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Elternfrage: Ist es okay, wenn Kinder Krieg spielen?

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Kinder und Spielzeugwaffen

Darum sind Pistolen, Schwerter und Co. so interessant für Kinder.

Viele Kinder finden Spielzeugpistolen und andere Spielzeugwaffen spannend. Wie reagiert man, wenn der Nachwuchs damit Krieg spielt?

Kleine Jungs und Mädchen sind regelrechte Waffenfans. Egal ob Wasserpistole, Nerf-Gun oder Plastik-Revolver, viele Kinder werden davon magisch angezogen. Und dann spielen sie mit ihren Freunden und Freundinnen Räuber und Polizist*in, Spezialeinheit oder auch Krieg.

Vor allem Letzteres erschreckt uns Erwachsene. Tobt doch aktuell ein Krieg in Europa und auch der Palästina-Israel-Konflikt steckt uns in den Knochen. Ist es da in Ordnung, dass kleine Jungs und Mädchen mit Spielzeugwaffen aufeinander zielen und spielen, die andere Partei zu beschießen und irgendwie ja auch (wenn auch nur spielerisch) zu töten?

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Pädagogik und Waffen

Ganz klar ist, die Entscheidung über Spielzeugwaffen im Haus treffen alle Eltern für sich. Einige lehnen sie kategorisch ab, andere würde sie nicht kaufen, finden es aber okay, wenn das Kind woanders damit spielt und wieder andere haben gar kein Problem damit, schließlich ist es nur Spielzeug.

Aber was sagen Pädagog*innen zum Spielen mit Waffen aus Plastik und Holz? Tatsächlich sehen es viele nicht als problematisch an. Und zwar deshalb, weil Waffen für Kinder nur Mittel zum Zweck sind, Geschehnisse zu verarbeiten bzw. ihre eigenen Grenzen und die Grenzen anderer auszutesten.

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Kinder testen Grenzen aus im Spiel mit Waffen

Je älter Kinder werden, umso mehr begreifen sie, dass sie eine eigenständige Person sind. Als solche wollen sie sich ganz natürlich von ihren Eltern, aber auch von anderen Kindern abgrenzen. In dieser Phase der Selbstfindung geht es Kindern also darum, herauszufinden, wie sie auf andere wirken können, welchen Einfluss sie haben, wie stark sie sind und wie viel Macht sie selbst haben.

Und darüber lernen sie auch etwas, wenn sie mit Pistolen und Schwertern spielen. Denn Waffen sind das Sinnbild für Macht und Stärke. Sie entscheiden in Filmen, Zeichentrickserien und Büchern über Sieg oder Niederlage. Und Kinder spielen das nach. Im Spiel können sie stark und unverwundbar sein. Anders als im realen Leben. Kinder wissen das gut zu unterscheiden.

Oft sind es Kindergartenkinder, die besonders auf Pistolen, Säbel und Co. stehen. Schon mit dem Eintritt ins Grundschulalter lässt bei vielen die Faszination nach.

Kinder verarbeiten im Spiel Angst & Hilflosigkeit

Aber auch wenn Kinder im Grundschulalter Krieg spielen, ist das nicht zwangsläufig besorgniserregend. Es ist vielmehr ihr Versuch, mit Nachrichten über Katastrophen und Kriege umzugehen. Sie verarbeiten das Gehörte dadurch.

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Wie Familienberaterin Daniela Albert im Interview mit Focus.de erklärt, geht es Kindern beim Krieg spielen darum, „…der eigenen Hilflosigkeit , die Kinder in dieser Krise spüren, etwas entgegenzusetzen. Was man hier beobachten kann, ist Teil einer spielerischen Verarbeitung von Realität, die die Kinder gerade miterleben müssen.“

Krieg spielen hilft ihnen dabei, mit ihrer Hilflosigkeit umzugehen. „Da wird ein kriegsführender Diktator auf einmal besiegbar wie eine Gruppe anderer Vierjähriger und ein kleiner „Soldat“ kann kommen und ihn stoppen“, so Daniela Albert dazu.

Zudem kann ihnen das Spielen mit Waffen helfen, ihre Aggressionen loszuwerden. Nicht etwa, indem sie das Gegenüber im Spiel wirklich verletzen, sondern dadurch, dass sie das Spiel bestimmen. In ihrer Fantasiewelt sind sie die Guten, die über das Böse siegen (oder die, die vom Guten besiegt werden). In jedem Fall gewinnt im Spiel das Gute.

Spielzeugwaffenverbot nicht ratsam

Aus diesem Grund hält es die Pädagogin auch nicht für ratsam, Kindern dieses Spiel einfach bloß zu verbieten. Wer sich aber dennoch schwertut mit dem Einsatz von Spielzeugwaffen, der sollte Kindern andere Räume und Möglichkeiten geben, Nachrichten zu verarbeiten. Sie sollten toben und raufen können, und ihrer Fantasie freien Lauf lassen dürfen.

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Zudem ist es wichtig, Kindern zu helfen, Ängste und Sorgen über Kriege und Katastrophen zu äußern. Man sollte mit ihnen kindgerecht darüber sprechen, ihnen die Möglichkeit geben, sich darüber zu informieren und sie Fragen stellen lassen.