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Vegan in der Schwangerschaft: Wird das Kind ausreichend versorgt?

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Darf ich mich in der Schwangerschaft gefahrlos vegan ernähren?

Können sich Schwangere und stillende Mütter guten Gewissens vegan ernähren oder gefährdet das die Gesundheit von Mutter und Kind?

Immer mehr Menschen ernähren sich bewusst vegan und wollen etwas zu Tier- und Umweltschutz beitragen. Aber können sich auch Schwangere und stillende Mütter weiterhin guten Gewissens vegan ernähren oder gefährdet das die Gesundheit von Mutter und Kind?

Inhaltsverzeichnis

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die vegane und vegetarische Ernährung voll im Trend. Im Jahr 2022 bezeichneten sich laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse 1,58 Millionen Menschen als Veganer*innen oder als Menschen, die weitestgehend auf tierische Produkte verzichten. Als Vegetarier*innen oder Menschen, die weitestgehend auf Fleisch verzichten, bezeichnen sich 7,9 Millionen.

Doch gerade Schwangere sind bei der Frage nach der Ernährungsweise verunsichert. Können sich auch Schwangere und stillende Mütter guten Gewissens vegan ernähren? Oder leidet der eigene Körper bzw. die Nährstoffversorgung des ungeborenen Kindes darunter?

Es ist jedem Menschen selbst überlassen, wie er sich ernährt. Doch trifft das wirklich auf alle Lebensphasen zu? Gerade bei vielen Veganerinnen, die schwanger werden, kommen Zweifel auf, ob sie ihren Lebensstil so weiterführen können wie bisher.

Doch egal ob Alles-Esserin, Vegetarierin oder Veganerin: Jeder Schwangeren sollte bekannt sein, dass sie als werdende Mutter eine rundum vollwertige Kost zu sich nehmen muss, um dem Kind alle Nährstoffe für eine gesunde Entwicklung zu bieten. Ist das mit einer rein veganen Ernährungsweise möglich? Nur bedingt. Warum, erklären wir euch im Folgenden.

Vegane Ernährung: Nährstoffmängel ausgleichen!

Eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft wird von den meisten Expert*innen kritisch gesehen. Der Grund: Es drohen Nährstoffmängel. Frauen, die auch während Schwangerschaft und Stillzeit der veganen Ernährung treu bleiben wollen, sollten dem drohenden Mangel daher mit zusätzlichen Nahrungsergänzungsmitteln in Tablettenform oder angereicherten Lebensmitteln entgegenwirken.

Vegane Ernährung in der Schwangerschaft: Auf diese Nährstoffe kommt es an

Am wichtigsten ist hierbei das Vitamin B12. Gemeinsam mit Folsäure ist es eines der wichtigsten Vitamine. Ein ausreichender Vitamin B12-Spiegel kann das Risiko von Fehlbildungen des zentralen Nervensystems des Babys reduzieren.

Weitere Nährstoffe, die für die gesunde Entwicklung des Kindes besonders wichtig sind und die zumeist über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden müssen:

  • Protein bzw. unentbehrliche Aminosäuren
  • langkettige n3-Fettsäuren
  • weitere Vitamine wie Riboflavin und Vitamin D
  • Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen.

Tipp: Schon eine Handvoll Nüsse jeden Tag kann helfen, den Bedarf an Ballaststoffen, Eiweiß, Mineralstoffen, Vitamin B, Vitamin E und gesunden Fetten zu decken.

Lies auch: Gewichts­zunahme in der Schwangerschaft: Wie viel ist gesund?

Im Gegensatz zu Veganer*innen haben Ovo-Lakto-Vegetarier*innen, die neben pflanzlichen Lebensmitteln auch Eier, Milch und Milchprodukte zu sich nehmen, bei einer ausgewogenen Ernährung kein Problem, den Bedarf aller Nährstoffe zu decken.

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Was passiert bei mangelhafter Nährstoffversorgung?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine vegane Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit nicht. Der Grund: Eine rein vegane Ernährung in der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit kann das Risiko einer mangelnden Nährstoffversorgung des Kindes stark erhöhen. Da es sich im Wachstum befindet und weniger Nährstoffe speichern kann, benötigt es eine höhere Nährstoffdichte. Bei einer veganen Ernährung kann es darum schneller in eine Unterversorgung oder einen Nährstoffmangel rutschen.

