zu erfüllen. Es ist nur für Männer akzeptabel und selbst dann …“

Eine Trainerin bei der ESA erzählte Alice Winocour während ihrer Recherchen, dass Astronauten sehr stolz über ihre Kinder sprechen, während Astronautinnen oft verbergen, dass sie Mütter sind. „Als hätten sie Angst, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Es gibt diese vorherrschende Vorstellung, ein rein soziales Konstrukt, dass ein Kind in erster Linie in der Verantwortung der Mutter liegt„, so die Regisseurin.

„Proxima: Die Astronautin“ ist ein Film, der ohne viel Pathos oder Brimborium auskommt. Vielmehr erzählt er mit der Kraft seiner exzellenten Schauspieler und seiner überwältigenden Bilder die Geschichte einer beeindruckend starken Frau.

Neugierig geworden? Wir haben für euch exklusiv den Trailer zum Film:

„Proxima – Die Astronautin“: Zerrissen zwischen Traumberuf & Muttersein

Kinostart: (voraussichtlich) 21. Januar 2021

Darum geht es:

Die junge Astronautin Sarah (Eva Green) hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Sie will als erste Frau den Mars erforschen. Als sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wird, beginnt eine intensive Vorbereitung auf den Aufbruch ins All und den Abschied von der Erde.

Zusammen mit ihren Crew-Mitgliedern bereitet sich Sarah im ESA-Trainingsprogramm auf das Funktionieren im Kosmos vor. Sie geht an ihre physischen und psychischen Grenzen und lernt in jeder Situation, die Kontrolle zu bewahren. Alles in ihr ist auf jenen Moment hin konditioniert, in dem sie die Erde verlässt. Nur eines kann sie nicht trainieren: den Abschied von ihrer kleinen Tochter Stella.

Sarahs letzten Tage vor ihrem Flug ins All sind geprägt von dem Kampf, das Unvereinbare zusammen zu zwingen: Ihre Verantwortung für den Menschen, der ihr alles bedeutet und die unbedingte Hingabe an ihren Beruf. Sarah möchte sich von Stella nicht verabschieden, ohne ihr begreiflich zu machen, wie großartig und notwendig die Aufgabe ist, der sie sich verschrieben hat. Sie riskiert am Ende alles, um Stella zu zeigen, wie sehr sie sie liebt und dass diese Liebe auch an einem so unbegreiflichen Ort wie dem Weltraum immer existieren wird.

Mit ihrer Geschichte über eine Astronautin, die ihren beruflichen Traum nur dann erfüllen kann, wenn sie sich von ihrer Tochter trennt, gelingt Regisseurin Alice Winocour (Augustine) ein tief berührendes und wichtiges Drama.

Credit: Koch-Films

Eva Green (James Bond 007: Casino Royal, Die Insel der besonderen Kinder) brilliert in dem mit Lars Eidinger, Matt Dillon und Sandra Hüller (Toni Erdmann) extrem gut besetzten Ensemble als zielstrebige Wissenschaftlerin, die sich von der Erde trennen muss, um das zu werden, was sie ist: eine Frau auf einer überirdischen Mission.

Seine Weltpremiere feierte „Proxima: Die Astronautin“ auf dem Internationalen Filmfestival in Toronto. Die Deutschlandpremiere fand als Eröffnungsfilm beim diesjährigen Film Festival Cologne statt. Eva Green wurde für ihre Hauptrolle für den César als Beste Schauspielerin nominiert. Zu Recht.

Wir drücken fest die Daumen, dass der Kinostart am 21. Januar 2021 realisiert werden kann.

PROXIMA: DIE ASTRONAUTIN
Ein Film von Alice Winocour
mit Eva Green, Zélie Boulant-Lemesle, Lars Eidinger,
Matt Dillon, Sandra Hüller, Aleksey Fateev
Koch Films, Spielfilm, Frankreich/Deutschland 2019, 107 Minuten