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Tablet statt Teddy? Wann digitale Bildung für Kinder sinnvoll beginnt

Mädchen, ca. 9 Jahre alt, sitzt mit einem Tablet, Papier und Stiften am Tisch und erledigt Aufgaben.
© AdobeStock/ MNStudio

Vorab im Video: Wieviel Fernsehen ist für Kinder okay?

Wir leben in einer digitalen Welt. Zeit, auch unsere Kinder darauf vorzubereiten. Doch wann sollte digitale Bildung beginnen?

Als Elternteil steht man vor vielen Herausforderungen. Wann sollte ich mein Kind in die Kita schicken, Stillen oder Flasche oder ab welchem Alter darf mein Kind ein Tablet benutzen?

Auch ich stehe bzw. stand vor diesen Herausforderungen und musste mir von vielen Freundinnen-Müttern so einige Meinungen dazu anhören. Ein richtig und ein falsch gibt es bei diesen Fragestellungen meist nicht. Meistens wird versucht, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Doch bei einer Sache war ich mir immer sicher. Vor dem dritten Geburtstag meines Sohnes wird er kein Handy oder Tablet in die Hand bekommen.

Leichter gesagt als getan, als die ersten Wutanfälle im Auto anfingen und die einzige Ablenkung das Handy war. Ich weiß, die Mütterpolizei steht bestimmt schon in den Startlöchern, aber in solchen Momenten war ich einfach nur dankbar für das Handy.

Aber mal im Ernst: Wann sollte man tatsächlich damit starten, die Kinder mit digitalen Medien zu konfrontieren und einzuführen? Und ab welchem Punkt wird aus sinnvoller Nutzung eher ein riskantes Überangebot?

Digitale Kindheit? Wie sieht es heute aus?

Digitale Medien sind längst kein Randphänomen mehr, sondern prägen den Alltag selbst der Kleinsten. Laut der miniKIM-Studie 2023 nutzen etwa ein Viertel aller 2‑ bis 5‑Jährigen täglich Tablet, Smartphone oder Streamingdienste. Seit 2020 ist der Zugang zu smarten Geräten um 50 Prozent gestiegen – einschließlich einem eigenen Handy bei etwa 10 % der Kleinkinder, so die Studie.

Die KIM-Studie 2024 zeigt, dass etwa 46 % der 6‑ bis 13‑Jährigen ein eigenes Smartphone besitzen. Das ist fast jede*r Zweite. Noch auffälliger: Der Anteil der 8‑ bis 9‑Jährigen, die täglich online sind, ist in nur zwei Jahren von 23 % auf 40 % gestiegen. Das zeigt, dass sogar die Kinder im Grundschulalter täglich mit digitalen Medien konfrontiert werden.

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Chancen vs. Risiken: Wie sinnvoll sind digitale Medien?

Digitale Medien werden häufig direkt verteufelt. Besonders, wenn Kleinkinder bereits Zugang dazu haben. Doch sind Tablet, Smartphone und Co. wirklich so schlecht oder bietet die Digitalisierung auch Chancen? Schließlich leben wir in einer digitalen Welt und sollten unsere Kinder davor nicht verschließen.

Entwicklungsprobleme bei zu früher Nutzung

Eine Verlaufsstudie aus Neuseeland mit über 6.000 Kindern im Alter von 2–8 Jahren zeigte, dass bereits 90 Minuten Bildschirmzeit pro Tag mit unterdurchschnittlichen sprachlichen und sozialen Fähigkeiten verbunden waren. Zudem ergab eine großangelegte Befragung, dass eine Stunde oder mehr mobile Bildschirmzeit täglich signifikant mit schlechterer Sprachentwicklung bei Zwei- und Dreijährigen zusammenhängt.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) schreibt in ihren Leitlinien für den Umgang mit digitalen Medien in der Familie, dass Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren keine Bildschirmzeit haben sollten.

Laut DGKJ kann die übermäßige Nutzung von Bildschirmmedien zu „Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Empathieverlust, schlechten Schulleistungen sowie Internet- und Computerspielsucht führen“.

Früher Einstieg schafft Chancen, aber nur mit pädagogischer Begleitung

Ein Bericht der OECD (2025) zeigt: Bereits 70 % der 10‑Jährigen und nahezu 98 % der 15‑Jährigen besitzen ein Smartphone. Viele verbringen über 30 Stunden pro Woche mit digitalen Geräten – weit über empfohlenen Grenzwerten. Das wirft die Frage auf, wie dieser unvermeidbare Alltag kindgerecht gestaltet werden kann.

Der Schlüssel liegt bei uns. Wenn wir unsere Kinder altersgerecht im Umgang mit digitalen Medien begleiten und die Nutzung auch reflektieren, können Kinder lernen vernünftig und bewusst damit umzugehen. Wir sollten Vorbild sein und zusammen mit unseren Kids die Inhalte auswählen, die sie nutzen dürfen.

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Digitale Medien sollten wir auf jeden Fall nicht verteufeln. Früher oder später müssen sich die Kinder damit auseinandersetzen. Ein früher Zugang dazu, kann ihnen helfen, selbst einzuschätzen, wie Apps oder ähnliches sinnvoll genutzt werden können.

Das geht aber nur mit Unterstützung. Förderlich sind z. Bsp. Lern-Apps oder Apps zum Vorlesen. So kommen die Kinder in Kontakt mit digitalen Medien, werden aber nicht überreizt oder überfordert.

Unsere Empfehlung: Tablet und Teddy!

Digitale Bildung darf früh starten. Aber bitte nicht im Überfluss. Stattdessen solltet ihr:

  • begleiten statt blockieren: Eltern sind Vorbild und sollten gemeinsam Inhalte auswählen, etwa durch Vorlesen mit einer App.
  • Regeln vereinbaren: Medienzeiten sowie Inhalte sollten klar besprochen und eingeführt werden.
  • Qualität vor Quantität setzen: Nicht jede App ist pädagogisch sinnvoll. Inhalte sollten fördern, nicht überreizen oder vereinnahmen.
  • ein gutes Mittelmaß finden: Analoge Erlebnisse bleiben unerlässlich (Basteln, draußen Spielen, mit Freunden treffen)

Fazit: Früh beginnen, aber mit Begleitung

Ein Tablet kann Begleiter in eine digitale Zukunft sein, wenn es nicht den Teddy verdrängt, sondern ihm Gesellschaft leistet. Klar ist:

  • Zu früh, zu viel kann tatsächlich Entwicklungsrisiken bergen (z. B. Sprach‑ oder soziale Fähigkeiten).
  • Begleitete, reflektierte Nutzung im Grundschulalter kann Medienkompetenz fördern.
  • Eltern bleiben der Schlüssel, mit Interesse, Regeln, Begleitung und Haltung.

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