Die Folge: Bereits während der Schwangerschaft wird das Risiko von Komplikationen (wie Frühgeburt oder Präklampsie) erhöht. Bei einem Vitamin-B12-Mangel kann das Baby mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht oder Schäden in Gehirn und Rückenmark geboren werden. Zudem kann die Blutbildung durch einen Eisen- und Vitamin B12-Mangel beeinträchtigt sein. Es drohen auch neurologische Störungen bei einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin B12 und Jod.

Auch während der Stillzeit sollten bei einer veganen Ernährung weiterhin Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Weitere Informationen zu den Risiken und Folgen eines Nährstoffmangels könnt ihr hier bei onmeda.de nachlesen.

Vegane Schwangerschaft: Darum sind Ärzt*innen oder Ernährungsexpert*innen wichtig?

Es ist besonders wichtig, dass Schwangere, die sich vegan ernähren, auch ihre*n Ärzt*in darüber informieren, damit diese*r durch Bluttests die Nährstoffversorgung überprüfen kann. Nur so können Mutter und Kind die richtigen und wichtigen Nährstoffe erhalten. Bitte lasst euch auf jeden Fall professionell beraten, damit es euch und eurem Kind wirklich gut geht.

Habt keine falsche Scheu und redet offen mit eurem Arzt/ eurer Ärztin über eure Ernährung. Zu viele Frauen trauen sich nicht, offen zuzugeben, dass sie sich auch in der Schwangerschaft vegan ernähren und ihren Prinzipien treu bleiben wollen, weil sie befürchten, belächelt oder gar verurteilt zu werden. Am Ende schadet ihr eurem Kind und auch euch selbst.

„Es gibt eigentlich keine großen Probleme für eine Schwangerschaft, wenn die Frau richtig geführt wurde, das heißt, sie über mögliche Mangelzustände Bescheid weiß und sie auch weiß, dass sie diese ausgeglichen hat. Das macht sie normalerweise außerhalb der Frauenheilkunde mit einem Ernährungswissenschaftler oder mit jemandem, der ihr Hausarzt ist“, sagt der Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Frauenarzt Prof. Dr. Klaus Vetter im ZDF Verbrauchermagazin ‚Volle Kanne‘.

Also ist eine vegane Schwangerschaft unter den richtigen Voraussetzungen möglich. Das bedeutet: Unter professioneller Begleitung und der korrekten Versorgung der Schwangeren mit allen für sie und das Ungeborene wichtigen Nährstoffen, kann man sich auch in der Schwangerschaft vegan ernähren. Inzwischen fordern vereinzelte Politiker*innen eine Ernährungs-Pflichtberatung für Schwangere.

Wichtige Tipps zur veganen Ernährung

Entscheidet ihr euch für eine vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit, solltet ihr auf jeden Fall folgende Tipps beachten:

  • Lasst euch von qualifizierten Ernährungsexpert*innen ausführlich über eine gesunde Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit beraten.
  • Nehmt dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat ein, da dieses fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Lasst euch zudem regelmäßig ärztlich untersuchen, ob euer Nährstoffbedarf ausreichend gedeckt ist.
  • Bevorzugt vor allem Lebensmittel, die eine hohe Nährstoffdichte aufweisen oder die künstlich mit Nährstoffen angereichert sind (Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Kartoffeln
  • Lasst eure Blutwerte (v.a. Vitamin B12, evtl. auch weitere Nährstoffe) regelmäßig vom Arzt oder der Ärztin prüfen, um bei etwaigen Mangelzuständen entgegenwirken zu können.

Lies auch: Die besten Tipps zur Ernährung in der Schwangerschaft

Egal, ob ihr euch nun vegan, vegetarisch oder omnivor ernährt – für alle werdenden Mamis sollte die Ernährung eine große Rolle spielen, damit ihr euren Babys die besten Entwicklungschancen bieten könnt.

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose einer Ärztin oder eines Arztes. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, wendet euch an Fachpersonal in Form eines Arztes oder einer Ärztin, eines Ernährungsberaters oder einer Ernährungsberaterin.