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Polygamie: Ist die Vielehe erlaubt & wie funktioniert sie?

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Mehr als zwei: Das steckt hinter dem Begriff Polygamie

Polygamie bezeichnet die Vielehe, also die Ehe mit mehr als einer Person. Wo diese Form des Zusammenlebens erlaubt ist und was die Polygamie von der Polyamorie und der offenen Beziehung unterscheidet, erklären wir euch hier.

Inhaltsverzeichnis

Es gibt heutzutage in unserer Gesellschaft ja etliche Beziehungsformen abseits der Monogamie. Auch wenn man gemeinhin glauben mag, dass die monogame Beziehung von zwei Personen immer noch die am meisten vorkommende Art der Partnerschaft ist: Die Front der exklusiv Liebenden bröckelt zunehmend.

Andere Beziehungsmodelle, wie Polyamorie, offene Beziehungen und auch die Polygamie sind neben der Monogamie praktizierte Beziehungsformen. Und die Mehrheit der Deutschen zweifelt sogar längst daran, dass der Mensch zur Monogamie taugt. Laut YouGov glaubt nur jeder vierte, dass Menschen von Natur aus monogam sind.

Was also steckt hinter besagten Beziehungsmodellen? Ist Polygamie das gleiche wie Polyamorie? Hier die wichtigsten Infos:

Was versteht man unter Polygamie?

Polygamie bezeichnet die Ehe mit mehreren Partnern. Das Wort polys kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „viel“, gamos bedeutet „Ehe“. Deshalb nennt man das Ganze auch oft Vielehe oder Mehrehe. Es gibt auch den Begriff Bigamie. In dem Fall besteht die Ehe nicht auf zwei Ehepartnern, sondern ein Mensch hat zwei Ehen.

Nicht immer muss eine Person mit zwei Menschen offiziell verheiratet sein, Vielehe kann auch bedeuten, dass man zwei eheähnliche Partnerschaften führt, also Sex zusammen hat und zusammenlebt.

Dass es Länder gibt, die die Mehrehe akzeptieren und gesellschaftlich anerkennen, hat auch soziale Gründe. So ist in einigen Ländern eine Frau nur dann abgesichert, wenn sie verheiratet ist. Auch als Zweit- oder Drittfrau ist ihre finanzielle Existenz so gesichert. Oft werden auch verwitwete Frauen oder ledig gebliebene Schwestern oder Cousinen einer Ehefrau geheiratet und so mitversorgt.

Ist Polygamie in Deutschland erlaubt?

In Deutschland ist weder die Vielehe noch die Doppelehe (Bigamie) erlaubt. Paragraph § 1306 BGB verbietet das. Wer das ignoriert, riskiert sogar eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.

Schwieriger wird es, wenn jemand in mehreren bereits im Ausland geschlossenen Ehen lebt und dann nach Deutschland zieht. Deshalb muss man differenzieren, dass es zwar in Deutschland verboten ist, eine zusätzliche Ehe zu schließen, es jedoch nicht verboten ist, in einer bereits bestehenden Vielehe zu leben, die im Ausland geschlossen wurde.

In welchen Ländern ist die Vielehe erlaubt?

Es gibt jedoch gut 40 Länder, in denen Polygamie erlaubt bzw. geduldet ist. Das sind zum einen einige Länder in Afrika, wie z.B. Swasiland, Kenia und Südafrika, und einige Länder im arabischen Raum und im asiatischen Raum. So hat König Mswati III. von Swasiland derzeit 14 Ehefrauen und 30 Kinder.

Im Islam ist es Männern laut dem Koran erlaubt, bis zu vier Ehefrauen zu haben. Frauen hingegen dürfen das nicht. Dennoch wird die Polygamie deshalb noch lange nicht in jedem muslimischen Land praktiziert.

Wie verbreitet ist Polygamie?

