Unser Sohn ist gerade dabei, seine Windeln loszuwerden – ein großes Ding! Und wie das bei kleinen Jungs so ist, gehört dazu auch, im Sommer in den Garten zu pinkeln. Ich gebe zu, mein erster Gedanke war: „Oh nein, das war’s jetzt mit meinem Staudenbeet.“ Ich war fest davon überzeugt, dass Urin für Pflanzen der absolute Killer ist.
Doch dann hab ich ein bisschen recherchiert. Und bin auf eine Info gestoßen, die mich wirklich überrascht hat: Urin kann – richtig angewendet – ein ziemlich effektiver Dünger sein. Kostenlos, direkt verfügbar, ökologisch.
Warum wirkt Urin als Dünger?
Klingt vielleicht erstmal eklig, aber Urin enthält genau die Nährstoffe, die Pflanzen für ihr Wachstum brauchen: Stickstoff, Phosphor und Kalium. Besonders Stickstoff steckt in größerer Menge drin – und genau den lieben viele Pflanzen. Ein bisschen wie ein Red Bull für Tomaten & Co., wenn man so will.
Und seien wir mal ehrlich: Günstiger geht es nun wirklich nicht. Du produzierst diesen Dünger ja täglich selbst – völlig kostenlos und ökologisch hoch zehn. Aber wie genau sollte man Urin als Dünger verwenden?
Die wichtigste Regel: Urin immer verdünnen!
Purer Urin schadet Pflanzen. Wenn unser Kleiner also Pipi in den Garten macht, dann kommt hinterher die Schlauchdusche für Sträucher, Stauden & Co. zum Einsatz. Unverdünnter Urin kann Blätter und Wurzeln angreifen und den Boden aus dem Gleichgewicht bringen.
Empfohlen wird ein Verhältnis von 1:10, also ein Teil Urin auf zehn Teile Wasser. Wer sich vorsichtig ranwagen will, kann auch mit 1:20 starten.
Ganz wichtig: Zum Düngen nur frischen Urin verwenden. Steht Harn längere Zeit, bilden sich Ammoniak und andere Stoffe, die für Pflanzen nicht mehr so gesund sind.
Diese Pflanzen lieben den Pipi-Dünger
Ich war echt überrascht, wie viele Pflanzen mit Urin prächtig gedeihen. Vor allem diese hungrigen Kandidaten im Garten profitieren vom Pipi-Dünger:
Gemüse & Kräuter:
- Tomaten – mehr Früchte und mehr Wachstum
- Zucchini & Kürbis – extrem nährstoffhungrig
- Paprika & Chili – reagieren positiv auf Stickstoff
- Sellerie (Knolle & Stange) – schätzt die Extra-Dosis Nährstoffe
- Porree / Lauch – entwickelt sich besonders kräftig

Blühpflanzen & Stauden:
- Rosen – für üppige Blüte und kräftiges Blattgrün
- Sonnenblumen – benötigen viel Stickstoff für Wachstum
- Dahlien – profitieren von Kalium und Stickstoff
- Stockrosen – entwickeln sich deutlich besser
Lies auch: Rosen: Der beste Dünger besteht aus etwas, das du bisher immer weggeworfen hast
Obst & Beeren:
- Himbeeren & Brombeeren – besonders im Wachstum
- Obstbäume (Apfel, Birne, Pflaume) – in Maßen, zur Blütezeit
- Melonen (im Gewächshaus) – kräftiger Wuchs, bessere Fruchtbildung
Rasen & Hecken:
- Rasenflächen – werden sattgrün (wenn gleichmäßig verteilt!)
- Liguster, Kirschlorbeer & Lebensbaum – mögen nährstoffreiche Böden
Wichtig beim Düngen: Immer direkt an den Wurzelbereich und nie auf die Blätter gießen. Und das Ganze möglichst abends, damit sich der Geruch nicht so entwickelt – und auch keine Sonne draufknallt.
Auch wenn eine Pflanze prinzipiell Urin verträgt, gibt es Ausnahmen:
- Jungpflanzen & Sämlinge: Nie direkt mit Urin düngen – sie sind viel zu empfindlich-
- Große Trockenheit: Urin + ausgetrockneter Boden = Wurzelbrandgefahr.
- Kübelpflanzen: Können anfangen zu riechen und schnell überdüngt werden.
Diese Pflanzen vertragen keinen Urin als Dünger
Nicht alle Pflanzen mögen’s „goldgelb“. Hier kommt eine Liste an Pflanzen, die du nicht mit Urin düngen solltest:
Blattgemüse, das Nitrat anreichert:
- Spinat
- Mangold
- Rucola
- Feldsalat
- Blattsalate allgemein
Diese Pflanzen neigen dazu, Nitrat aus dem Boden stark anzureichern – und das kann sich in deinem Körper zu Nitrit umwandeln. Besonders für Kinder, Schwangere und empfindliche Personen ein Risiko.
Empfindliche Gemüsearten:
- Radieschen & Rettich – entwickeln bei Überdüngung schnell Pelzigkeit und werden holzig
- Kohlrabi – neigt zu zu schnellem, schwammigem Wuchs
- Zuckererbsen & Buschbohnen – reagieren sensibel auf zu viel Stickstoff, weniger Blütenbildung
- Zwiebeln & Knoblauch – mögen es nährstoffärmer, sonst verfaulen sie leichter
Sträucher und Beeren:
- Heidelbeeren
- Preiselbeeren
- Rhododendron
- Hortensie
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Nicht jedes Pipi ist gut für den Garten
Wenn du Medikamente einnimmst, solltest du deinen Urin nicht als Dünger verwenden. Das gilt zum Beispiel bei Antibiotika, Schmerzmitteln oder hormonellen Präparaten wie der Pille – Rückstände davon landen sonst im Gemüsebeet.
Und auch bei Rauchern können Schadstoffe über den Urin in den Boden gelangen. Also besser nicht als Dünger verwenden.
Praktische Frage: Wie fängt man Urin am besten auf?
So viel zur Theorie, kommen wir zur Praxis: Wenn du Urin als Dünger ausprobieren willst, musst du ihn möglichst einfach und sauber einfangen. Stell dir ein großes Glas oder einen Becher mit Deckel neben die Toilette – möglichst mit Griff und Ausgusstülle.
Männer haben’s hier eindeutig leichter. Wir Frauen können mit einem Urin-Trichter (kennen vielleicht manche vom Festival) nachhelfen. Danach gleich mit Wasser verdünnen und ab aufs Beet.
Gewöhnungsbedürftig, aber richtig nachhaltig
Ich hätte nie gedacht, dass unser Nachwuchs mir den nachhaltigsten Dünger-Tipp meines Lebens liefert. Aber so ist es gekommen. Urin im Garten einzusetzen ist erst mal gewöhnungsbedürftig, keine Frage. Aber wenn du’s richtig machst, kannst du nicht nur Geld sparen, sondern auch aktiv Ressourcen schonen – und ganz nebenbei deine Pflanzen richtig happy machen.
Also: vielleicht einfach mal ausprobieren? Dein Garten wird’s dir danken. Und wenn du’s keinem erzählst, merkt’s auch keiner.
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