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Rauchen und Stillen: Das passiert mit Babys, wenn Mama nicht ohne Zigarette kann

Mutter hält ihr Neugeborenes drinnen.
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Vorab im Video: Mit dem Rauchen aufhören: Diese Tipps helfen

Rauchen in der Schwangerschaft ist ein absolutes Tabu. Für viele Raucherinnen ist es zwar nicht so schwer, mit einem positiven Schwangerschaftstest die Finger vom Glimmstängel zu lassen. Aber nach der Geburt wird das als ehemalige Raucherin immer schwerer. Darf man denn mal eine Zigarette rauchen, wenn man stillt? Wir haben Antworten.

Rauchen ist schädlich und das in allererster Linie für den Raucher oder die Raucherin selbst. Tatsächlich aber haben auch Passivrauch und der Nikotingehalt, der an Händen und Kleidung haften bleibt, einen negativen Einfluss auf die Mitmenschen. Besonders gefährdet sind dabei Säuglinge, Babys und Kleinkinder.

Noch schädlicher als Passivrauch ist für Säuglinge, wenn Mama selbst raucht und stillt. Studien zeigen, dass 40 – 50 % der Frauen, die während der Schwangerschaft ganz auf Zigaretten verzichtet haben, nach der Geburt wieder mit dem Rauchen anfangen. Auch deshalb, so schreibt es die Nationale Stillkommission in einer Elterninformation, weil „die nachteiligen Effekte des Rauchens während der Stillperiode weniger bekannt sind“, als die negativen Effekte, die Rauchen in der Schwangerschaft hat.

Denn das in Zigaretten enthaltene Nikotin (und andere Schadstoffe und Gifte) findet seinen Weg in die Muttermilch und somit in den kindlichen Körper. Sollten Frauen, die gerne mal eine Zigarette rauchen, ihr Baby also am besten nicht stillen? Die Antwortet lautet: Jein.

Lies auch: Das sind die Risiken für Alkohol in der Schwangerschaft

Rauchen und Stillen: Das sind die größten Gefahren

Zigarettenrauch enthält zahlreiche schädliche und krebserregende Stoffe. Diese können über die Atemluft (also den Passivrauch), über die Kleidung und Haut des Rauchers bzw. der Raucherin und eben über die Muttermilch an das Kind übertragen werden.

Wie hoch der Gehalt der Schadstoffe in der Muttermilch ist, ist abhängig von der Menge an Zigaretten, die die Mutter konsumiert und von der zeitlichen Reihenfolge, in welcher sie raucht und stillt. Nikotin beispielsweise erreicht unmittelbar nach dem Konsum einer Zigarette eine dreifach höhere Konzentration in der Muttermilch als im Blut der Mutter.

Die Stillzeit ist also ein wesentlicher Faktor. Kann eine Frau also absolut nicht aufs Rauchen verzichten, möchte ihr Kind aber dennoch stillen, sollte sie unbedingt darauf achten, erst zu stillen und anschließend zur Zigarette zu greifen.

Folgen von Rauchen und Stillen

Milchbildung

Je nachdem, wie viele Zigaretten die Mutter am Tag raucht, kann es zu Stillproblemen kommen. Denn der Tabakkonsum hemmt die Milchproduktion, Milchmenge und den Milchspendereflex. Studien haben gezeigt, je mehr Zigaretten eine Frau geraucht hat, um so ausgeprägter war dieser Effekt.

Milchgeschmack

Auch schmeckt die Milch für den Säugling anders, was wiederum zur Folge hat, dass er weniger trinkt. Tatsächlich, so haben es Studien ergeben, sind Babys rauchender Mütter oft unruhiger, sie erbrechen sich häufiger, leiden öfter an Koliken und nehmen langsamer zu als Babys von Müttern, die nicht rauchen. Auch erkranken Kinder aus Raucherhaushalten öfter an Atemwegserkrankungen.

Folgeerkrankungen

Das Risiko einer Allergie ist für Kinder erhöht, deren Mutter gleichzeitig geraucht und gestillt hat.

Wie sich Stillen und Rauchen auf die spätere Gesundheit des Kindes auswirken, kann nur gemutmaßt werden. Es ist schwierig nachzuweisen, ob beispielsweise Kinder, die von einer rauchenden Mutter gestillt wurden, häufiger an Krebs erkranken.

Motivation der Mutter

Frauen, die in der Stillzeit rauchen, sind weniger motiviert, ihr Kind zu stillen, das zeigen Untersuchungen. Vielleicht auch deshalb, weil die Gefahren von Nikotin und zahlreichen anderen Schadstoffen in Zigaretten ihnen mehr oder weniger bewusst sind. Einen Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus einer stillenden Raucherin und ihrer Bereitschaft zum Stillen konnten Wissenschaftler*innen nicht finden.

Sollten Raucherinnen überhaupt stillen?

Stillen wird als optimale Ernährung für Babys und Säuglinge angesehen. Raucht die Mutter während der Stillzeit, beeinflusst das die positiven Effekte der Muttermilch negativ. Die Wissenschaft ist sich jedoch uneins darüber, in welchem Ausmaß dies geschieht. Es ist also nicht klar, ob es dem Kind mehr schadet, wenn die Mutter raucht oder wenn sie gar nicht stillt.

Für Babys, deren Mütter viel rauchen, also mindestens zehn bis 15 Zigaretten am Tag, verstärken sich die negativen Effekte in jedem Fall. Jede Zigarette mehr schadet auch der Gesundheit des Kindes mehr.

Offizielle Empfehlungen zum Rauchen in der Stillzeit

Die Nationale Stillkommission empfiehlt allen Müttern während der Stillzeit konsequent nicht zu rauchen. Wer es dennoch nicht lassen kann, sollte sehr bemüht sein, das Rauchen so weit wie möglich einzuschränken. Die Vorteile des Stillens können die Risiken des Rauchens überwiegen, wenn nur mäßig geraucht wird.

Es sollte niemals in Gegenwart des Kindes oder der stillenden Frau geraucht werden. Verzichten Raucher*innen konsequent auf das Rauchen in ihrer Wohnung, bleiben alle Räume also rauchfrei, sinkt das Risiko für den plötzlichen Kindstod.

Nach Möglichkeit sollte eine große Zeitspanne zwischen Rauchen und Stillen liegen, mindestens aber einer Stunde. Die Nikotin-Konzentration in der Milch der Mutter beispielsweise baut sich innerhalb einer Stunde deutlich ab. Andere toxische Substanzen der Zigarette brauchen jedoch deutlich länger.

Nach dem Rauchen sollten die Hände und das Gesicht gewaschen werden. Auch die Kleidung sollte idealerweise gewechselt werden.

Quellen:
Still-Lexikon – Infoportal rund ums Stillen
Bundesinstitut für Risikobewertung
Nationale Stillkommission
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt oder der Ärztin. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr eure*n Arzt*in kontaktieren.