Laut einer Studie des amerikanischen Pew Research Center leben lediglich zwei Prozent der Weltbevölkerung in polygamen Beziehungen, in der Mehrzahl der Länder liegt der Anteil an der Gesamtbevölkerung sogar bei unter 0,5 Prozent.

Wie unterscheiden sich Polygamie und Polyamorie?

Polyamorie ist etwas anderes als Polygamie. Denn hierbei geht es um freie Liebe, sprich: um mehrere Liebesbeziehungen, die man parallel zueinander führt. Und zwar im Wissen aller Beteiligten.

Aber nicht jeder der Beteiligten muss zwangsläufig mehrere Partner haben. Also kann auch ein Mann mit einer Frau zusammen sein, die noch eine weitere Liebesbeziehung führt, er selbst kann aber monogam sein.

Grundlage einer polyamoren Partnerschaft ist die Übereinstimmung, dass Fremdverlieben und weitere Liebesbeziehungen nebenher OK sind, um die Freiheiten des Anderen nicht einzuschränken. Eifersucht und Besitzdenken gibt es idealerweise nicht. Im Unterschied zu Polygamen geht es Polyamoren jedoch um Liebesbeziehungen, nicht direkt um mehrere Ehen oder eheähnliche Beziehungen.

Wie unterscheiden sich Polygamie und eine offene Beziehung?

Auch eine offene Beziehung ist nicht mit Polygamie zu verwechseln. Denn hier geht es vor allem um eins: Sex und Leidenschaft mit Anderen ausüben zu können, ohne den eigenen Partner zu hintergehen. Beide Beziehungspartner dürfen auch während ihrer Partnerschaft offen mit ihrer Sexualität umgehen und sich ausleben.

Die offene Beziehung bedeutet jedoch auch, dass man eine feste Kernbeziehung führt. Alles andere sind eher One-Night-Stands oder Affären. Oft wird auch gemeinsam jemand Drittes für Sex gesucht oder ein Swingerclub besucht. Wird aus den nebenher laufenden Sexkontakten allerdings mehr und kommen echte Gefühle dazu, ist es eben schon wieder Polyamorie.

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Beziehungs-Wörterbuch: Die wichtigsten Begriffe

Polyamorie bedeutet, dass jemand mehrere Liebesbeziehungen zeitgleich hat und alle Beteiligten darüber Bescheid wissen und es akzeptieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Beteiligte zwangsläufig mehrere Partner haben muss.

Polygamie bedeutet, dass jemand eine Ehe oder eheähnliche Beziehung mit mehreren Personen gleichzeitig führt. Diese Art polygame Beziehung kann beispielsweise aus einem Mann mit mehreren Frauen oder eine Frau mit mehreren Männern bestehen.

Bigamie bedeutet, dass jemand zwei Ehen gleichzeitig führt. Dabei gibt es zwei Unterbezeichnungen, je nachdem, welches Geschlechts er hat. Nämlich:

Polygynie bedeutet, dass ein Mann und mehrere Ehefrauen heiraten bzw. dass ein Mann mehrere eheähnliche Partnerschaften mit Frauen führt.

Polyandrie bedeutet, dass eine Frau mehrere Ehemänner hat bzw. mehrere eheähnliche Beziehungen mit Männern führt.

Polygynandrie
Hierbei handelt es sich um eine eher seltene Art von Gruppenehe (z.b. in Tibet und Südindien). Hier sind mehrere Frauen und Männer miteinander verheiratet. Jeder kann mit jedem heterosexuelle Beziehungen eingehen.

Promiskuität
Dieses Modell findet sich oft in den westlichen Industriestaaten. Statt einer langfristigen Partnerschaft hat man wechselnde sexuelle Kontakte mit verschiedenen Partnern.

Wie auch immer ihr eure Beziehung zu einem oder mehreren Menschen gestaltet: Seid tolerant gegenüber Menschen, die anders denken und fühlen. Dass wir so unterschiedlich lieben, ist kein Grund zu streiten oder über andere zu urteilen. Vielmehr bereichert diese Diversität unsere Gesellschaft.