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TikTok: Schluss mit unbegrenzter Bildschirmzeit

TikTok: Schluss mit unbegrenzter Bildschirmzeit
TikTok: Schluss mit unbegrenzter Bildschirmzeit Credit: Shutterstock

Die chinesische Video-Plattform TikTok stand schon öfter in der Kritik. Nun will die App die Bildschirmzeit für minderjährige Nutzer*innen regulieren.

Inhaltsverzeichnis

TikTok: Schluss mit unbegrenzter Bildschirmzeit

Um Kinder und Jugendliche zu schützen, will TikTok die tägliche Bildschirmzeit auf 60 Minuten begrenzen. Nur mit einem Passwort der Eltern gibt es die Möglichkeit zur Verlängerung. Doch die Regulierung kann leicht umgangen werden.

So will TikTok die Maßnahmen umsetzen

Minderjährigen Nutzer*innen unter 13 Jahren werden künftig eine automatische Sperrung auf TikTok bekommen, wenn sie 60 Minuten Bildschirmzeit am Tag überschreiten. Die App kann somit erst am nächsten Tag wieder genutzt werden. Eltern können das Entertainmentprogramm verlängern, indem sie einen selbsterstellten Code eingeben.

Unter 18-Jährige haben etwas mehr Freiraum: Nach 60 Minuten wird auch ihnen eine Meldung angezeigt, allerdings können die User*innen sich entscheiden, ob sie auf der Plattform weiterscrollen wollen oder nicht. Nach 100 Minuten verbrachter Zeit auf TikTok meldet die App sich erneut und schlägt den Nutzer*innen vor, künftig ein Zeitlimit zu setzen.

Mit den Zeitvorgaben orientiert sich TikTok laut eigener Aussage an wissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnissen von Expert:innen des Digital Wellness Lab am Kinderkrankenhaus von Boston.

Lesetipp: TikTok-App – Was Eltern dazu wissen sollten

Leichtes Umgehen der Regulierung

Doch die neuen Maßnahmen der App sind nicht festgefahren, denn die Regulierung der Bildschirmzeit kann von Nutzer*innen leicht umgangen werden.

Für unter 18-jährige User*innen ist sowieso keine feste Zeit vorgeschrieben – mit dem Aufploppen der Meldung zur aktuellen Bildschirmzeit werden sie nur über die Nutzung informiert. Weitere Schritte sind allerdings jedem selbst überlassen.

Anderweitig kann man die Begrenzung auch umgehen, indem man sich schlichtweg einfach als Erwachsene*r registriert. TikTok hat zurzeit noch keine direkte Altersüberprüfung und die Nutzer*innen können somit beim Alter schummeln und unbegrenzt weiterscrollen.

Neue Funktionen im „Begleitenden Modus“

Neben der geplanten Begrenzung der Bildschirmzeit hat TikTok Änderungen im „Begleitenden Modus“ vorgenommen. Diese Funktion gibt es schon etwas länger, allerdings soll sie nun für alle Nutzer*innen verfügbar sein. Erziehungsberechtigte haben damit die Möglichkeit, die Bildschirmzeit der Jugendlichen individuell für jeden Wochentag festzulegen. Über das Dashboard können Eltern sehen, wie oft TikTok geöffnet wurde, wie viel Zeit ihr Kind auf der App verbracht hat und wie sich die Zeit auf der App in Tag und Nacht aufteilt.

Zudem gibt es die Möglichkeit, eine Schlaferinnerung einzurichten: Nutzer*innen können damit eine Zeit festlegen und wenn diese erreicht ist, bekommen sie eine Pop-up-Benachrichtigung, die sie daran erinnert, dass es Zeit ist, ins Bett zu gehen und die App zu schließen.

Auch lesen: Macht der TikTok-Trend „Lucky Girl Syndrome“ wirklich glücklich?

Beliebte Plattform für Teenager

TikTok verzeichnet knapp 19,51 Millionen Nutzer*innen in Deutschland: Damit liegt die App in Sachen Beliebtheit hinter Instagram und Snapchat. Trotzdem gehört die Plattform vor allem für die jüngere Generation zum Alltag. 67 % der 14- bis 15-Jährigen gaben in einer Umfrage aus dem Jahr 2021 an, die App zu nutzen. Bei den 12- bis 13-Jährigen waren es 53 %.

Weitere schwere Vorwürfe gegen TikTok

Doch nicht nur im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes sorgt TikTok in letzter Zeit für Schlagzeilen: Auch die Datensicherheit der App wird immer wieder infrage gestellt. In den USA und Kanada hatten die Regierungen vor kurzem bekannt gegeben, dass das Nutzen der App auf den Diensthandys für ihre Beschäftigten untersagt ist. Auch Mitarbeitende der EU-Kommission müssen TikTok von ihren Diensthandys löschen.

IT-Expert*innen begrüßen das Verbot und weisen darauf hin, dass man nie genau wissen kann, was mit den Daten passiert – und diese letztendlich auch für andere Zwecke missbraucht werden könnten. Auch einige deutsche Politiker*innen fordern eine Erweiterung der Regulierung und wollen Mitarbeitenden des Staates die Installierung der App auf ihren Diensthandys verbieten.

TikTok weist bisher alle Vorwürfe zurück. Eine Pressesprecherin der App antwortet auf Anfrage des Spiegels wie folgt: „Wir sind von dieser Entscheidung enttäuscht, die unserer Meinung nach fehlgeleitet ist und auf grundlegenden Missverständnissen beruht.“

Auch Desinformation und Propaganda-Kampagnen werden der TikTok-App immer wieder vorgeworfen. Laut eines Artikels von Bloomberg, hatte die App letztes Jahr über 1700 Accounts identifiziert, die anti-ukrainische Nachrichten verbreiteten. Ob die Accounts durch Mitarbeitende der russischen Regierung erstellt wurden, ist zurzeit noch unklar. TikTok hat daraufhin die Accounts gesperrt und Inhalte, die zur Desinformation führten, von der App verbannt.

Eine Pressesprecherin der App versicherte, weiterhin gegen Desinformation und Co. anzukämpfen und stetig neue Sicherheitsregulierungen durchzuführen. Ob TikTok das in Zukunft gelingen wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar.