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Geburtshilfe: Anwendung, Risiken & Alternativen der Cerclage

Cerclage: Alles zu Anwendung, Risiken und Alternativen
Cerclage: Alles zu Anwendung, Risiken und Alternativen Credit: Getty Images

Die Cerclage, zu Deutsch Gebärmutterumschlingung, soll verhindern, dass sich der Muttermund zu früh öffnet und das Baby vorzeitig geboren wird. Wann eine Cerclage gelegt wird und welche Risiken und Alternativen es gibt, wollen wir erklären.

Inhaltsverzeichnis

Geburtshilfe: Anwendung, Risiken & Alternativen der Cerclage

Bei einer unauffälligen und komplikationslosen Schwangerschaft öffnet sich der Muttermund rund um die 40. Schwangerschaftswoche (SSW) mit dem Beginn der Geburt. Bis dahin ist er fest verschlossen und schützt das ungeborene Kind vor Infektionen oder einer vorzeitigen Geburt.

Ist der Muttermund zu schwach, kann er sich vorzeitig öffnen. Damit besteht die Gefahr einer Frühgeburt. Um das zu verhindern, können Ärzte eine Gebärmutterumschlingung, französisch Cerclage, legen und den Muttermund künstlich geschlossen halten.

Was noch in den 1980er Jahren eine gängige Methode war, um Früh- oder Fehlgeburten zu verhindern, weil man glaubte, dass man damit auch vorzeitige Wehen verhindern könne, wird mittlerweile kritisch gesehen. Die Cerclage ist eine umstrittene Methode.

Wann die Gebärmutterumschlingung heute zum Einsatz kommt, welche Gefahren sie birgt und welche Alternativen existieren, wollen wir hier erklären.

Was genau ist eine Cerclage?

Die Cerclage, übersetzt aus dem Französischen ‚Umschlingung‘, ist ein medizinisches Verfahren in der Geburtshilfe, bei dem der Gebärmutterhals in einer Operation verschlossen wird, um eine Früh- oder Fehlgeburt zu verhindern. Das geschieht mithilfe eines Kunststoffbandes, welches um den Gebärmutterhals gelegt und anschließend zugezogen wird. Das soll den Muttermund stabilisieren und verschlossen halten.

Zudem gibt es die Möglichkeit, den Muttermund völlig zu verschließen (totaler Muttermundverschluss). Dafür wird eine doppelte Naht um den Gebärmutterhals gelegt.

Dieser Eingriff geschieht ausschließlich unter Vollnarkose und darf auch nur zwischen der 14. und 28. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden.

Wann wird eine Cerclage gemacht?

Die Gebärmutterumschlingung ist eine Operation unter Vollnarkose. Sie kommt heute seltener zum Einsatz, und nur, wenn der Muttermund der Schwangeren nicht stark genug ist. Das kann passieren, wenn:

  • eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt. Der Druck, den zwei oder mehr Babys auf den Muttermund ausüben ist wesentlich größer als der eines einzelnen Babys. Manchmal kann die Cerclage sogar vorsorglich gelegt werden, das geschieht dann zwischen der 14. – 16. SSW.
  • eine sogenannte Cervix-Insuffizienz, also eine Muttermundschwäche, vorliegt.
  • die Schwangere bereits mehrere Geburten hatte.
  • vor der Schwangerschaft eine Operation an der Gebärmutter stattgefunden hat.
  • der Muttermund Veränderungen aufweist, beispielsweise durch eine Ausschabung oder Gewebeentnahme.
Gut zu wissen:

Noch bis in die 1980er Jahre galt die Cerclage als probates Mittel zur Verhinderung von Frühgeburten und Fehlgeburten. Man ging davon aus, dass die Stabilisierung des Muttermundes sogar zu frühe Wehen vermeiden würde. Heute weiß man dies besser. Zwar schützt das Kunststoffbändchen vor einer frühzeitigen Öffnung des Muttermundes, nicht aber vor frühzeitigen Wehen. In Deutschland ist die Cerclage eine eher umstrittene Methode und wird nur selten durchgeführt.

Wie lange sollte man sich nach einer Cerclage-OP schonen?

Nach dem Eingriff ist erst einmal Ruhe angesagt. Vor allem in den ersten Tagen danach kann es zu Schmierblutungen, Krämpfen und Schmerzen beim Wasserlassen kommen. Aber auch darüber hinaus ist es erforderlich, dass Frauen es ruhig angehen lassen. Das heißt, keine große körperliche Belastung, nicht schwer heben. Es kann in Einzelfällen vom behandelnden Arzt sogar Bettruhe verordnet werden.

Mit dem Sex nach dem Setzen einer Cerclage sollte man mindestens eine Woche warten. Zudem ist es ratsam, ein Kondom zu verwenden, um Infektionen vorzubeugen.

Wie lange bleibt die Cerclage?

Idealerweise bleibt die Gebärmutterumschlingung bis zum Beginn der 37. Schwangerschaftswoche erhalten. Denn erst dann sind alle Organe des Kindes ausreichend gereift.

Kommt es bereits vor Beendigung der 36. SSW zum Einsetzen von Wehen oder einem Blasensprung, muss die Cerclage sofort entfernt werden.

Kann ich nach einer Cerclage eine natürliche Geburt haben?

Ja, grundsätzlich spricht nach der Entfernung der Gebärmutterumschlingung nichts gegen eine natürliche Geburt. Gerade die Eröffnungsphase kann sich aber länger hinziehen. Es kann passieren, dass sich der Muttermund langsamer öffnet.

Risiken einer Cerclage

Die Cerclage kommt in Deutschland zwar eher selten zum Einsatz, nichtsdestotrotz ist sie eine Routine-OP, die sehr selten mit ernsten Komplikationen einhergeht. Es kann passieren, dass durch den Eingriff Wehen ausgelöst werden oder die Fruchtblase verletzt wird. Zudem besteht ein gewisses Infektionsrisiko. Sollte die Cerclage reißen, weil der Druck auf den Muttermund zu groß ist, kann das den Gebärmutterhals schädigen.

Frauen, die von ihrem Arzt die Empfehlung zu einer Cerclage erhalten, denen die Risiken jedoch zu groß erscheinen, können ruhigen Gewissens immer eine zweite ärztliche Meinung einholen.

Alternativen zur Cerclage

Mittlerweile gibt es als Alternative zur Cerclage, den sogenannten Cerclage-Pessar, einen Gummiring, der über den Muttermund geschoben wird. Der große Vorteil: Das Einsetzen des Pessars geschieht ambulant. Es ist keine Narkose oder ein Klinik-Aufenthalt notwendig.

Eine frühzeitige Öffnung des Muttermunds kann auch durch konsequente Bettruhe verhindert werden. Das ist allerdings vor allem für die Schwangere, je nach Fortschritt der Schwangerschaft, nicht so einfach umsetzbar.

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.